Darum gehts
- Klimawandel bedroht Schweizer Skigebiete, viele bleiben dennoch bis Ende März geöffnet
- Bergbahnen halten Betrieb trotz möglicher Verluste aufrecht, um Destination zu unterstützen
- Lokale Gegebenheiten bestimmen Voraussetzungen für Frühlingsgeschäft
Im Flachland lässt uns der Klimawandel immer früher schwitzen. In den Bergen sind die höheren Temperaturen indes schon länger für Angstschweiss verantwortlich: Die Zeit mit Schnee wird kürzer – kein Wunder, nimmt die Anzahl Öffnungstage der Skigebiete insgesamt langsam ab. Zu spüren ist das auch in den Frühlingsmonaten. Trotzdem zeigt eine aktuelle Blick-Umfrage: Praktisch alle mittelgrossen Skigebiete beenden ihre Saison gegen Ende März, einige sogar erst im April. Und das, obwohl einige Destinationen keine Piste über 2000 Meter über Meer verzeichnen.
Ist das Thema Schneemangel also so klein, dass ein Betrieb in den Frühlingsmonaten immer gutes Geld einbringt? Nicht ganz. «Ob sich der Betrieb im März lohnt, hängt immer vom Schnee und Wetter ab», erklärt beispielsweise Beatrice Strüby, Leiterin Marketing der Mythenregion SZ. Jürg Schustereit, Bereichsleiter Vertrieb der Pizolbahnen, bestätigt: «Nimmt man nur die Sicht des betrieblichen Aufwands ein, wären die Frühlingsmonate wohl defizitär.» Die Ausgaben übersteigen in dieser Zeit also die Einnahmen. Trotz potenziellem Minusgeschäft laufen die Lifte aber auch im St. Galler Skigebiet. Wie kommt es so weit?
Eine Dienstleistung an die Destination
Das kurzfristige Kostendenken sei nicht angebracht, so Schustereit. Die Bergbahnen weisen hohe Fixkosten auf. «Man kann die Umsätze im März und April darum als Deckungsbeiträge werten», sagt er weiter. Daneben gäbe es weitere Faktoren, die für eine ausreichend lange Wintersaison sprechen. Für Mitarbeitende ist ein Skigebiet so attraktiver. «Würden die Saisonzeiten gekürzt, wäre es noch anspruchsvoller, Saisonstellen zu besetzen», meint der Bereichsleiter.
Und insbesondere für treue Gäste ist das Skifahren im März und April wichtig. Strüby von der Mythenregion bringt es auf den Punkt: «Wir haben sehr viele Saisonkartenbesitzer, denen wir auch eine Leistung schuldig sind. Entsprechend versuchen wir, diese mit der Saisonlänge zu entschädigen.»
Trotz des möglichen Verlustgeschäfts gibt es für die Skigebiete also gute Gründe, den Betrieb im Frühling aufrechtzuerhalten. Tourismus-Experte Christian Lässer (61) von der Universität St. Gallen bringt im Gespräch mit Blick gleich noch einen weiteren ein. «Die Bahnen stellen oft eine Dienstleistung gegenüber der Destination. Stellt man die Bergbahnen ab, läuft in der gesamten Destination praktisch nichts mehr.»
Die Situation könne auch mit dem Sommerbetrieb verglichen werden. Lässer nimmt dabei die Arosa Bergbahnen als Beispiel, bei denen er im Verwaltungsrat sitzt. «Das Geschäft im Sommer floriert für die Bergbahnen in Arosa nicht wirklich. Trotzdem laufen sie. Die Bergbahnen sind sich dieser Verantwortung gegenüber der Destination bewusst. Und der Sommerbetrieb unterstützt die Beschäftigung von Ganzjahresangestellten.»
Rentabel dank Skilagern
Vom Sommer zurück in den Frühling: Je nach lokalen Gegebenheiten spült der Betrieb im März und April auch mit tieferen Frequenzen Geld in die Kassen. In Elm GL sind das unter anderem Skilager. «Dank unserer Skilagerhäuser verfügen wir über eine witterungsunabhängige Grundauslastung», erklärt Stefan Elmer (51), Direktor der Sportbahnen Elm. Bis zum Saisonschluss am 30. März seien diese ausgebucht.
Gemäss Tourismus-Experte Lässer haben die Skigebiete auch einen gewissen Spielraum, den Betrieb rentabel zu halten. «Die Bergbahnen können einzelne Pisten oder Lifte schliessen. Zudem gibt es Kosten, die im Frühling nicht mehr so hoch sind, beispielsweise die Beschneiung», so Lässer. Gegen Ende der Saison wird nämlich nur noch punktuell technisch beschneit. Hingegen versuchen die Bahnen am Anfang der Saison, eine gute Unterlage zu schaffen, die gute Verhältnisse bis in den Frühling ermöglicht.
Die angefragten Skigebiete bestätigen, dass die Bedingungen trotz der höheren Temperaturen von letzter Woche gut sind. Für einen erfolgreichen Endspurt ist also alles angerichtet.