Auf einen Blick
- Schweizer haben klare Vorstellungen zum Vererben, aber regeln es wenig
- Viele möchten Erbe für Wohneigentum oder Enkelkinder weitergeben
- 6 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wollen ihr gesamtes Vermögen selbst aufbrauchen.
97 Milliarden Franken. So viel Geld dürfte im Jahr 2024 insgesamt vererbt werden. Grosse Beträge, welche das Leben einiger Menschen verändern können – und auch immer wieder Beziehungen zerstören.
Unter anderem darum bleibt die Erbschaft in der Schweiz ein Tabuthema. Eine neue Studie von Raiffeisen Schweiz bringt etwas Licht ins Dunkle. Blick stellt die wichtigsten Aspekte vor:
Konkrete Vorstellungen – aber nichts geregelt
Die meisten Schweizer Erblassenden haben eine klare Vorstellung davon, was sie ihren Nachkommen mit dem Vermögen ermöglichen wollen. Dabei steht die Finanzierung von Wohneigentum für viele im Vordergrund. Ein Drittel beabsichtigt, die Kinder beim Kauf eines Hauses oder einer Wohnung zu unterstützen. Weitere 24 Prozent nennen die lebzeitige Übernahme von Wohneigentum als bevorzugten Verwendungszweck. Ein Gedanke, der auch bei den Erbenden auf grossen Anklang trifft.
Viele denken beim Vererben bereits an die übernächste Generation: 34 Prozent möchten das Geld den Nachkommen überlassen, sodass diese die Mittel für die Enkelkinder einsetzen können. Daneben geben 28 respektive 19 Prozent an, das Vermögen als Finanzpolster oder zur freien Verfügung weiterzugeben.
Trotz der konkreten Vorstellungen sind nur wenige ältere Menschen für den Ernstfall vorbereitet. Bei den 51- bis 79-Jährigen haben lediglich 46 Prozent den Nachlass bereits geregelt. «Die meisten setzen sich erst dann mit dem Erben auseinander, wenn sie selbst damit konfrontiert sind», schreibt Raiffeisen.
Der Erbvorbezug ist beliebt
Eine der grössten Differenzen beim Erben: Der Bedarf an finanziellen Mitteln und die Verfügbarkeit von geerbtem Vermögen liegen zeitlich meist weit auseinander. Geerbt wird in der Regel erst in der zweiten Lebenshälfte, grosse Investitionen fallen aber oft schon in jüngerem Alter an. So beispielsweise bei der Familiengründung.
Es überrascht darum nicht, dass fast jede zweite Person, die davon ausgeht, zu erben, ihr Erbe denn auch vorziehen möchte. Von den 18- bis 30-Jährigen sind es 49 Prozent, bei den 31- bis 50-Jährigen sind es mit 46 Prozent fast immer noch so viele.
Dieser Wunsch wird aber nicht sehr oft erfüllt. «Wie die Umfrage zeigt, haben lediglich 17 Prozent der Erblassenden einen Erbvorbezug oder eine Schenkung im Sinn», erklärt Christian Rehefeldt, Co-Leiter des Fachzentrums Erbschaftsberatung bei Raiffeisen. «Es ist aber nicht nur eine Frage des Wollens, sondern auch des Könnens.» Viele warten lieber zu, weil sie befürchten, dass ihr Vermögen im Alter nicht ausreicht.
Nur die wenigsten wollen ihr Vermögen selbst aufbrauchen
Darum möchte ein Grossteil der Befragten sein Geld erst nach dem Tod weitergeben. Über ein Drittel hat dabei aber keine Tendenz und vermacht einfach das, was zum Todeszeitpunkt übrig bleibt. 18 Prozent hingegen planen konkret – und wollen nach ihrem Tod ein gewisses Vermögen hinterlassen. Nur sechs Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wollen ihr gesamtes Vermögen selbst aufbrauchen.
Auch spannend: Je mehr Kinder die Befragten haben, desto eher planen sie konkret, ihrem Nachlass einen gewissen Betrag zu übergeben.