Darum gehts
- Schweizer Bevölkerung begeistert vom Wintersport, Skigebiete freuen sich über starke Zahlen
- US-Gäste reisen vermehrt in die Schweiz, europäische Besucherzahlen stabil
- Kleine und mittlere Bahnen begrüssten bis Ende Februar 23 Prozent beziehungsweise 15 Prozent mehr Gäste
Von wegen Wintersport ist out: Die Schweizer Bevölkerung fliegt aufs Skifahren, Schneeschuhwandern und Langlaufen. Viele Destinationen dürfen sich über den zweiten starken Winter in Folge freuen, wie die Ergebnisse einer Umfrage von Blick verdeutlichen.
Im Hoch-Ybrig SZ ist die Euphorie besonders gross. «Es wurden über 25 Prozent Personen mehr befördert als im Vorjahr», sagt Urs Keller (38), Geschäftsleiter der Hoch-Ybrig AG. Bereits im letzten Winter fuhr das Skigebiet den dritthöchsten Umsatz der Geschichte ein. «Diese Saison schlägt sämtliche Rekorde», so Keller. So sei die Ski- und Snowboardschule über zwei Monate lang komplett ausgebucht gewesen.
Zu den grossen Gewinnern gehört auch die Klewenalp NW: In der Vorsaison standen die Anlagen wegen Schneemangels noch während dreier Wochen still. In diesem Jahr legten die Ersteintritte bis Ende Februar um etwa 30 Prozent und der Umsatz gar um rund 60 Prozent zu.
Bergbahnen in tiefen Lagen profitieren
«Mehrere kleinere Bergbahnen in tieferen Lagen mussten im milden Januar 2024 ihren Betrieb vorübergehend einstellen», sagt Berno Stoffel (55), Direktor Seilbahnen Schweiz (SBS). In diesem Winter waren das Wetter und Frau Holle jedoch deutlich grosszügiger. So durften kleine und mittlere Bahnen bis Ende Februar im Schnitt 23 Prozent respektive 15 Prozent mehr Gäste begrüssen. Entsprechend weisen die Skigebiete in den Freiburger Alpen, in der Zentral- sowie in der Ostschweiz sensationelle Zahlen aus.
Auch der Start in den März sei sehr zufriedenstellend gewesen. Stoffel: «Dieser Winter zeigt einmal mehr, dass Schneesport in der Bevölkerung nach wie vor hoch im Kurs steht, auch bei den Jungen. Vorausgesetzt, die äusseren Bedingungen stimmen. Davon sind die Bergbahnen nun mal abhängig.»
Ferienwohnungen im Wallis heiss begehrt
Im Berner Oberland und im Wallis legten die Bergbahnen gegenüber dem starken letzten Winter nochmals zu. Im Wallis dürften sich besonders die Vermieter von Ferienwohnungen freuen. Die Übernachtungen in der Parahotellerie stiegen gemäss der Tourismusorganisation Valais/Wallis Promotion bis Ende Februar im Vorjahresvergleich um 13 Prozent an. Gut im Plus ist auch die Hotellerie. In Saas-Fee kurbelte die Neueröffnung mehrerer Hotels die Übernachtungszahlen an.
«Die Hotellerie in der Bergregion im Kanton Bern ist stabil unterwegs. Auch wenn die Belegung in diesem Jahr wegen der späten Osterferien wöchentlich zwischen top, mittel und Flop schwankt. Es ist eine Achterbahnfahrt», sagt Stefan Grossniklaus (52) Präsident von Hotelleriesuisse Berner Oberland. Erfolgreich verläuft der Winter in der Skiregion Adelboden-Lenk: Bis Ende Februar liege man hier bei der Gästezahl 4 Prozent im Plus, heisst es auf Anfrage. Die Bergbahnen der Destination Gstaad legten sogar 16 Prozent zu. Das sei aber zum Teil auf den milden Februar 2024 zurückzuführen, in dem viele Leute ihre Freizeit in tieferen Lagen verbracht hätten.
Immer mehr US-Gäste und Exoten
Graubünden hatte in diesem Winter etwas weniger Schneeglück als andere Regionen. Trotzdem konnten die Bahnen gegenüber dem letzten Winter leicht zulegen. Das Gebiet Arosa/Lenzerheide kann die starken Zahlen aus dem Vorjahr halten. Die Bergbahnen Flims Laax konnten bis zum 11. März im Vergleich zum letzten Winter 6 Prozent mehr Ersteintritte verzeichnen. «Bei der Hotellerie resultiert von November 2024 bis Ende Januar 2025 ein Plus von 5 Prozent», heisst es bei Graubünden Tourismus. Positiv laufe auch das Vermietungsgeschäft bei den Ferienwohnungen.
Ein Trend hält in vielen Winterdestinationen an: Es reisen immer mehr US-Gäste und Gäste aus exotischen Ländern wie Brasilien in die Schweiz, während die Gästezahlen aus den traditionellen europäischen Märkten stabil bleiben.
Viele Destinationen profitierten diese Saison zudem davon, dass die Sportferien in den Kantonen über rund acht Wochen verteilt waren und so laufend Gäste in die Berge hochgetrieben haben.
Innovation im Saisonendspurt gefragt
Die späten Osterferien in der zweiten Aprilhälfte stellen für den Saisonendspurt nun aber eine Herausforderung dar. Einige Bahnen schliessen bereits früher, da sie in der Übergangszeit bis Ostern nur Geld verlieren würden. «Das Geschäftsmodell im März und April hat sich völlig verändert. Bei den Gästen rückt in dieser Saisonphase Genuss und Unterhaltung in den Vordergrund», sagt Berno Stoffel.
Die Destinationen müssten deshalb innovativ sein, indem sie die Saison beispielsweise mit Festivals verlängern. «Für alle, die hier nichts machen, ist diese Phase finanziell eine riesige Herausforderung», ergänzt Stoffel. In Davos GR findet Ende März das Coverfestival statt, im Gebiet Les Portes du Soleil VS demnächst das Rock the Pistes. Zermatt VS hat im April das Zermatt Unplugged, St. Moritz GR das Sun Ice Festival und Andermatt UR das High Peak Festival, an dem etwa 8000 Besucherinnen und Besucher erwartet werden.