«Für Nostalgie gibt es keinen Platz», sagt Sergio Ermotti (63). Für den UBS-CEO zählen am Donnerstagvormittag im Konferenzgebäude der neuen Megabank in Zürich nur harte Fakten. Was auch sonst. Gefühle sind ein schlechter Ratgeber, ganz besonders, wenn man erfolgreich einen Grosskonzern führen will. Für die 168 Jahre alte Credit Suisse, die seit der Übernahme noch als Tochter der UBS-Gruppe läuft, heisst das ganz emotionslos Lichter löschen. Die CS war über viele Jahre eine erfolgreiche Bank. «Doch jetzt hat sie nur noch Verluste angehäuft und war allein nicht mehr überlebensfähig», so Ermotti.
Auch das Schweizer Geschäft der CS hätte alleine einen schwierigen Stand gehabt, ist Ermotti überzeugt. Als eigenständige Bank hätte sie ihr IT-System auf Vordermann bringen müssen. Und auch die Finanzierung der Geschäfte wäre eine grosse Hürde gewesen. Deshalb sei man bei der Analyse der verschiedenen Möglichkeiten zum Schluss gekommen, dass eine Vollintegration in die UBS die beste Option sei. «Und zwar für die Angestellten, die Kunden und die Aktionäre. Durch die Vollintegration können wir mehr Jobs retten, und es ist auch für die Schweizer Volkswirtschaft das Beste», so Ermotti.
Die harte Realität: Die CS muss vollständig verschwinden, damit die neue UBS eine erfolgreiche Zukunft hat.
3000 Kündigungen in der Schweiz
Global gibt die UBS keine Zahlen zum unumgänglichen Stellenabbau bekannt. Anders in der Schweiz: «Wir haben eine Verantwortung im Heimmarkt. Wir sind ein grosser Arbeitgeber, auch im Verhältnis zur Bevölkerung. Wir wollen allen Spekulationen im Heimmarkt ein Ende setzen», sagt der UBS-Chef.
Konkret heisst das: 3000 Beschäftigte verlieren ihren Job. 2000 Entlassungen betreffen direkt die CS-Belegschaft, weitere 1000 Bankangestellte müssen bei der Integration der CS Schweiz in die UBS ihr Pult räumen. Der Abbau soll Ende 2024 beginnen und über mehrere Jahre erfolgen.
Die Aussichten der Betroffenen sind aber nicht allzu schlecht: Am Schweizer Finanzplatz sind derzeit mehrere Tausend Stellen unbesetzt. Natürlich werden nicht alle Ex-CS-Mitarbeiter die gesuchten Profile erfüllen, viele dürften jedoch bei der Konkurrenz unterkommen.
Jobschmelze wird deutlich grösser ausfallen
Hinzu kommen die 800 Schweizer Angestellten, welche die CS seit der Übernahme im März von sich aus verlassen haben. Das sind jedoch nur 10 Prozent der weltweiten, freiwilligen Abgänge. Da rund ein Drittel der CS-Belegschaft in der Schweiz arbeitet, zeigen sich die hiesigen Angestellten deutlich loyaler als jene im Ausland.
Von den aktuell 17'000 Jobs bei der CS und den gut 21'000 Jobs der UBS in der Schweiz fallen in den nächsten Jahren aber deutlich mehr weg als die 3000 angekündigten: Der grösste Teil des Stellenabbaus werde über natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen erfolgen, hält Ermotti fest.
Massive Kosteneinsparungen geplant
Die Integration der CS soll weltweit bis Ende 2026 abgeschlossen sein und geht mit einem harten Sparkurs einher. Die UBS will ihre jährlichen Kosten bis dahin um fast 9 Milliarden Franken senken. In der Schweiz ist der Fahrplan deutlich enger: Die CS Schweiz soll rechtlich bereits im nächsten Jahr in der UBS aufgehen. Und die CS-Kunden werden ab 2025 in die UBS überführt. Dann wird das CS-Logo auch in der Schweiz endgültig verschwinden. Diese Integration der Konten soll «so sanft wie möglich ablaufen», sagte Ermotti. Wie genau, das weiss die UBS heute noch nicht.
Die neue UBS erzielte dank der erstmals mit einberechneten Tochter einen Rekordgewinn von fast 26 Milliarden Franken. Eine einmalige Sache, weil die UBS den effektiven Wert der CS in ihren Büchern aktiviert ausweisen muss. Im zweiten Quartal hat die UBS zwar mit Gewinn, aber nicht berauschend gearbeitet, die CS einmal mehr einen Milliarden-Verlust eingefahren.
Aktie klettert auf 15-Jahr-Hoch
Was positiv stimmt: Die Kunden bringen ihr Geld in grossem Stil zur Megabank – hauptsächlich zur UBS. Aber selbst die CS hat seit Juli neue Kunden gewonnen und alte zurückgeholt. Und das nicht nur, weil sie mit aggressiven Zinskonditionen frische Spargelder angezogen hat.
Die positiven Signale überzeugen die Anleger, die Aktie der UBS schliesst mit einem Plus von 6 Prozent. Und ist damit so viel wert wie seit 15 Jahren nicht mehr.