Neue Schweizer Studie zeigt
Diese Vorsorgerisiken drohen unverheirateten Müttern

Kinder kriegen, birgt für Frauen ein hohes Armutsrisiko für die Pension: Die rasant wachsende Zahl der Konkubinatsfamilien könnte das Problem weiter verschärfen. Denn hier sind Mütter oft deutlich schlechter abgesichert.
Publiziert: 29.11.2023 um 09:30 Uhr
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Die Zahl der Konkubinatspaare hat in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen, wie eine neue Studie von Swiss Life zeigt.
Foto: Keystone

Mütter und Väter in der Schweiz sind romantisch veranlagt: Sie leben mit ihrer Familie im Hier und Jetzt, statt sich über die Zukunft den Kopf zu zerbrechen. Und sie glauben, dass sie für immer zusammenbleiben. Das mag schön klingen. Es birgt aber knallharte Risiken – vor allem für die Mütter. 

Im Schnitt arbeiten Frauen in der Schweiz 24 Prozentpunkte weniger als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Swiss Life. Der Lebensversicherungskonzern hat in einer repräsentativen Umfrage 4000 Personen zwischen 25 und 64 Jahren befragt. Dabei zeigt sich, dass die Differenz beim Erwerbspensum zurückgeht – aber sie wird noch Jahre bestehen bleiben. Denn Grund für die tiefere Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen ist in der Regel die Familienkonstellation.

Hohe Scheidungsrate wird unterschätzt

Und daran wird sich so schnell auch nichts Grundlegendes ändern: Befragte geben an, das ideale Pensum für Mütter von kleinen Kindern liege bei 50 Prozent – für Väter bei 80 Prozent. Das zeigt, wie tief die Geschlechterklischees verwurzelt sind. Hinzu kommen Sachzwänge: Krippenplätze sind oft zu teuer oder gar nicht erst vorhanden und auch die häufig tieferen Löhne von Frauen spielen eine Rolle, wie aus der Studie hervorgeht.

Das Problem: Wenn eine Mutter zugunsten der Familie weniger arbeitet, hat das langfristige Auswirkungen. «Hat man das Pensum einmal reduziert, arbeitet man bis zur Pensionierung häufig nicht mehr Vollzeit», wird dazu Studienautor Andreas Christen (38) zitiert.

Bei einer Trennung können die künftigen Auswirkungen für die Mütter fatal sein: Bei verheirateten Paaren wird das während der Ehe angesparte Pensionskassenguthaben zwar fair geteilt. Trotzdem fällt bei den heutigen geschiedenen Pensionierten die Rente von Frauen im Schnitt 15 Prozent tiefer aus – eben weil sie in tieferen Pensen arbeiten. Das Risiko einer Scheidung wird dabei deutlich unterschätzt: Nach heutigem Stand werden 42 Prozent der Ehen früher oder später geschieden. Nur 26 Prozent der verheirateten Männer setzen sich vertieft mit ihrer Vorsorge auseinander – bei den Frauen sind es gar nur 19 Prozent.

Wachsende Konkubinatszahl verschärft das Problem

Härter trifft eine Trennung jedoch Frauen in Konkubinatsfamilien. Und diese sind im letzten Jahrzehnt stark auf dem Vormarsch: Jedes fünfte Paar mit Kindern unter fünf Jahren ist inzwischen unverheiratet, 2010 war es erst gut jedes zehnte. Hier sind die Frauen im Schnitt zwar mit 58 Prozent in einem höheren Pensum beschäftigt, sie sind jedoch im Trennungs- oder Todesfall des Partners schlechter abgesichert als Verheiratete. Eine private Vorsorge oder vertragliche Vereinbarungen könnten hier helfen. Swiss Life stellt jedoch infrage, ob dies hinreichend geschieht. Denn auch Konkubinatspaare setzen sich nur selten vertieft mit Vorsorgefragen auseinander. 

Heutige Rentnerinnen erhalten ein Drittel weniger Rente als Männer. Diese Lücke heisst «Gender Pension Gap». Die Differenz dürfte künftig zwar sinken: So arbeiten Frauen, die zwischen 2010 und 2022 geheiratet haben, im Schnitt in einem etwas höheren Pensum. Im Trennungsfall wird das aber nicht reichen, damit sie nach der Pension ihren bisherigen Lebensstil aufrechterhalten können. 

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