Nach langer Abschottung lässt Diktator Kim wieder Touristen ins Land
Globetrotter-Lüthi lanciert wieder Nordkorea-Reisen

Nach Jahren der Corona-Abschottung bereiten sich die Schweizer Reiseanbieter Background Tours und Go To Asia auf die Rückkehr nach Nordkorea vor. Und schwärmen vom aussergewöhnlichen Reiseziel. Das Regime ist international geächtet.
Publiziert: 16.08.2024 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2024 um 13:49 Uhr
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Nordkorea ist eines der unzugänglichsten Länder der Welt. Seit dem Ausbruch von Corona waren auch begleitete Touristenreisen nicht mehr möglich.
Foto: keystone-sda.ch
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Bis zur Pandemie galt Nordkorea als Ziel für Abenteuerreisende. Auf von staatlichen Überwachern begleiteten Touren konnten sie sich ein Bild vom abgeschotteten Land machen, das als eines der totalitärsten der Welt gilt.

Dann kam Corona und Diktator Kim Jong Un (40) schloss aus Angst vor dem Virus sein Reich für den Tourismus. Einzig einige Gäste aus Russland durften dieses Jahr in ein nordkoreanisches Skiresort, weil die beiden Länder seit der russischen Invasion in die Ukraine eine enge Beziehung pflegen.

Ende 2024 wird nun diese Abschottung aufgehoben, wie die chinesischen Reiseveranstalter Koryo Tours und KTG Tours mitteilten.

Schweizer Reiseveranstalter freuen sich

Der Schweizer Reiseanbieter Background Tours, ein Mitglied der Globetrotter Group, bot bis 2019 Trips nach Nordkorea an und will dies nach der Öffnung wieder tun, wie Globetrotter-Chef André Lüthi (64) gegenüber Blick bestätigt. «Wir sind bereits in Kontakt mit den nordkoreanischen Tourismusverantwortlichen.» Die ersten Reisen werde Background Tours wahrscheinlich im Sommer oder Herbst 2025 anbieten können.

Auch der Reiseveranstalter Go To Asia ist gespannt aufs nächste Jahr. «Ich habe zahlreiche Gäste auf der Warteliste, die in den nördlichen Teil von Korea reisen möchten», sagt Eigentümer Gabriel Müller (45) gegenüber Blick. Sobald wie möglich werde man wieder Reisen anbieten.

Individualreisen sind möglich

Lüthi erwartet, dass die Bedingungen nächstes Jahr ähnlich wie vor der Pandemie sein werden. Das bedeutet, dass die Reisen weiterhin von einem Reiseleiter oder einer Reiseleiterin der Regierung begleitet werden. Auch Individualreisen seien mit Reiseleitung vor der Schliessung möglich gewesen, so Lüthi, es habe keinen Zwang zu Gruppenreisen gegeben.

Das Land habe sich in den letzten Jahren vor Corona stark verändert, sagt Lüthi, der Nordkorea bereits viermal bereiste. «Bei meiner ersten Reise musste ich am Flughafen noch das Handy abgeben, was bei den letzten Reisen nicht mehr der Fall war. So konnte ich auf der letzten Reise unbegleitet in der Hauptstadt Pjöngjang joggen gehen und mehr Universitäten, Museen und Fabriken besuchen.»

Auch bei den Einheimischen sei – von dem, was Lüthi zu Gesicht bekam – von Hunger und Unterdrückung wenig zu spüren gewesen. «Es gibt jetzt neuerdings zum Beispiel auch Bierhallen in Pjöngjang, es wird am Abend getanzt und die Menschen können durchaus auch, für uns schwierig vorstellbar, lachen», sagt Lüthi.

Ein eigenes Bild der Lage machen

Doch warum sollte man in ein Land zu reisen, das im Westen als «Schurkenstaat» betrachtet wird? Schliesslich ist Nordkorea wegen seines Atombombenprogramms und der Unterdrückung der eigenen Bevölkerung international geächtet. 

Das Land kennt keine Meinungsfreiheit und bei der kleinsten Kritik am Regime drohen den Einheimischen Arbeitslager oder Todesurteil. Und immer wieder sorgt Nordkorea mit Drohungen gegen Südkorea und Japan und mit Raketentests für Verstimmung in der ganzen Region.

Nordkorea sei kulturell und geschichtlich sehr interessant und habe auch landschaftlich viel zu bieten, sagt Reiseveranstalter Müller. «Die Berichterstattung über Nordkorea in westlichen Medien ist sehr einseitig und widerspiegelt meist nur die Schattenseiten.» In der Regel sei es ein vielgereistes Publikum, das es nach Nordkorea ziehe.

«Einmal sehen ist besser, als tausendmal hören», meint Lüthi dazu. Die Menschenrechtsverletzungen verurteile er aufs Schärfste. Doch der Tourismus bringe Informationen ins Land und bringe auch Informationen hinaus in die Welt – und sei vielleicht ein kleiner Beitrag, das Regime langsam aufzuweichen.

«Kein sichereres Land als Nordkorea»

Für Background Tours waren die Nordkorea-Reisen aber nie ein grosses Geschäft. «Wir ermöglichten interessierten Kunden – vor der Pandemie waren es zwischen 30 und 50 pro Jahr – einen kleinen Einblick in ein kommunistisch geführtes Land zu bekommen», sagt Lüthi zur Motivation für das Angebot.

Die Schweizer waren also sehr präsent. Denn: Vor der Pandemie besuchten laut Medienberichten jährlich nur rund 5000 westliche Gäste das Land.

Und was ist mit den Risiken? «Es gibt wohl kein sichereres Land als Nordkorea, was die Kriminalität angeht», sagt Lüthi. Ausgeraubt werde man als Gast garantiert nicht. Ein anderes Thema sind die drakonischen Strafen, die bei Verstössen drohen. Der Überwachungsapparat Nordkoreas ist laut Experten extrem – auch die offizielle Schweiz warnt: «Befolgen Sie strikt die Anweisungen der Reiseleitung und vermeiden Sie politische Diskussionen», schreibt das EDA. 

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