«Es gibt keine Beweise»
China-Virologin wehrt sich gegen Laborunfall-Theorie

Noch immer ist unklar, wo das Coronavirus seinen Ursprung hat. Eine Theorie besagt, dass ein Labor-Unfall im chinesischen Wuhan zur Pandemie führte. Doch das sein totaler Quatsch, wehrt sich nun eine chinesische Top-Virologin.
Publiziert: 15.06.2021 um 09:03 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2021 um 09:12 Uhr
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Die chinesische Top-Virologin Shi Zhengli arbeitet im Labor in Wuhan. Sie wehrt sich gegen die Theorie, dass das Coronavirus durch einen Unfall entstand.
Foto: AP

Die renommierte Wissenschaftlerin vom Virus-Forschungslabor in Wuhan, Shi Zhengli (57), hat die Theorie eines Corona-Ausbruchs durch einen Laborunfall zurückgewiesen. «Wie um alles in der Welt kann ich Beweise für etwas vorlegen, für das es keine Beweise gibt?», sagte die chinesische Forscherin der «New York Times». Es sei ihr ein Rätsel, «wie die Welt so weit gekommen ist, einen unschuldigen Wissenschaftler ständig mit Dreck zu bewerfen».

Schon früh nach Beginn der Pandemie war die Theorie aufgetaucht, das Coronavirus könnte aus dem Labor in Wuhan entwichen sein, obwohl es dafür bisher keine Belege gibt. Der frühere US-Präsident Donald Trump (75) und seine Anhänger bauschten dies zu einem Vorwurf gegen China auf, manche meinten sogar, das Virus sei womöglich absichtlich freigesetzt worden.

Trumps Nachfolger Joe Biden (78) ordnete im Mai eine Untersuchung durch den US-Geheimdienst an. Die angekündigten Ermittlungen sowie Berichte, wonach drei Forscher des Instituts im Jahr 2019 nach dem Besuch einer Fledermaus-Höhle krank geworden seien, verschafften der Theorie neuen Aufwind.

Es ging nicht darum, ein Virus gefährlicher zu machen

Shi gilt als Expertin für Coronaviren bei Fledermäusen. Einige Wissenschaftler halten es für möglich, dass das Team in Wuhan bei Experimenten die Stärke eines solchen Virus künstlich erhöht haben könnte, um seine Auswirkungen auf Wirte besser zu untersuchen. Solche Versuche werden als Gain-of-Function-Experimente bezeichnet.

Laut «New York Times» veröffentlichten Shi und ihre Kollegen im Jahr 2017 einen Forschungsbericht, bei dem sie neue Fledermaus-Coronaviren schufen, indem sie Teile mehrerer Coronaviren zusammenbauten und aneinander anpassten – darunter mindestens eines, «das fast auf den Menschen übertragbar war».

In einem E-Mail an die Zeitung erklärte Shi jedoch, dass es sich bei ihren Experimenten nicht um Gain-of-Function-Versuche handle. Es sei nicht darum gegangen, ein Virus gefährlicher zu machen. (AFP)

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