Soll ich verkaufen oder kaufen?
Was du jetzt als Kleinanleger wissen musst

Katerstimmung an den Börsen – die Weltmärkte fahren auch am Montag herbe Verluste ein. Auch an der Schweizer Börse gehts weiter steil bergab. Was bedeutet das für dich als Kleinanleger? Blick liefert die wichtigsten Antworten.
Publiziert: 05.08.2024 um 19:40 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2024 um 20:51 Uhr
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Die asiatischen Börsen verzeichneten am Montag herbe Verluste.
Foto: Keystone
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Auf den «Black Friday» folgte ein rabenschwarzer Montag: Das globale Börsen-Beben weitet sich aus – Japans Leitindex verzeichnete den schlechtesten Handelstag in der Geschichte. In ganz Europa und auch in den USA sinken die Kurse. Auch der Schweizer SMI weitete seine Verluste aus. Was bedeutet das für dich als Kleinanleger? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen:

Soll ich jetzt meine Aktien verkaufen?

Das empfiehlt sich laut Experten nicht. Jan-Egbert Sturm (55), Ökonom und Direktor der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, sagt gegenüber Blick: «Unsicherheiten führen an der Börse gern zu einer Überreaktion.» Schweizer Anlegerinnen und Anleger sollten in der aktuellen Situation Ruhe bewahren. Wer auf lange Sicht investiert und einen Zeithorizont von Jahrzehnten hat, muss auch vor grösseren Abstürzen keine Angst haben.

So erlitt der SMI sowohl im Zuge der geplatzten Techblase 2000 und der internationalen Finanzkrise ab 2007 Einbrüche von über 50 Prozent, die wieder aufgeholt wurden. Allerdings brauchte das auch Geduld: Nach der Finanzkrise wurde der Höchststand vom 1. Juni 2007 erst 2018 wieder übertroffen.

Von einem solchen Absturz sind wir im Moment weit entfernt. Es empfiehlt sich aber, nur so viel vom eigenen Vermögen zu investieren, dass man bei einem Absturz an der Börse nicht zu einem niedrigen Kurs verkaufen muss.

Wäre jetzt also der richtige Zeitpunkt, um Aktien zu kaufen?

Den Tiefpunkt eines Aktienkurses vorauszusagen, ist praktisch unmöglich. Dennoch zeigt der Blick in die Vergangenheit: Wenn die Börsianer panisch reagieren, folgt in aller Regel eine Gegenreaktion. Und am meisten profitieren dabei jene Titel, die am stärksten von der Korrektur betroffen waren. Das war auch beispielsweise während der Corona-Pandemie so: Nach heftigen Kursstürzen im zweistelligen Bereich erholten sich die Aktienkurse teilweise am Folgetag wieder – mit grossen Zugewinnen. Weil die Pandemie andauerte und sich zu Beginn verschlimmerte, sackten die Leitindizes letztlich trotzdem über längere Zeit ab. Die aktuelle Situation ist nicht direkt mit der Corona-Pandemie vergleichbar, da die Unsicherheiten geringer sind.

Welche Auswirkungen hat das Börsen-Beben auf meine Pensionskasse?

Die Kursverluste schlagen sich auch auf das Pensionskassen-Vermögen nieder. Allerdings haben die PKs ein breites Portfolio und sind gut abgestützt, deshalb reagieren sie weniger stark auf Bewegungen an den Aktienmärkten. Und immerhin: Schweizer Vorsorgeeinrichtungen verzeichneten ein gutes erstes Halbjahr – von Anfang Januar bis Ende Juni erzielten sie eine durchschnittliche Rendite von 6,6 Prozent. Diese ist in den letzten Tagen arg geschmolzen und teilweise gar ausradiert worden – grosse Jahresverluste sollten bislang aber nicht zu Buche stehen.

Welche Schweizer Aktien sind besonders betroffen?

Den höchsten Verlust muss die Grossbank UBS verdauen. Seit dem letzten Donnerstag ist die Aktie um über 12 Prozent gefallen – damit sind alle Jahresgewinne an der Börse für UBS-Anleger ausradiert! Verwunderlich ist das nicht: Weil Konjunktursorgen aus den USA unter anderem für den Ausverkauf an den Finanzmärkten sorgen, steigen auch die Bedenken um das Finanzsystem. Weiter stark eingebüsst haben die ABB (minus 11,6 Prozent), Partners Group (minus 10,5 Prozent), Logitech (minus 10,3 Prozent) und Sika (minus 10,2 Prozent).

Gibt es auch Gewinner des Börsen-Bebens?

Nein. Aber die defensiven Titel verlieren deutlich weniger. So hat Nestlé seit Beginn der globalen Korrektur nur 1,5 Prozent verloren. Swisscom büsst 3 Prozent ein. Und die Pharma-Titel Roche und Novartis, die als krisenresistent gelten, verlieren 6 respektive 4,7 Prozent.

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