Nationalbank senkt Zinsen
Was Hauseigentümer, Mieterinnen, Sparer und Konsumenten davon haben

Die Schweizerische Nationalbank senkt am Donnerstag den Leitzins, wahrscheinlich um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent. Diese vorweihnachtliche Bescherung freut viele, besonders Eigenheimbesitzer mit Saron-Hypotheken. Aber auch andere Betroffene gehen nicht leer aus.
Publiziert: 00:01 Uhr
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SNB-Präsident Martin Schlegel wird am Donnerstag eine Zinssenkung verkünden.
Foto: Thomas Meier

Auf einen Blick

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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Auch bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) weihnachtet es schon sehr: Der neue Präsident Martin Schlegel (48) wird am heutigen Donnerstag den Leitzins senken. Ziemlich sicher um 25 Basispunkte auf neu 0,75 Prozent. Denn nach all den Ankündigungen möglicher weiterer Zinssenkungen in den letzten Wochen wäre die Enttäuschung riesig, sollte die SNB das Vorweihnachtsgeschenk im Sack behalten. 

Offen ist höchstens, ob die Nationalbank die Zinsen gar um 50 Basispunkte senkt. Das wäre dann die Krönung auf dem volkswirtschaftlichen Weihnachtsbaum. Nötig wäre dieser Schritt allerdings nicht, zu gut brummt die Schweizer Wirtschaft und die Inflation ist weiter auf dem Rückzug. 

Die Zinssenkung ist für die allermeisten eine willkommene vorweihnachtliche Bescherung, einzig die Sparerinnen und Sparer müssen sich nach Alternativen unter dem Weihnachtsbaum umschauen. 

Was bedeutet der Zinsentscheid für Eigenheimbesitzer?

Vor allem wer sein Haus oder seine Wohnung über den Geldmarkt finanziert, also Saron-Hypotheken abgeschlossen hat, der kann sich freuen. Ab Freitag sind diese einen Viertelprozentpunkt – oder gar mehr – billiger. Konkret: Käme es tatsächlich zur grossen Zinssenkung, würden sich die Kosten für die Besitzer einer Saron-Hypothek glatt halbieren.

Wenig dürfte sich für auf Sicherheit bedachte Hypothekarschuldner ändern. Denn in den Preisen für Festhypotheken sind Zinssenkungen bereits eingepreist. Zudem fehlt den Banken aus regulatorischen Gründen das Geld, um bei den Festhypotheken grosse Konzessionen zu machen. Immerhin: Festhypotheken sind seit Jahresbeginn im Schnitt um 0,71 Prozentpunkte billiger geworden. Und: Mit der Bank zu verhandeln, lohnt sich immer, vielleicht lässt doch noch eine etwas günstigere Hypothek herausholen. 

Was haben Hauskäufer und -verkäufer vom Zinsentscheid?

Auf dem Eigenheimmarkt gibt es eine neue Dynamik. Denn mit der Zinssenkung sinken die Finanzierungskosten für ein neues Eigenheim einmal mehr. Das könnte zumindest einen Teil des grossen Preisanstiegs der Immobilien in den letzten Jahren kompensieren. Dank der tieferen Zinsen wird der Kreis derjenigen, die sich ein Eigenheim noch leisten können, wieder etwas grösser. Was allerdings auch die Nachfrage erhöht und die Preise wieder antreibt. Das ist auch eine gute Nachricht für Verkäufer: Steigt die Nachfrage, können sie ihre Preisvorstellungen eher durchsetzen und müssen etwas weniger lang auf den Kaufabschluss warten.

Profitieren auch die Mieterinnen und Mieter?

Ja, wenn auch nicht sofort. Der Referenzzinssatz für Wohnen, der massgeblich ist für die Mieten in der Schweiz, verharrte im Dezember bei 1,75 Prozent. Der zugrundeliegende Durchschnittszins liegt im Moment bei 1,63 Prozent. Erst wenn dieser Satz auf unter 1,63 Prozent fällt, wird auch der Referenzzinssatz fallen. Es ist davon auszugehen, dass bei der nächsten Berechnung am 3. März 2025 der Schwellenwert tiefer liegen wird – und damit der Referenzzinssatz sinken wird. Im Nachgang können Mieter eine Mietzinssenkung einfordern, sollte diese nicht automatisch kommen.

Was bedeutet die Zinssenkung fürs Ersparte?

Die Sparer sind die einzigen, die nichts vom Vorweihnachtsgeschenk der SNB haben. Denn mit der Zinssenkung werden die meisten Banken schleunigst nachrechnen, wie viel tiefere Zinsen sie den Sparern zumuten können, ohne dass diese zu murren beginnen – sprich sich nach einer neuen Bankverbindung umschauen. Im Schnitt liegen die Sparzinsen in der Schweiz bei 0,52 Prozent, sind also etwas tiefer als die Inflationsrate von 0,7 Prozent. Wer Rendite höher gewichtet als Sicherheit, muss sich nun nach Alternativen umsehen. 

Was bedeutet die Zinssenkung für die Konsumenten?

Die Teuerung in der Schweiz ist besiegt. Die Entlastung im Portemonnaie dürften viele Konsumenten spüren. Dazu kommt der robuste Arbeitsmarkt, entsprechend gut ist die Konsumentenstimmung im Land. Der Schweizer Franken wird sich etwas abschwächen, allerdings nicht zu stark angesichts der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen in den Nachbarländern. So bleibt der Franken gegenüber anderen Währungen stark, macht Ferien und den Einkauf im Ausland günstiger.

Was hat die Wirtschaft von der Zinssenkung?

Die Exportindustrie darf sich bei der Nationalbank bedanken. Ein etwas schwächerer Franken nimmt Druck von vielen Firmen, da ihre Produkte preislich wieder wettbewerbsfähiger sind. Kommt dazu, dass alle Firmen und Investoren von tieferen Kreditzinsen profitieren.

Sinken die Zinsen auch im nächsten Jahr weiter?

Dafür stehen die Aussichten gut, möglicherweise liegt der Leitzins schon Mitte nächsten Jahres bei null Prozent. Es mehren sich aber die warnenden Stimmen, die der SNB davon abraten, erneut auf Negativzinsen zu setzten, sollte sich der Franken stark aufwerten oder die Preise auf breiter Front weiter sinken. Es scheint zudem, dass die Devisenkäufe im Kampf gegen die Frankenstärke mehr gebracht haben als die Negativzinsen. Etwas mehr Zurückhaltung bei der Ankündigung weiterer Zinsschritte wäre zudem wünschenswert, ist von Marktbeobachtern zu hören. Schliesslich ist nur einmal im Jahr Weihnachten. 

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