Über Wochen ging fast nichts mehr in den Fussgängerzonen und Geschäften. Die Winterjacken blieben am Bügel hängen, die Skihosen im Regal, die Lampe im Schaufenster und das Kinderspielzeug unter Absperrband. Die Händler nutzten derzeit ihre Schaufenster einzig als Werbefläche, um für Preisnachlässe im Netz zu werben.
In etwas mehr als einer Woche geht es wieder los, das grosse Shoppen in den Läden nach Lust und Laune. Die Billig-Schlacht, der grosse Lockdown-Ausverkauf lockt Schnäppchenjägerinnen. Die wochenlange Starre hat dazu geführt, dass die Lager mit den saisonalen Artikeln immer noch voll sind. Die Ware muss jetzt raus. Der Ausstieg aus dem Shutdown ist ein Fest mit Mega-Rabatten.
Die grössten Abschläge sind im Sportfachhandel zu erwarten. Die Ski-Handschuhe wird es zum Schleuderpreis geben, die Atomic-Latten mit kräftigem Preisschnitt. «Das wird sicher ein Thema sein», sagt Peter Bruggmann (58), Präsident des Verbands der Schweizer Sportfachhändler. «Wir hatten starke Umsatzrückgänge.» Es ginge bei einigen Händlern mittlerweile nur noch darum, wieder Geld in der Kasse zu haben und Rechnungen bezahlen zu können.
Märki: «Ich bin enttäuscht»
Ein Restbestand wird wohl in die neue Wintersaison gerettet. Schnäppchenjäger werden aber auch bei Möbeln fündig. Der Discounter Conforama hat gerade die Schweiz mit Aktionsflyern zugedeckt. Das Unternehmen bietet Kampfpreise. Die Schlagzeile: «Massiver Rausverkauf». Geschrieben in Grossbuchstaben. Ein Schrei nach Kundschaft.
Der Discounter lockt mit Preisen, die bis zu 70 Prozent reduziert sind. «Von Textilien über Elektronik ist alles dabei», sagt Marketingchef Michael Rinderli (34) zu BLICK.
Bei Möbel Märki muss das Betten-Lager abgebaut werden. 30 Prozent Rabatt verspricht Geschäftsführer Roger Märki (61), der sich über die Öffnung freut, gleichzeitig aber auch vielen Händlern aus der Seele spricht. «Ich bin im höchsten Mass enttäuscht von Alain Berset (48), seinen Bundesratskollegen und den ganzen Heerscharen von Spezialisten, die im Hintergrund in Bern ihre Arbeit nicht verrichten», wettert der Familienunternehmer.
Töpfe vor den Rolltreppen
Die Schutzkonzepte hätten bislang gut funktioniert, versichert Märki. Ein Shutdown sei gar nicht erst nötig gewesen. «Gerade mal acht Mitarbeitende in sieben Filialen haben einmal ein positives Covid-Testresultat erhalten.» Diese acht Angestellten hätten sich allesamt in der Freizeit angesteckt.
Die Worte zeugen von Unzufriedenheit. Kein Wunder. Das Schliessen der Geschäfte drückt die Marge und schafft Not. Auch bei den Warenhäusern. Manor hat in den letzten Wochen wieder auf Kurzarbeit umgestellt. Und das Berner Wahrzeichen Loeb hat Töpfe vor die Rolltreppen gestellt, um die oberen Etagen absperren. Die oberen fünf Stockwerke sind verwaist. Einzig im Erdgeschoss gibt es bis Ende Februar Schokolade und Alltagsprodukte.
Am ersten Märztag sind die Töpfe dann wieder weg. Der Weg ist frei. Das Shoppen kann wieder losgehen.