Nach verlorenem Milliardenauftrag
Darum darf Stadler Rail noch auf die Ösi-Milliarden hoffen

Im Moment steht Stadler Rail ohne Milliardenauftrag für die ÖBB da – wegen eines Formfehlers. Doch es gibt gute Gründe, dass der Ostschweizer Zugbauer hoffen darf.
Publiziert: 22.09.2021 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2021 um 21:40 Uhr
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Vorerst muss Stadler Rail andere Aufträge abwickeln, ...
Foto: keystone-sda.ch
Christian Kolbe

Das wird auf alle Fälle für jemanden sehr peinlich: Entweder für den Ostschweizer Bahnkonzern Stadler Rail – oder für das österreichische Bundesverwaltungsgericht. Dieses hatte am Dienstag einen Rekurs von Konkurrent Alstom wegen eines Formfehlers gutgeheissen. Dadurch ist ein Riesenauftrag der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB an Stadler null und nichtig.

Für den Moment. Denn Stadler hat schon gestern unmissverständlich klargemacht, dass die Firma weiter um den Auftrag kämpfen wird. Wohl auch mit Unterstützung der ÖBB. Denn die brauchen die bis zu 186 neuen Doppelstockzüge zur Flottenerneuerung.

Würde Stadler nun abblitzen, dann wäre das mehr als peinlich. Immerhin gehts um einen Auftrag im Wert von deutlich über 3 Milliarden Franken. Diese Summe entspricht ungefähr einem Jahresumsatz von Stadler.

Vielfach verwendete Unterschrift

Der Formfehler: Stadler habe das Angebot mit einer Schweizer Version einer digitalen Signatur unterzeichnet, die von der EU und Österreich nicht anerkannt sei, bemängelte das Gericht. Nur gibt es einige Argumente, die dafür sprechen, dass aus der Unterschriftenpanne eine Gerichtspanne werden könnte, die Sache also peinlich für das österreichische Bundesverwaltungsgericht enden könnte.

Ein erstes Indiz: Stadler hat die nun beanstandete elektronische Unterschrift schon oft verwendet, auch in Österreich. Und damit Angebote und Aufträge gewonnen. Zum Beispiel 2019 für den Bau von 15 KISS-Intercityzügen für die Westbahn. Oder Ende 2020 für die Lieferung von bis zu 20 Lösch- und Rettungszügen an die ÖBB. Formfehler? Offenbar keiner.

Der Auftrag scheint also alles andere als verloren. Würde Stadler das anders einschätzen, dann müsste der Konzern den Auftragseingang von über 17 Milliarden Franken sofort nach unten korrigieren. Hat Stadler aber nicht gemacht.

Aktie legt zu

Einzig die erste Auftragstranche von 500 bis 600 Millionen Franken ist im Moment hinfällig, eine Vorauszahlung von 160 Millionen Franken fliesst nun nicht in die Kasse. Geld, das Stadler durchaus hätte gebrauchen können.

Auch die Investoren zeigen sich nachsichtig. Die Verluste von gestern hat die Aktie an der Schweizer Börse bereits wieder wett gemacht, sie schliesst mit einem Plus von knapp zwei Prozent.

Bleiben die gestrengen Analysten, die aber keinen Anlass für eine Herabstufung der Aktie sehen. UBS und Julius Bär empfehlen die Aktie weiterhin zum Kauf. Egal für wen die Geschichte nun peinlich ausgeht, hat Stadler gute Chancen, trotzdem noch zum Zug zu bekommen.

Chancenlose Konkurrenz

Zwei Optionen stehen in Raum: Entweder kann der Formfehler bereinigt werden oder der Auftrag wird neu ausgeschrieben. Die ZKB sieht den Zugbauer aus Bussnang TG in beiden Fällen in der «Pole-Position».

Die Konkurrenz ist aus dem Spiel. Gemäss österreichischen Medien hat sich Siemens den Auftrag nicht einmal zugetraut, Alstom/Bombardier sind wegen Lieferproblemen für Züge in Vorarlberg aus dem Rennen.

Im besten Fall bleibt also die Unterschriftenpanne für Stadler Rail ein Ärgernis, kann der milliardenschwere Auftrag für die ÖBB mit Verzögerung doch noch abgewickelt werden.

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