Nicht Inflation oder Ukraine-Krieg sind schuld
Das ist der wahre Grund für die Rezession in Deutschland

Wenn es in Deutschland wirtschaftlich bergab geht, sind das auch für die Schweiz schlechte Nachrichten – immerhin ist der nördliche Nachbar unser grösster Handelspartner. Eine neue Studie liefert nun Hinweise auf die Ursache für die Rezession in Deutschland.
Publiziert: 04.02.2024 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2024 um 13:38 Uhr
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Arbeitsplätze liegen verwaist da. (Symbolbild)
Foto: keystone-sda.ch
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Wenn Amerika hustet, bekommt Europa die Grippe, lautet eine bekannte Börsenweisheit. Sie ist auch auf innereuropäische Wirtschaftsbeziehungen übertragbar: Wenn Deutschland hustet, bekommt die Schweiz die Grippe. Für uns sind es schlechte Nachrichten, wenn die Wirtschaft in unserem Nachbarland und grössten Handelspartner schrumpft. Und das tut sie: letztes Jahr um 0,3 Prozentpunkte. Eine Mini-Rezession zwar nur, aber eben – ein Husten, der die Schweiz mitnimmt.

Eine neue Studie liefert nun eine überraschende Erkenntnis über den Grund für die Rezession in Deutschland: Schuld am Rückgang der Wirtschaft sind die vielen Krankheitsausfälle beim Personal! Dies besagt eine Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VfA), über die die «Rheinische Post» zuerst berichtete. «Ohne die überdurchschnittlichen Krankentage wäre die deutsche Wirtschaft gewachsen», heisst es demnach in der Studie. Konkret um +0,5 Prozent. Auch das nur ein Mini-Wachstum – aber immerhin keine Rezession.

Die Studienautoren gehen davon aus, dass die überdurchschnittlich hohen Krankheitsausfälle die deutsche Wirtschaft 26 Milliarden Euro gekostet hat. Die Krankenversicherungen büssten durch die vielen Krankentage demnach 5 Milliarden ein. Darüber hinaus hätten die Ausfälle zu Steuermindereinnahmen von 15 Milliarden geführt.

Erkältungen und psychische Leiden

Gemäss Angaben der grössten gesetzlichen Krankenkasse Deutschlands sind vor allem Erkältungskrankheiten schuld an den vielen Ausfällen. Sie sorgten 2023 im Schnitt für 5,11 Fehltage pro Arbeitnehmer. Vor der Pandemie waren es noch 2,37 Tage.

Die Pandemie-Beschränkungen verhinderten während mehrerer Winter nicht nur Covid-Ansteckungen – sondern auch Infektionen mit anderen Infekten, etwa Grippe- oder RS-Viren. Seit dem Ende der Massnahmen schlagen diese Krankheitswellen umso stärker zu Buche.

Auch in der Schweiz fehlen die Arbeitnehmenden häufiger denn je krankheitsbedingt bei der Arbeit. Neben Grippe, Covid und Co. spielen dabei psychische Erkrankungen immer häufiger eine Rolle: Die psychisch bedingten Arbeitsausfälle nahmen in der Schweiz 2023 um 20 Prozent zu.

Die gute Nachricht aus Sicht der Schweiz: «Die Schweizer Wirtschaft ist resilienter als gedacht», wie es die Schweizer Ökonomin Sarah Lein (44) zu Jahresbeginn im Blick formulierte. Auch sie sieht das grösste Risiko für die Schweizer Wirtschaft in Deutschland. «Wenn es dort bebt, dann spüren wir das auch hier.» Sie und andere Ökonominnen und Ökonomen rechnen aber damit, dass sich die Schweizer Wirtschaft besser entwickeln wird als jene im Rest Europas. Krankheitstage hin oder her.


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