Neu zweitgrösste Schweizer Bank
Bank Julius Bär sieht sich als Gewinnerin in der CS-Krise

Die Vertrauenskrise im Bankwesen sei noch lange nicht vorbei, warnt Philipp Rickenbacher, CEO der Bank Julius Bär. Sein Unternehmen scheint allerdings von der CS-Krise profitieren zu können.
Publiziert: 03.04.2023 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2023 um 11:10 Uhr
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Philipp Rickenbacher, CEO der Bank Julius Bär, sieht seine Bank als richtig positioniert und führt bereits Gespräche mit abwanderungswilligen CS-Mitarbeitenden.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Jahrzehntelang war der Schweizer Finanzplatz führend. Er war wettbewerbsfähig, bot optimale Rahmenbedingungen, Sicherheit und Diskretion.

Aktuell steht aber der Finanzplatz Schweiz mitten in einem Orkan. Die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS, orchestriert vom Bund unter Anwendung von Notrecht, hat weltweit für Verunsicherung gesorgt.

«Der Status der Schweiz als Bank der Superreichen ist nicht gottgegeben», warnt deshalb Philipp Rickenbacher (52), CEO der Bank Julius Bär, in einem Interview mit der «Financial Times». Die Schweizer Regierung und die Aufsichtsbehörden müssten besser mit den besorgten internationalen Anlegern kommunizieren, führt er weiter aus.

Julius Bär als Krisengewinner?

Die Julius Bär ist infolge der Fusion von CS und UBS neu die zweitgrösste Schweizer Bank, sie verwaltet 424 Milliarden Franken an privaten Vermögen.

Rickenbacher erklärt, er beobachte in der Schweiz «eine Bewegung der Kunden hin zur Qualität». Mit Letzterem verbindet er vor allem die eigene Bank. Da sich vermögende Kontoinhaber von UBS und Credit Suisse – deren Geschäftsmodelle auch riskante Investmentbanking-Aktivitäten beinhalten – zurückziehen, setzen diese vermehrt auf traditionelle, konservativere Schweizer Banken. So wie eben die Julius Bär, die Konto- und Anlagebedürfnisse vermögender Privatpersonen kümmert.

Der Aktienkurs der Julius Bär ist seit dem Bankenbeben vom 19. März um mehr als 12 Prozent gestiegen. «Unser Modell hat für uns sehr gut funktioniert», kommentiert Rickenbacher. Dazu führe die Julius Bär Gespräche mit abwanderungswilligen Mitarbeitenden der Credit Suisse – sowohl in der Schweiz als auch an anderen Standorten in Asien und Lateinamerika.

Nicht zuletzt könnte Julius Bär auch davon profitieren, dass Instrumente wie «too big to fail» das Problem der CS nicht lösen konnten. «Mein Bauchgefühl und mein moralischer Kompass sagen mir, dass ein privates Institut in der Lage sein sollte zu scheitern», sagt Rickenbacher. Er fügt an: «Ich würde in aller Bescheidenheit sagen, dass wir nicht zu gross sind, um zu scheitern.» Julius Bär verwalte seine Risiken und seine Bilanz höchst vorsichtig.

Auch kein Unschuldslamm

Auch die Julius Bär hat indessen einige Skandale hinter sich. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hatte 2020 festgestellt, dass es bei Julius Bär im Zeitraum von 2009 bis Anfang 2018 zu schweren Mängeln in der Geldwäschereibekämpfung gekommen war. Darüber hinaus musste Julius Bär in den letzten Jahren Hunderte Millionen Dollar an Bussgeldern an die US-Behörden zahlen.

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