Das Jahr 2024 war bisher eine weltweit ansehnliche Börsenrally – die grossen Indexes in den westlichen Ländern liegen mit 5 bis 12 Prozent alle deutlich im Plus. Doch gestern der Schock: Der Schweizer SMI verliert 3,8 Prozent – der schlechteste Tag seit zweieinhalb Jahren. Weltweit sind die Aktienmärkte eingebrochen: Der deutsche Leitindex Dax verliert 2,5 Prozent. Der japanische Nikkei gar 5,8 Prozent. Auch die Börsen in Amerika, die bereits am Donnerstag tiefrot waren, verloren nochmals deutlich.
Grund waren die neuen Daten aus Übersee: Die US-Wirtschaft hat im Juli deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. «Die schlechten Konjunkturdaten aus den USA haben die Angst vor einer harten Landung der US-Wirtschaft wieder aufflammen lassen, plötzlich geht das Rezessionsgespenst in den USA wieder um», sagt Daniel Kalt (55), Anlagechef UBS Schweiz, zu Blick. Doch wie geht es jetzt weiter – steht den Weltmärkten eine grössere Korrektur bevor?
«Es ist ein Fluch»
Investment-Chef James St. Aubin von Ocean Park Asset Management in Kalifornien glaubt nicht, dass das Börsen-Beben bereits vorbei ist. «Es ist ein Fluch. Wir erleben gerade die Folgen der hohen Erwartungen», sagt er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Anlegerinnen und Anleger haben nicht mit diesem Rückschlag auf dem US-Arbeitsmarkt gerechnet – «alles, was nun auf etwas anderes hindeutet, ist schwierig zu verdauen».
Ein Indiz für weitere schwierige Tage und Wochen ist der Volatilitätsindex – bekannst als Angstmesser der Wall Street. Dieser erreichte am Freitag den höchsten Stand seit März 2023, nachdem die Nachfrage nach Optionen zur Absicherung gegen einen Ausverkauf am Aktienmarkt stark angestiegen ist.
Nahost und Zinswende
In den nächsten Tagen dürften die Anleger den Blick gebannt nach Nahost richten, wo der Iran seinem Erzfeind Israel Vergeltung für die Ermordung von Hamas-Chef Ismail Hanija (†62) angedroht hat. Die grosse Frage: Wie weitreichend sind die Rachegelüste in Teheran – steht gar ein grosser Angriff des Irans bevor oder werden die vom Iran unterstützten Milizen, wie beispielsweise die Hisbollah, zurückschlagen? Klar ist: Ein Gegenschlag ist in der Börse bereits eingepreist – sollte es aber zu einem weitreichenden Flächenbrand in Nahost kommen, dürfte das die Aktienmärkte weltweit stark belasten.
Ein ganz heisses Eisen ist auch die von der Notenbank Fed angedeutete Zinswende. Nachdem am letzten Mittwoch der Leitzins zwischen 5,25 und 5,5 Prozentpunkte verharrte, rechnen die Börsianer mit einer Zinssenkung im September. Wird diese aufgrund der schlechten Konjunkturdaten weiter verschoben – oder sogar vorderhand gänzlich ausgesetzt – dürfte dies die Stimmung deutlich verschlechtern. Dann wären weitere Ausverkäufe vorprogrammiert.