Harley-Davidson stand früher für wilde, laute und rebellische Easy Rider. Bereits vor Jahren schwenkte die Kult-Motorradmarke aber um und führte verschiedene Diversity-Strategien ein, um dieses Image aufzufrischen. Jetzt vollzieht der US-Konzern jedoch wieder einen Kurswechsel in seiner Unternehmenspolitik: Man beende alle Vielfaltsinitiativen, teilte das Unternehmen kürzlich mit.
Damit reagiert Harley-Davidson auf zunehmende Attacken von konservativen Aktivisten und steigender Missmut bei einem Teil der Kundschaft. Die Angriffe führte der prominente rechte Influencer Robby Starbuck (35) an. Er begann im Juli, die Motorradmarke und dessen CEO Jochen Zeitz (61) für die «woken Massnahmen» zu kritisieren. Starbuck weiss eine starke Anhängerschaft – rund 550'000 Follower auf X und etwa 330'000 Follower auf Instagram – hinter sich. Schon andere Firmen wie der Einzelhändler Tractor Supply und des Traktor-Herstellers John Deere haben nach einer von ihm geführten Kampagne ihre inklusivere Politik verändert.
Harley-Davidson kapituliert wegen «gespaltener Gemeinschaft»
Nun ist also auch der Töff-Hersteller eingeknickt. «Wir sind traurig über die Negativität in den sozialen Medien in den letzten Wochen, die darauf abzielt, die Harley-Davidson-Gemeinschaft zu spalten», schrieb das Unternehmen auf X.
Seit April 2024 existiert keine Abteilung für Diversität mehr. Der Konzern verzichtet auch darauf, beim Einstellen von Mitarbeitern auf Diversitäts-, Gleichstellungs- und Inklusionskriterien zu achten. Zudem endet die langjährige Zusammenarbeit mit der Human Rights Campaign, die Unternehmen danach bewertet, wie gut LGBTQI+-Menschen in die Firma integriert sind. Weiter soll sich das Sponsoring auf die Kernkundschaft konzentrieren.
Influencer plant wohl bereits nächste Attacke
Ziel der Attacken war insbesondere der Harley-Davidson-Chef Zeitz. Influencer Starbuck forderte den Deutschen, der seit 2020 dem Motorrad-Hersteller vorsteht, zum Rücktritt auf. Zeitz, der 18 Jahre lang CEO des deutschen Sportartikelherstellers Puma war, ist dafür bekannt, sich für eine nachhaltige und diverse Unternehmenspolitik einzusetzen. «Ich habe eine Leidenschaft für umwelt- und sozialbewusste globale Geschäftspraktiken», heisst es auf seinem Linkedin-Profil.
Gegenspieler Starbuck feiert den Schwenk von Zeitz auf seinen Social-Media-Kanälen als grossen Erfolg. «Wir haben es wieder geschafft», schreibt er in einem Post – und kündigt darin an, bereits an einer nächsten Kampagne zu arbeiten.