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Bald ist wieder Sommerferien-Zeit. Doch bei der Planung einer Reise sollten folgende Länder vermieden werden. Sie werden momentan von gefährlichen, noch weitgehend unerforschten Corona-Mutationen heimgesucht.
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Levin Stamm
Die Sommerferien stehen vor der Tür! Schon bald strömen Hunderttausende Reiselustige ins Ausland. Denn: Nach dem letztjährigen Corona-Sommer mit Ferien in den heimischen Bergen sind Herr und Frau Schweizer heiss auf Meer, Strand und Exotik.
Bei der Ferienplanung ist aber Achtung geboten. Ein Blick auf die aktuelle Risikoliste des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ist für das Vermeiden unangenehmer Überraschungen unerlässlich. Dort sticht heraus: Vor einigen Ländern warnt das BAG besonders.
Der Grund: Sie werden von Corona-Varianten heimgesucht, die als besonders ansteckend oder tödlich vermutet werden. Die Blick-Übersicht zeigt, was hinter den jeweiligen Mutationen steckt und was sie für Reisen ins Land bedeuten.
- Brasilien:
Die täglich registrierten Corona-Neuinfektionen wollen im südamerikanischen Land einfach nicht abreissen. Seit über drei Monaten liegt die Zahl bei rund 70'000, womit Brasilien zu den am schlimmsten betroffenen Ländern weltweit gehört. Die Gesundheitskatastrophe ist zumindest teilweise auf Präsident Jair Bolsonaro (66) zurückzuführen, der seit dem Pandemie-Ausbruch jegliche Massnahmen kategorisch ablehnt.
Das hat gravierende Folgen: Inzwischen ist beinahe eine halbe Million Menschen an den Folgen des Virus gestorben. Mit der freien Bahn zur Vermehrung ist es zudem bereits mutiert. Die Gamma-Variante – einst als brasilianische Variante bekannt – wurde letzten November in der Amazonas-Stadt Manaus entdeckt, nachdem in der Region Neuansteckungen und Todesfälle drastisch in die Höhe schossen. Besorgniserregend: Die Corona-Mutante scheint selbst vor Jugendlichen und Kindern nicht haltzumachen. Eine neue Studie aus São Paulo zeigt einen explosionsartigen Anstieg an Hospitalisierungen von Minderjährigen.
Die trüben Zukunftsaussichten im Angesicht von Bolsonaros Tatenlosigkeit haben das BAG zum Handeln gezwungen. Rückreisende aus Brasilien müssen zwingend für zehn Tage in Quarantäne. So wird es wohl noch eine Weile dauern, bis Schweizerinnen und Schweizer wieder Caipirinhas an Rio de Janeiros Copacabana schlürfen werden. Und das, obwohl uns die Grenzen des Landes eigentlich offenstünden. - Indien:
Einer ganzen Nation mit mehr als einer Milliarde Einwohnern sitzt der Schock noch immer tief in den Knochen. Einen guten Monat ist es her, da starben die Menschen auf der verzweifelten Suche nach medizinischer Behandlung durch Sauerstofftanks in den Strassen. Die, die es sich leisten konnten, flohen per Flugzeug ins Ausland. Am Höhepunkt verzeichnete das Land 400'000 Neuansteckungen und 4000 Todesfällen pro Tag.
Inzwischen ist klar: Verantwortlich für das Drama ist die Corona-Mutante Delta, die seit Wochen auch Europa in Angst und Schrecken versetzt. Sie wurde erstmals im Oktober 2020 im indischen Bundesstaat Maharashtra festgestellt. Ob die Variante wirklich so viel ansteckender ist, konnten Wissenschaftler noch nicht abschliessend feststellen. Was aber auffällt: Wo immer die Variante vermehrt auftritt, schiessen die Corona-Infektionszahlen in die Höhe. Laut Wissenschaftlern ein Grund zur Sorge.
Für Schweizer Touristinnen und Touristen bedeutet das: In naher Zukunft werden sie beim Reisen auf die historische und kulturelle Vielfalt des Landes verzichten müssen. Denn Touristen ist die Einreise seit Ausbruch der Pandemie nicht gestattet. - Nepal:
Ähnlich geht es Indiens nördlichem Nachbarn Nepal. Dort schossen die Infektionszahlen beinahe gleichzeitig nach oben. Nach wie vor hat das Land Mühe, genügend Impfstoff zu besorgen. Dazu kommt: Der Bergsteiger-Tourismus, für die Wirtschaft des Entwicklungslandes im Himalaya-Gebirge von zentraler Bedeutung, hat in den letzten Wochen wieder kräftig angezogen. Tausende von Abenteuerlustigen warten in den Basislagern am Fusse des Mount Everest auf eine Besteigung.
Und genau dort verbreitete sich in den letzten Tagen und Wochen eine neue Variante – und folglich in der ganzen Welt. Forscher sprechen von der Delta–plus–Variante, einer Weiterentwicklung der indischen Delta-Variante. Erst wenige Fälle sind im Zusammenhang mit ihr bekannt, trotzdem beunruhigt sie Forscher. Denn obwohl Delta plus weniger ansteckend scheint, vermuten Forscher eine höhere Resistenz gegen Impfungen. - Kanada:
Die bei Schweizer Touristen und Auswanderern beliebte Destination hat sich in den letzten Monaten zu einem Schmelztiegel verschiedener Corona-Mutanten entwickelt. So ist momentan die Alpha-Variante – früher auch als britische Variante bekannt – am meisten verbreitet. Jetzt aber schlägt Theresa Tam (56), Chefin der kanadischen Gesundheitsbehörde, Alarm. Denn in den letzten Tagen hat ihr Team eine sprunghafte Verbreitung der Delta-Variante festgestellt.
Die Naturschönheiten Kanadas bleiben damit für Schweizer Touristinnen und Touristen erst mal ausser Reichweite. Das nicht nur wegen gefährlichen Corona-Varianten: Kanada verweigert Europäern ohne Niederlassungserlaubnis noch immer die Einreise. - Südafrika:
Die Forscherwelt schaut dieser Tage gebannt nach Südafrika. Denn dort hat sich in den letzten Monaten die Beta-Variante des Coronavirus entwickelt. Es gibt zwei Gründe, warum sie eine baldige Beendigung der Pandemie infrage stellt. Erstens verfügt sie über ein sogenanntes Spike-Protein, das die Vermehrung – und damit Ansteckungsgefahr für Menschen – deutlich vereinfacht. Zweitens scheint das Protein deutlich impfresistenter als die ursprüngliche Variante aus Wuhan zu sein.
Südafrika hat in den letzten Jahren für Schweizer Reiseveranstalter an Bedeutung gewonnen. Doch mit der Schweizer Quarantänepflicht dürfte es noch eine Weile dauern, bis sich Touristen aus der Schweiz wieder ins Land wagen. - Vereinigtes Königreich:
Die Mutter aller Virus-Mutationen. Die Alpha-Variante ist Forschern bereits seit November 2020 bekannt. Sie gilt als bis zu 80 Prozent ansteckender als die ursprüngliche Variante aus Wuhan. Die Variante hat sich in der Zwischenzeit auf der ganzen Welt, vor allem aber in Europa, verbreitet. Seit Mitte Februar ist sie in der Schweiz gar die meistverbreitete Corona-Variante.
Diese Einschränkung ist für Schweizer Reisende besonders bitter. Und bedeutet: Erstmal keine Städte-Trips nach London und keine Natur-Erlebnisse in Schottland. Denn zusätzlich zur 10-Tage-Quarantänepflicht bei der Rückreise in die Schweiz müssen Touristen selbst bei der Einreise nach Grossbritannien in Quarantäne – ebenfalls für 10 Tage.