Das Schneechaos in Schweizer Städten könnte die Ladenbetreiber noch vor dem Ansturm der Schnäppchenjäger bewahren. Obwohl zahlreiche Geschäfte einen solchen mit fetten Lockdown-Rabatten geradezu herbeigerufen haben.
Weil ab Montag etliche Fachgeschäfte bis erst einmal Ende Februar in den Lockdown gehen, läuft bei einigen Läden ein vorgezogenes Ausverkaufsgeschäft. Ziel der Konsumentinnen: die Modeketten. Schlangestehen vor dem Laden heisst es schon am Freitagmorgen, zum Beispiel bei C&A in Winterthur ZH, ebenso wie bei C&A in Zürich-Oerlikon am Nachmittag. Bis zu 70 Prozent Rabatt prangt in grossen Ziffern im Schaufenster.
Mega-Ausverkauf geht in die letzte Runde
Gerade Modegeschäfte leiden in der Corona-Krise. Viele versuchen nun in letzter Minute, Lager abzubauen. «Die Preisreduzierung ist dieses Jahr extrem», sagt eine Verkäuferin bei Zara in der Bahnhofstrasse in Zürich zu BLICK. «Mit 100 Franken können sie hier heute viel erreichen. Die einzelnen Teile sind extrem heruntergesetzt.»
Ähnlich sieht es bei Jelmoli aus. Wegen der Schliessung von gewissen Abteilungen am Montag, offen bleiben etwa die Bereiche Lebensmittel, Kosmetika, Coiffeur, lockt das Zürcher Kaufhaus Schnäppchenjägerinnen mit einem 15-Prozent-Lockdown-Rabatt auf bereits reduzierte Ware.
Der Sporthändler Och Sport in der Nähe gibt 15 Prozent Rabatt auf Skibekleidung – und das mitten in der Saison. Das Modegeschäft Vero Moda nimmt wegen des Lockdowns am Montag spontan Strickartikel auf die Rabattliste. So kostet ein Kaschmirpullover neu statt 100 Franken nur noch 60 Franken.
Schneemassen trüben die Hoffnung auf grossen Ansturm
Sorgen macht den Händlern das Schneechaos. Ob das die Kundschaft abhält? «Wir hoffen auf die grossen Massen, aber mit dem Wetter wird das vielleicht schwierig», sagt die Filialleiterin bei Zara Home. Gewappnet dafür sei sie. Das Sicherheitspersonal an der Tür, wie mittlerweile in fast allen Geschäften, behält den Überblick. Es wird kontrolliert, wie viele Personen das Geschäft betreten. Ausserdem müssen Kunden sich beim Betreten der Filiale die Hände desinfizieren.
Auch kleinere Läden hoffen auf einen Mehrumsatz am Samstag. «Ich hab schon in der vergangenen Woche gemerkt, dass mehr Menschen hereinkommen», sagt Daniel Kerner (47), Geschäftsführer des Schuhladens Ludwig Reiter in der Zürcher Innenstadt. «Aber heftige Rabatte, wie die grossen Läden mit der billigen Massenware aus China können wir uns nicht leisten. Da würden wir uns ins eigene Fleisch schneiden und sofort Verluste machen.»
Schaden begrenzen mit Rabatten
In den 60 Warenhäusern von Manor gibt es derzeit 20 Prozent Rabatt auf bereits heruntergesetzte Artikel, sagt Sprecher Fabian Hildbrand. «Der plötzliche Entscheid des Bundesamts für Gesundheit ist wie eine Vollbremsung für den Detailhandel und die vorgelagerten Lieferketten. Wir versuchen, den Schaden einzugrenzen.»
Ein «Menschengewühl trotz Ausverkaufsaktivitäten» erwartet Manor nicht. Seit der Massnahmenverstärkung vom 22. Dezember seien die Kundenfrequenzen in den Läden um 20 Prozent zurückgegangen. Vorsorglich habe man dennoch das Sicherheitspersonal an den Eingängen aufgestockt. «Wie schon im Advent und am Black Friday regelt Ordnungspersonal den Einlass», sagt Hildbrand. Damit komme es nicht zu Tumulten.
Ab Montag kann man bei Manor-Warenhäusern mit integriertem Supermarkt – rund 30 Häuser – neben den üblichen Lebensmitteln, Hygiene- und Reinigungsartikeln auch weiterhin Parfümerie, Papeterie, Kinderkleidung, Unterwäsche und Haushaltsartikel kaufen, zählt Hildbrand auf. Das entspreche rund 25 bis 30 Prozent vom normalen Non-Food-Angebot.
Online biete man in ebenfalls 30 Manor-Filialen, zum Beispiel im Bahnhof Zürich, Click and Collect an, sprich die Bestellung online am Computer und Abholung vor Ort nach Benachrichtigung.
Trotz Ausverkauf am Wochenende werden in den nächsten Wochen die Umsätze einbrechen. Die erneute Schliessung der Geschäfte, die nicht Güter des täglichen Gebrauchs verkaufen, bedeutet schweizweit einen monatlichen Umsatzverlust von rund 3,2 Milliarden Franken, beziffert die Swiss Retail Federation den Schaden für die Händler.