Das jüngste Börsenbeben hat für alle, die noch in die Ferien fahren wollen, einen positiven Effekt. Ein Dollar kostet gerade mal noch 85 Rappen und ein Euro noch 93 Rappen. Das sind vier, respektive fünf Prozent weniger als vor einem Monat. Da schmecken die Pasta und das Glas Wein in den Strandferien gleich noch mal besser.
Doch sollte man nun rasch in die Wechselstube spurten? Oder bleibt der Franken noch eine Weile stark?
«Womöglich hat die Börse ein wenig überreagiert. Es könnte also eine Gegenbewegung geben. Mittelfristig rechnen wir aber damit, dass der Dollar gegenüber dem Franken weiter abwertet», sagt UBS-Anlagechef Daniel Kalt (55). Er sieht den Dollar im nächsten Sommer bei 81 Rappen.
In Franken verschuldet
Ein ähnliches Szenario kann sich der Ökonom Klaus Wellershoff (60) auch für den Euro vorstellen: «Der Franken ist meist stärker als der faire Wechselkurs. Wir sehen den Euro mittelfristig sogar unter den Wert von 90 Rappen fallen.» Mit ein Grund für die jüngste Frankenstärke sind die sogenannten Carry-Trades, die eine wichtige Rolle beim aktuellen Börsenbeben gespielt haben.
Das Börsenbeben und seine Folgen
Viele Investoren haben sich im Tiefzinsland Japan verschuldet, um Aktien der boomenden Tech-Firmen oder auch Gold zu kaufen. Doch nicht nur: «Die Schweiz gehört auch zu den Ländern mit einem im Vergleich tiefen Zinsniveau», erklärt Wellershoff. «Als die Aktienkurse unter Druck kamen, mussten Investoren ihre Tech-Titel verkaufen, um die Kredite in Yen oder eben auch in Schweizer Franken zurückzuzahlen.»
Raum für Zinssenkung
Das hat zu einer grossen Nachfrage nach Schweizer Franken geführt. Eine rasche Frankenaufwertung lässt jeweils auch die Schweizer Exportindustrie aufhorchen. Dort haben sich eigentlich die Vorzeichen für eine leichte Erholung gemehrt. «Dabei hilft der erstarkte Franken natürlich nicht», sagt Kalt. Doch mit Schwankungen von vier oder fünf Prozent – wie man sie bereits zu Jahresbeginn hatte – könne die Industrie durchaus umgehen.
Andererseits hilft der starke Franken der Nationalbank im Kampf gegen die Inflation. Das könnte auf eine weitere Zinssenkung der SNB im September hindeuten. «Der Spielraum wäre vorhanden», so Wellershoff. Allerdings mahnt der Ökonom: «Die Nationalbank sollte ihr Pulver nicht zu früh verschiessen. Noch wissen wir nicht, wie sich die US-Wirtschaft entwickeln wird.» Käme es zu einem Konjunktureinbruch in den USA, wäre es gut, die Schweiz könnte auch dann noch mit Zinssenkungen reagieren.