Neuer Trend bereitet den Firmen Sorgen – was steckt dahinter?
Gen Z schmeisst aus Rache den Job hin – jetzt auch in der Schweiz

Ein neuer Trend lässt US-Arbeitgeber zittern. «Revenge Quitting» ist der neue Begriff für abrupte Massenkündigungen, die 2025 befürchtet werden. Experten sehen darin ein Alarmsignal für Unternehmen, sich den neuen Realitäten der Arbeitswelt anzupassen.
Publiziert: 17:14 Uhr
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Aktualisiert: vor 26 Minuten
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In den USA zeichnet sich ein Trend auf dem Arbeitsmarkt ab, der vielen Arbeitgebern Sorge bereitet.
Foto: Icon Sport via Getty Images

Auf einen Blick

  • Massive Kündigungswelle in den USA erwartet, Unzufriedenheit der Arbeitnehmer wächst
  • Revenge Quitting: Angestellte kündigen lautstark, um Arbeitgeber zu schockieren
  • Fast zwei Drittel der amerikanischen Angestellten sind frustriert am Arbeitsplatz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt greift gerade ein Trend um sich, der den Arbeitgebern die ein oder andere Sorgenfalte auf die Stirn treiben dürfte. Die wachsende Unzufriedenheit der Arbeitnehmenden, die schon seit der Corona-Pandemie brodelt, wird dieses Jahr überkochen! Das zumindest prognostizieren mehrere namhafte Ökonomen. Die Folge: eine massive Kündigungswelle. 

Bei einer Umfrage des Jobportals «Glassdoor» heisst es: Fast zwei von drei amerikanischen Angestellten sind frustriert und unzufrieden am Arbeitsplatz. Es sei daher nicht verwunderlich, dass Kündigungen gerade Hochkonjunktur haben, so die Studienautoren. 

Denn fast die Hälfte der US-Arbeitnehmenden ist in diesem Jahr auf der Suche nach einem neuen Job. So hoch war der Anteil seit zehn Jahren nicht mehr, berichtet das Finanzmagazin «Forbes». Es wird davon ausgegangen, dass das sogenannte Revenge Quitting (zu Deutsch: Rache-Kündigung) der Top-Karrieretrend in 2025 sein wird. Die Google-Suchen nach dem Begriff sind in den USA seit Jahresbeginn um 234 Prozent angestiegen. Auch in der Schweiz wird die Entwicklung aufmerksam verfolgt, wie Max Arnold (47), Vize-Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeits- und Organisationspsychologie gegenüber Blick bestätigt.

Wut auf Arbeitgeber wächst besonders unter Jungen

Der Name ist Programm: Angestellte wollen nicht mehr im Stillen kündigen, wie es beim Quiet Quitting der Fall war, sondern lautstark. Beim Revenge Quitting wartet man bewusst den richtigen Moment ab, seine ahnungslosen Vorgesetzten mit der Kündigung zu schockieren. Der Job wird mit einem Paukenschlag an den Nagel gehängt, der Arbeitgeber guckt bestenfalls dumm aus der Wäsche und findet keinen Ersatz. 

Was viele nicht überraschen dürfte: Die Entwicklung wird von den Jüngsten unter den Arbeitnehmern, der Generation Z (1997–2010), angeführt. Bei ihnen ist Loyalität am Arbeitsplatz schon länger nicht mehr selbstverständlich. «Junge Mitarbeitende wollen heute nicht einfach nur einen Job – sie suchen Sinn, Weiterentwicklung und Wertschätzung», weiss Arnold. «Wenn das fehlt, resultiert aus Frust schnell eine Kündigung.»

Besonders in Branchen mit Fachkräftemangel seien sich viele Angestellte bewusst, dass sie anderswo bessere Chancen haben, sagt der Arbeitspsychologe weiter. Doch selbst in traditionellen Branchen wie dem Finanz- oder Verwaltungssektor könnte Revenge Quitting auch hierzulande zum Ventil für lang aufgestaute Unzufriedenheit werden. 

Wenn die Kündigung zur Genugtuung wird

Die Forderung von immer mehr Arbeitgebern, vom Homeoffice ins Büro zurückzukehren, stösst bei Jungen auf besonders heftigen Widerstand. Beim Onlineriesen Amazon gaben nach einer solchen Ankündigung 73 Prozent der Angestellten an, sie würden lieber einen neuen Job suchen, den sie weiterhin von zu Hause aus erledigen können.

Ratsam ist eine Kündigung aus Rache aus Sicht von Arnold aber nicht unbedingt: «Eine impulsive Kündigung fühlt sich vielleicht wie ein Sieg an, aber nur kurz. Danach kommen häufig Zweifel, oder man bereut seine Entscheidung.» Unzufriedene Arbeitnehmer sollten lieber das offene Gespräch mit ihren Vorgesetzten suchen. «Wenn auch das nichts hilft, ist es trotzdem besser, mit einem Plan zu kündigen», sagt der Verbandsvizepräsident.

Die Gen Z pocht wie keine Generation vor ihr auf Verbesserungen am Arbeitsplatz. Kommt man ihnen nicht entgegen, kündigen sie, so Arnold. Der Experte sieht in der Entwicklung kein zufälliges Aufbegehren, sondern «ein stilles Alarmsignal, das zu lange ignoriert wurde». Die Botschaft vonseiten der jungen Angestellten ist klar: Unternehmen, entwickelt euch weiter, oder wir sind weg. 

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