Tiefer gelegene Skigebiete jubeln über Super-Winter
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Nie mehr Warten vor dem Lift? Nur noch dynamische Preise?
Das Skigebiet der Zukunft – das könnte sich ändern

Wie sieht das Skigebiet in 15 Jahren aus? Eine Frage, die sich nicht nur die Bergbahnen stellen. Expertin Cindy Heo spricht über neue Ausrichtungen und sieht die unbeliebten dynamischen Preisen auf dem Vormarsch.
Publiziert: 15:14 Uhr
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Aktualisiert: 15:43 Uhr
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Die Skifans konnten diese Saison gute Bedingungen geniessen.
Foto: zVg Nendaz

Darum gehts

  • Schweizer Skigebiete: Dynamische Preise sollen Wartezeiten reduzieren
  • Nachfragekalender und Gesamterlebnis stehen im Fokus zukünftiger Skigebiete
  • Vor 20 Jahren waren schwankende Preise in Hotels und Flügen unbekannt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Die Schweizer Skigebiete hatten definitiv schon mit schlechteren Wintern zu kämpfen. Der Schnee fiel in dieser Saison frühzeitig, das Wetter war grösstenteils gut. In den Hochsaison-Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr sahen Skifans selten eine Wolke am knallblauen Himmel. Die guten Bedingungen lockten auch den hinterletzten Skifan auf die Piste. Die Folge: Es bilden sich – wie jedes Jahr – mühsame Warteschlangen vor den Liften. Da bleibt es aktuell ein Wunschgedanke, dass Skifahrer auch an schönen Tagen direkt durchs Drehkreuz gehen und auf den Lift hüpfen können. Doch ist das vielleicht eine Vorstellung für die Zukunft?

Wie das Skigebiet von morgen aussieht, weiss Cindy Heo (48). Sie ist ausserordentliche Professorin für Revenue Management an der EHL Hospitality Business School in Lausanne und hat kürzlich die Dolomiten (IT), eine der grössten Ski-Regionen der Welt, beraten. Das Thema der langen Schlangen beschäftigt auch sie. «Dynamische Preise können helfen, die Wartezeit beim Skifahren zu reduzieren», sagt sie im Gespräch mit Blick.

«Mehr dynamische Preise»

Ausgerechnet das schwankende Preismodell soll also die Lösung sein. Also das System, welches in letzter Zeit äusserst umstritten ist. Je nach Wochentag, Buchungszeitpunkt und Haupt- oder Nebensaison ändert sich der Preis einer Tageskarte. Der Konsumentenschutz kritisiert die fehlende Transparenz dieser Preispraxis schon länger. Die Bergbahnen beharren auf ihrem Argument, dass die Skifahrer profitieren, wenn sie früh buchen.

Die flexiblen Preise geben den zeitlich ungebundenen Wintersportlern Anreize, die Wochentage den Wochenenden vorzuziehen. Darum behauptet Heo: «Dynamische Preisgestaltung ist der Trend. Wir werden auch in Zukunft mehr Skigebiete sehen, welche dieses Preissystem verwenden.» Sie stützt sich dabei auf die Erfahrungen in anderen Branchen wie Hotels und Flüge. Vor 20 Jahren kannte da
noch niemand das System der schwankenden Preise, das sich an der Nachfrage in Echtzeit orientiert. «Heute ist es eine sehr vertraute Praxis.»

Beim Buchen weisst du, wie lange du anstehen musst

In den nächsten Jahren dürfte zudem eine Art dynamischer Nachfragekalender in den Schweizer Skigebieten zu sehen sein. So sollen Wintersportler bereits bei der Buchung sehen, mit wie viel Verkehr sie am jeweiligen Tag auf der Piste rechnen müssen. Dieser dynamische Nachfragekalender sollte sich automatisch anhand der Anzahl der eingegangenen Buchungen aktualisieren. «Wenn Gäste mehrere Tage zur Verfügung haben, können sie so die hochfrequentierten Tage auslassen», meint Cindy Heo. Das dürfte das Anstehen ebenfalls reduzieren.

Wer trotzdem ein beliebtes Datum wählt, wird von den Skifahrer-Massen wenigstens nicht überrascht. «Das reduziert die Unzufriedenheit», so die Expertin. Der Nachfragekalender und die dynamischen Preise geben mittlerweile zwar einen kleinen Hinweis zum Gästeaufkommen, darin Wartezeiten zu interpretieren, ist aber nicht möglich. In anderen touristischen Attraktionen wie Museen gibt es das allerdings bereits.

Daten, Daten, Daten

Nach den Vorstellungen der Expertin geht es in Zukunft sowieso nicht mehr nur darum, noch mehr Leute auf die Piste zu bringen. «Das Gesamterlebnis soll im Vordergrund stehen», meint Heo. «Wenn die Kunden zufrieden sind, sind sie auch bereit, mehr zu bezahlen.» Und wie an vielen Ecken in der heutigen Welt geht das nicht ohne eine intensivere Datenerfassung. 

Diese Entwicklung wird auch bei den Bergbahnen Halt machen. Wann buchen die Gäste ihre Skitage? Wie viele machen das im Voraus? Wie reisen sie an? «Viele Destinationen erfassen diese detaillierten Daten aber nicht. Auch in der Schweiz nicht. Das System ist noch nicht ausgereift.» 

Kombinierte Angebote könnten also zunehmen. Beispielsweise mit garantierten und integrierten Parkplätzen oder organisierten Skiräumen, dass Wintersportler nicht mehr schleppen müssen. Ideen sind vorhanden, an der Umsetzung scheitert es momentan noch. Wie beliebt diese neuen Angebote dann wirklich sind, bleibt letztlich wohl immer eine Frage des Preises.

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