Nach Euro-Affäre und vermasselter Kandidatur für OECD-Vorsitz
Wird Ex-SNB-Chef Philipp Hildebrand neuer UBS-Präsident?

Die Gerüchte verdichten sich: Der ehemalige SNB-Chef Philipp Hildebrand wird als Kronfavorit für die Nachfolge von UBS-Präsident Axel Weber gehandelt. Seine Vergangenheit ist aber nicht unbefleckt.
Publiziert: 25.10.2021 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2021 um 15:05 Uhr
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Ex-SNB-Chef Philipp Hildebrand (58) wird als Kronfavorit für das UBS-Präsidium gehandelt.
Foto: keystone-sda.ch
Sarah Frattaroli

Die UBS braucht einen neuen Chef. Axel Weber (64) tritt an der Generalversammlung nächsten Frühling nach zehn Jahren an der Spitze der Schweizer Grossbank zurück. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass auf Weber ein grosser Name aus der Schweizer Finanzszene folgt: der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Philipp Hildebrand (58).

Er habe sich kürzlich mit Noch-Chef Axel Weber getroffen, berichtet das Online-Portal «finews.ch». Demnach war auch Jeremy Anderson (63) beim Treffen dabei. Er ist innerhalb des UBS-Verwaltungsrats mit der Suche nach einem Nachfolger betraut.

Zur Zeit Nr. 2 bei Black Rock

Hildebrand sass von 2003 bis 2012 im Direktorium der SNB. Von 2010 bis 2012 präsidierte er sie. Sein Abgang bei der SNB verlief aber alles andere als reibungslos. Hildebrand musste sich Vorwürfen von Insiderhandel auseinandersetzen. Seine damalige Ehefrau hatte kurz vor der Einführung des Euro-Franken-Mindestkurses US-Dollar im grossen Stil gekauft. Philipp Hildebrand wurde später zwar sowohl SNB-intern als auch juristisch entlastet. Die sogenannte «Affäre Hildebrand» haftet aber bis heute an ihm.

Letztes Jahr ist ausserdem ein weiterer Tolggen in Hildebrands Reinheft hinzugekommen: Er kandidierte für den Vorsitz der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – und scheiterte. Auch bei der Neuvergabe des Credit-Suisse-Präsidiums diesen Frühling galt Hildebrand als Anwärter. Letztlich kam aber der Portugiese António Horta Osório (57) zum Zug.

Trotz dieser Makel kommt Hildebrand als möglicher Weber-Nachfolger in der Branche gut an: Öffentlich zu den Gerüchten äussern will sich niemand. Hinter vorgehaltener Hand heisst es aber bei einem renommierten Headhunting-Unternehmen, dass Hildebrand als Kandidat für die UBS «auf der Hand» liege. Dass er bereits bei der CS als möglicher Präsident gehandelt wurde, hilft ihm. Auch wenn der Posten letztlich an jemand anderen ging. Aber dass Hildebrand für solche Vakanzen immer wieder genannt wird, zeigt sein Kaliber auf.

Auch die gescheiterte Kandidatur für den OECD-Vorsitz ist für Hildebrand keineswegs ein Stolperstein. Dass er den Posten nicht erhielt, hatte schliesslich politische Gründe, heisst es bei Kennern. «Hildebrand wäre für die UBS ein Gewinn», sagt eine Headhunterin.

Seit seinem Abgang bei der SNB ist Hildebrand als Vice Chairman die Nummer Zwei beim weltgrössten Vermögensverwalter Black Rock. Nun könnte er also bei der UBS endlich wieder zu einem Prestige-trächtigen Posten in der Schweiz kommen.

Dünnes Kandidatenfeld

Gerüchten zufolge sind neben Hildebrand nur noch wenige andere Kandidaten für das UBS-Präsidium im Rennen. Der Roche-Präsident und ehemalige Swiss-CEO Christoph Franz (61) galt lange als Kronfavorit, nahm sich aber bereits vor Monaten aus dem Rennen.

Auch Jens Weidmann (53), Chef der deutschen Notenbank, kommt entgegen ersten Spekulationen nicht in Frage. Er hat zwar kürzlich angekündigt, per Ende Jahr von seinem Posten als Notenbanker zurückzutreten. Allerdings muss er eine Karenzfrist von zwei Jahren beachten, darf also nicht zur UBS überlaufen.

In Frage kommt allenfalls noch der deutsche Banker Theodor Weimer (61). Hildebrands grosser Vorteil gegenüber Weimer: Er ist Schweizer. Und weil bei der UBS mit dem Niederländer Ralph Hamers (55) bereits im CEO-Sessel ein Ausländer sitzt, dürfte die Grossbank ein Interesse daran haben, den Präsidenten-Posten mit einem Schweizer zu besetzen.

Hildebrand orchestrierte UBS-Rettung 2008

Ironisch an Hildebrands Favoritenrolle: Bei der SNB erlebte er während der Finanzkrise 2008 den Niedergang der UBS. Als Dirigent der staatlichen Rettung entschied Hildebrand über das Schicksal der UBS. Nun könnte Hildebrand die Geschicke der Bank ein zweites Mal leiten.

Die UBS will sich zu den Spekulationen nicht äussern, wie es auf Anfrage von Blick heisst. Die Generalversammlung zur Wahl des Weber-Nachfolgers findet im April 2022 statt. Die Bank will ihren Kandidaten dem Vernehmen nach aber noch im laufenden Jahr vorstellen.

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