Halali für Schnäppchenjäger: «Die CS ist die perfekte Übernahmekandidatin», «titelt die «SonntagsZeitung». Denn durch eine Übernahme liessen sich die Probleme der Grossbank Credit Suisse auf einen Schlag lösen, so die Argumentation. Der Abfluss von Kundengeldern würde gestoppt.
Die Finanzierungskosten liessen sich so halbieren und die noch offenen Rechtsfälle mit Vergleichen lösen. Zudem wären nochmals massive Kostensenkungen möglich. Konkret bräuchte es rund 2700 Stellen in der Verwaltung nicht mehr. Das würde Einsparungen von gut einer halben Milliarde Franken jährlich bringen.
Im Markt wird kolportiert, dass die Deutsche Bank und die französische BNP Paribas interessiert wären. Als Schweizer Lösung wird auch ein «Reverse Takeover» – die kleine schluckt die grosse Bank – für möglich gehalten. Genannt wird in diesem Zusammenhang die Bank Julius Bär.
Zu einfache Rechnung
Was die CS auf den ersten Blick für Schnäppchenjäger aus der Hochfinanz so interessant macht, ist der tiefe Marktwert an der Börse: Der liegt bei gerade noch 11,8 Milliarden Franken. Ein Klacks im Vergleich mit dem von der Zeitung auf rund 40 Milliarden Franken geschätzten Wert der Bank nach dem geplanten Umbau.
Allerdings: So einfach ist die Rechnung nicht, denn wer sich die CS einverleibt, kauft zunächst einmal viel Ärger. Denn auch eine neue Besitzerin müsste Stellen abbauen, die Investmentbank stark verkleinern und die Kosten für die Vergleiche in den Rechtsfällen tragen. Auch in einem Vergleich stecken viele Anwaltskosten. Gäbe es ein einfaches und schnelles Rezept für den radikalen Umbau der Bank, die CS-Chefetage hätte es wohl gefunden und würde es lauthals verkünden.
Zudem: Wer immer die Bank kaufen will, müsste den bisherigen Aktionären ein sehr gutes Angebot machen – deutlich über dem aktuellen Börsenkurs von etwas unter drei Franken. Mal abgesehen von der Saudi National Bank, die erst mit der jüngsten Kapitalerhöhung zur Grossaktionärin geworden ist, sind viele gewichtige Aktionäre schon länger dabei. Das heisst, würden sie ihre Anteile tatsächlich verkaufen, würden sie vor allem ihre Verluste mit der CS-Aktie realisieren. Deshalb müsste das Angebot schon sehr verlockend ausfallen, was aber die Gewinnaussichten bei einer Übernahme doch wieder stark einschränkt (SDA/koh).