Ricardo schraubt immer wieder an seinem Gebührenmodell. Nun soll es erfolgsbasierter werden. Wer also Produkte mit hoher Nachfrage auf die Auktionsplattform stellt, bezahlt künftig mehr Provision. Nicht so gängige Waren dagegen werden mit einer tieferen Verkaufsprovision belastet.
Diese Gebührenanpassung gilt ab dem 2. Mai, erst im vergangenen September hatte die Internet-Auktionsplattform ihre Gebühren letztmals erhöht.
Erfolgsprovision nach Produkttyp
Bis jetzt beträgt die Erfolgsprovision für Transaktionen auf Ricardo zehn Prozent des erzielten Verkaufspreises, wobei der Maximalwert, den Ricardo abschöpft, bei 290 Franken gedeckelt ist. «Im Rahmen der neuen Gebührenstruktur wird die Erfolgsprovision neu nach Produkttyp unterschieden und dabei zwischen acht Prozent und zwölf Prozent betragen», erklärt Ricardo-Sprecherin Mojca Fuks auf Anfrage von Blick. Die Mindestgebühr beträgt 10 Rappen, maximal werden weiterhin 290 Franken von Ricardo eingenommen. Die Mitglieder seien bereits informiert.
Es handelt sich also nicht um eine generelle Gebührenerhöhung, sondern um eine Differenzierung bei den Provisionen.
Einige Produktvermittlungen werden billiger
Laut Fuks bleibt bei rund der Hälfte der Produkttypen – gemessen am Warenumsatz von 2022 – die Erfolgsprovision bei zehn Prozent oder wird mit acht oder neun Prozent sogar günstiger. Bei der anderen Hälfte ergebe sich eine «moderate Erhöhung» auf elf oder zwölf Prozent. Eine Erhöhung von zehn auf zwölf Prozent entspricht allerdings einem Aufschlag um 20 Prozent.
Acht Prozent nimmt Ricardo auf Produkte aus den Bereichen Literatur und Tierbedarf. Neun Prozent werden bei Smartphones inkl. Zubehör verlangt. Diese Bereiche sind also günstiger als bisher.
Bei zehn Prozent bleibt die Provision in den Bereichen Fahrzeuge inkl. Zubehör, Kunst und Uhren.
Teurer wird der Verkauf im Bereich PC & Gaming (neu elf Prozent Provision) sowie in den Bereichen Einrichtung/Haus/Garten, Fashion sowie Freizeit, für die neu zwölf Prozent Provision verlangt werden. In den Bereich «Freizeit» fallen etwa Modellbahnen, Musikinstrumente, Schallplatten, Kameras, Ski, Velos oder Spielzeug.
Die Abverkaufsquote entscheidet
Bei der letzten Gebührenerhöhung hatte Ricardo noch mit neuen Funktionen und Services argumentiert. Die Investitionen dafür mussten mit höheren Gebühren abgefangen werden.
Auch in diesem Fall geht es um Investitionen. Die überarbeitete Gebührenstruktur von Ricardo orientiert sich laut Fuks unter anderem an der Abverkaufsquote der Produkte – also der Wahrscheinlichkeit, ein Produkt auf Ricardo.ch erfolgreich zu verkaufen. Fuks führt aus, dass Ricardo gezielt in die Erhöhung der Reichweite ausgesuchter Produkttypen investiert. Dazu gehören Produkt-, Werbe- und Marketingmassnahmen.
Beispiel: Fashion-Artikel haben auf Ricardo eine 30 Prozent höhere Abverkaufsquote als Bücher. Deshalb wird beim Buch nur acht Prozent Provision genommen, beim Kleidungsstück dagegen zwölf Prozent. Bei geförderten Produkttypen werden die Gebühren angehoben, und bei Produkttypen, die sich weniger erfolgreich verkaufen lassen, gesenkt.
Dazu werde laut Fuks weiterhin «in die Sicherheit sowie die Leistungssteigerung und laufende Optimierung der Plattform investiert». Beispielsweise sind nun sämtliche Angebote mit Attributen (Farbe, Grösse, Masse, Marke usw.) versehen. Diese sind insbesondere bei Produkttypen wie Fashion relevant.
Kritik von Nutzern
Auch wenn es sich nicht um eine generelle Erhebung handelt, gibt es doch Kritik bei Konsumenten. Twitter-User Ronald McGill etwa moniert, dass zum Beispiel bei Kameras die von Ricardo eingenommene Provision innert vier Jahren um über zehn Prozent angestiegen ist.
Kritik hat Ricardo bislang aber nicht geschadet. Solche gab es auch bei der Gebührenerhöhung im letzten Herbst, oder im Sommer 2018. Die Zahl der jährlichen Käufer ist in den letzten vier Jahren laut Fuks aber um 20 Prozent gewachsen.