Nun sind also die Saudis mit an Bord bei der Credit Suisse: Die Aktionäre haben an der ausserordentlichen Generalversammlung der Grossbank dem Einstieg einiger handverlesener neuer Investoren ebenso zugestimmt wie der Kapitalerhöhung für alle bisherigen Aktionäre. Damit gehört die Saudi National Bank bald zu grössten Aktionärin der kriselnden CS.
Die saudische Geschäftsbank wird künftig knapp 10 Prozent an der Schweizer Grossbank besitzen. CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann (63) dankt in einem Statement den Aktionären für ihre Unterstützung für die dringend benötigte Kapitalspritze: «Die Zustimmung der Aktionäre ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur neuen Credit Suisse.» Dieses Ergebnis drücke das Vertrauen der Aktionäre in die neue Strategie der Bank aus, glaubt Lehmann. «Wir konzentrieren uns voll und ganz auf die Umsetzung unserer strategischen Prioritäten, um die Basis für künftiges profitables Wachstum zu schaffen.»
Durch die Kapitalerhöhung hofft die Bank an die vier Milliarden von ihren Aktionären zu bekommen. Das genaue Ergebnis der Kapitalmassnahme dürfte die CS am 8. Dezember bekannt geben.
Nächster Milliardenverlust
Das frische Geld hat die Bank dringend nötig: Die Credit Suisse wird in diesem Jahr nicht mehr aus den roten Zahlen kommen – im Gegenteil. Die Grossbank hatte wenige Stunden vor der ausserordentlichen Generalversammlung mitgeteilt, wie schlecht es um die Bank steht, dass sie mit einem weiteren Milliardenverlust im letzten Quartal rechnet. Das wäre der fünfte Quartalsverlust in Folge.
Konkret könnte das Minus vor Steuern bis zu 1,5 Milliarden Franken betragen. Der Grund sind die schwierigen Marktbedingungen sowie die anhaltenden Verluste in der Investmentbank. Was der Bank Sorge machen muss: Die Kunden laufen der CS weiter davon.
Und nicht nur die Kunden, sondern auch die Aktionäre. Kurz nach Handelsstart verlor die CS-Aktie über 4 Prozent. Auch nach der Billigung der Kapitalerhöhung hat sich der Kurs nicht erholt, liegt mit 3.67 Franken fast fünf Prozent im Minus.
Weiterer Abfluss von Kundengeldern
Zwar ist der Abfluss von Geldern nicht mehr so hoch wie in den ersten beiden Oktoberwochen, doch konnten diese Abflüsse bis jetzt auch in der Vermögensverwaltung nicht gestoppt werden. Insgesamt hätten sich die Kapitalabflüsse auf Gruppenebene bis zum 11. November auf rund 6 Prozent der verwalteten Vermögen belaufen, heisst es in der Mitteilung der CS. Einzig in der Schweizer Bank hat sich die Situation fast stabilisiert, lag der Verlust Kundengeldern bei einem Prozent.
Die Gruppe werde weiterhin ihren strategischen Umbauplan fortsetzen, den sie im Oktober begonnen habe, versichert sie in der Mitteilung. Im vierten Quartal erwartet sie daraus nun weiterhin Restrukturierungskosten von rund 250 Millionen Franken. Vor diesem Hintergrund wird einmal mehr deutlich, wie dringend die Bank auf die vier Milliarden Franken aus der Kapitalerhöhung angewiesen ist. Diese haben die Aktionäre der Bank heute Vormittag an einer ausserordentlichen Generalversammlung durchgewunken.