Neue Berechnungen enthüllen
Coronavirus schon viel länger und schneller in Umlauf als bekannt

Corona-Infektionen gab es schon weit vor dem ersten Nachweis – das haben Forscher anhand von einer neuen Datenmodellierung festgestellt. Damit nahm die Pandemie schon weit vor Wuhan ihren schlimmen Verlauf.
Publiziert: 24.06.2021 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2021 um 06:45 Uhr
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Der Huanan Seafood Markt in Wuhan galt bisher als Ursprungsort von Corona.
Foto: Getty Images

Ob die Pandemie auf einem Markt im chinesischen Wuhan ihren Lauf nahm, konnte bislang nicht abschliessend geklärt werden. Wahrscheinlicher ist, dass der Virus von Fledermäusen über ein anderes Tier auf den Menschen überspringen konnte.

Nach einer neuen Datenmodellierung dürften die ersten Fälle von Sars-CoV-2 beim Menschen zwischen etwa Anfang Oktober und Mitte November 2019 in China aufgetreten sein. Das bestätigt eine im Fachjournal «PLOS Pathogens» vorgestellte Analyse.

Der Rechnung zufolge sei ein Datum um den 17. November herum wahrscheinlich, berichten die Forscher. Das Virus dürfte sich demnach deutlich schneller in der Welt verbreitet haben als nach den ersten Nachweisen bekannt.

Anfang Dezember 2019 in Wuhan

Die ersten offiziell bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Erreger waren Anfang Dezember 2019 in der zentralchinesischen Metropole Wuhan erfasst worden.

Experten nehmen aber schon lange an, dass das Virus bereits davor bei Menschen kursierte. Diese Vermutung hatte auch das Ermittlungsteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geäussert, das im Januar und Februar in China nach dem Ursprung des Virus gesucht hatte.

Aussterbe-Modell aus Naturschutz verwendet

Die Wissenschaftler um David Roberts von der britischen University of Kent errechneten den wahrscheinlichsten Zeitraum für das Überspringen des Erregers vom Tier auf den Menschen anhand der Daten für die ersten bestätigten Fälle in China und im Ausland. Sie nutzten dabei ein mathematisches Modell, mit dem im Naturschutzbereich Prognosen zum Aussterben von Arten gemacht werden.

Demnach dürfte sich das Virus wohl schon im Januar weltweit verbreitet haben. Nach den Berechnungen der Wissenschaftler könnte es um den 3. Januar in Japan die ersten Infektionen ausserhalb Chinas gegeben haben. Der erste Fall in Europa wäre nach ihrer Berechnung in Spanien um den 12. Januar, der erste in den USA um den 16. Januar gewesen.

Datenverfügbarkeit beeinflusst Ergebnisse

Die Wissenschaftler weisen allerdings darauf hin, dass ihre Schlussfolgerungen «nur so gut sind wie die Daten, die benutzt wurden». Faktoren wie die Qualität der ersten verfügbaren Nachweisverfahren in den einzelnen Ländern dürften demnach die Ergebnisse beeinflusst haben. Zudem verlaufen viele Infektionen symptomlos – oder mit eher leichten Erkältungssymptomen, mit denen Menschen gerade am Beginn der Pandemie häufig keinen Arzt aufsuchten und daher auch nicht getestet wurden.

Wie genau Sars-CoV-2 auf den Menschen überging, ist nach wie vor ungeklärt. Ein Grossteil der Experten weltweit geht davon aus, dass das Virus von Fledermäusen über einen noch unbekannten Zwischenwirt – etwa Marderhunde in Pelztierfarmen – auf den Menschen übertragen wurde. Vor allem in der US-Politik wird aber auch immer wieder eine versehentliche oder absichtliche Entstehung im Labor zur Sprache gebracht – sehr zum Ärger Chinas.

Ob sich der tatsächliche Hergang noch klären lässt, ist ungewiss – Experten hatten mehrfach angemerkt, dass dazu bisher keine Analysen aus China bekannt wurden. Ob Daten unter Verschluss gehalten werden oder es sie schlichtweg nicht gibt, ist dabei unklar. (SDA)

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