Auf einen Blick
- Deutsche Wirtschaft schrumpft zweites Jahr in Folge, Besserung nicht in Sicht
- Wirtschaft fordert Reformen – Politik nach Bundestagswahl 2025 gefordert
- BIP sank 2024 um 0,2 Prozent, Beschäftigtenzahl erreichte trotzdem Rekord von 46,1 Millionen
Droht in Deutschland eine wirtschaftliche Abwärtsspirale? 2024 ist die deutsche Wirtschaft zum bereits zweiten Jahr in Folge geschrumpft. Damit steckt Deutschland so lange in der Rezession wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr!
Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts sank das deutsche Bruttoinlandprodukt 2024 um 0,2 Prozent. Im Vorjahr betrug der Rückgang 0,3 Prozent. Damit hinkt die deutsche Wirtschaft international hinterher.
Besserung ist nicht in Sicht: Die Industrie kriselt – allen vor an die Vorzeigeindustrie des Autobaus – und die Exporte sinken. Und mit den Zollplänen des designierten US-Präsidenten Donald Trump droht weiterer Gegenwind für den Export. Und Deutschland ist unter den G7-Staaten am meisten auf Exporte angewiesen.
Die Politik wäre gefordert
Wer bringt das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft zurück und schafft damit auch bei deutschen Konsumenten Sicherheit? Die Politik war zuletzt stark mit sich selber beschäftigt. Unternehmer und Wirtschaftsverbände hoffen, dass nach der anstehenden Bundestagswahl am 23. Februar 2025 die Politik schnell Gegensteuer gibt.
Das ist allerdings wenig wahrscheinlich. «Positive wirtschaftliche Impulse einer neuen Bundesregierung würden frühestens im Jahr 2026 voll zum Tragen kommen», sagt Ökonom Nils Jannsen vom Kiel Institut für Weltwirtschaft.
Die Bundesbank hat ihre Prognose für die deutsche Wirtschaft bereits gesenkt und rechnet für 2025 nur mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Teile der Wirtschaft sehen Deutschland wieder als «kranken Mann Europas».
Als die Wirtschaft in Deutschland zuletzt zwei Jahre in Folge schrumpfte – 2002 und 2003 – kam es damals unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder zur «Agenda 2010» mit Reformen an Sozialstaat und Arbeitsmarkt. Heute pocht die Wirtschaft auf Bürokratieabbau, Steuerentlastungen, niedrigere Energiekosten und mehr Tempo bei Infrastrukturprojekten.
Zurückhaltung bei Konsumenten
Immerhin ist der Arbeitsmarkt stabil. 2024 stieg die Zahl der Beschäftigten auf den Rekord von 46,1 Millionen. Neue Jobs entstanden aber vor allem in staatlich dominierten Sektoren wie Gesundheit, Erziehung und Öffentlicher Dienst, während im Bau und in der Industrie Arbeitsplätze verloren gingen.
Doch die Konsumenten geben immer weniger aus. Die privaten Konsumausgaben stiegen 2024 preisbereinigt um nur 0,3 Prozent. Obwohl die Inflation im Griff ist, sparen viele weiter.
Aktuell sind die Staatsfinanzen aber noch im Lot. Nach vorläufigen Daten belief sich das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung auf 113 Milliarden Euro. Damit hält Deutschland die europäische Verschuldungsregel ein, die ein Haushaltsdefizit von 3,0 Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung erlaubt. Deutschland kommt nach vorläufigen Berechnungen auf 2,6 Prozent.