Schwarzer Tag für den Weltmarkt: Am Nachmittag um 14.30 Uhr (Schweizer Zeit) schütteln die neuen Arbeitslosenzahlen aus den USA die Börsen weltweit durch. Der Schweizer SMI breitet seine Verluste vom Morgen aus und liegt bis zu 3,8 Prozent im Minus. Das ist der grösste Kurssturz seit mehr als zweieinhalb Jahren. Letztmals noch deutlicher verlor der SMI am 24. Januar 2022 (-3,85%). Er schliesst bei 11'875,5 Punkten (-3,6%).
Die wichtigsten Börsen sind tiefrot! Der deutsche Leitindex Dax verliert 2,5 Prozent. Der japanische Nikkei gar 5,8 Prozent. Auch die Börsen in Amerika starten im Minus. Der Dow Jones verliert bei Eröffnung 500 Punkte, pendelt sich dann bei einem Minus von 2,2 Prozent ein. Die Technologiebörse Nasdaq notiert 2,8 Prozent tiefer. Der Bitcoin büsst 4,9 Prozent ein.
Hintergrund sind die neuen Daten aus Übersee: Die US-Wirtschaft hat im Juli deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Ausserhalb der Landwirtschaft kamen 114'000 Stellen hinzu, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 175'000 neuen Stellen gerechnet. Der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten wurde zudem um insgesamt 29'000 Stellen nach unten revidiert.
Warum verliert der SMI mehr als der Dax oder der Dow Jones? Daniel Kalt (55), Anlagechef UBS Schweiz, erklärt: «Die noch stärkere Korrektur am Schweizer Aktienmarkt ist mit dem 1. August zu erklären. Am Feiertag waren die Börsen geschlossen, entsprechend holt die Schweizer Börse die Entwicklung nach, die global schon am Donnerstag eingesetzt hat.»
Diese Faktoren sind entscheidend
Die fallenden Börsenkurse weltweit werden durch eine Kombination aus verschiedenen Faktoren verursacht. «Technologietitel, die die Erwartungen nur noch ganz knapp erfüllen und keine Überflieger mehr sind, schlechte Konjunkturdaten vor allem vom US-Arbeitsmarkt sowie die steigende Attraktivität von festverzinslichen Anleihen mit einer längeren Laufzeit», so Kalt weiter.
Er ergänzt: «Die schlechten Konjunkturdaten aus den USA haben die Angst vor einer harten Landung der US-Wirtschaft wieder aufflammen lassen, plötzlich geht das Rezessionsgespenst in den USA wieder um.»
So viele Arbeitslose wie seit 2021 nicht mehr
Auch die Arbeitslosenzahlen in den USA sind schlecht. Die Arbeitslosigkeit hat im Juli den höchsten Stand seit fast drei Jahren markiert. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Dies ist der höchste Wert seit Oktober 2021. Analysten hatten im Schnitt mit einer unveränderten Quote von 4,1 Prozent gerechnet.
Damit steigt die Angst vor einer Rezession in den USA. Die Notenbank Fed hat am Mittwoch die Zinswende ein weiteres Mal verschoben und beliess den Leitzins unverändert zwischen 5,25 und 5,5 Prozent – der höchste Stand seit 27 Jahren.
Laut Händlern gab es neben den schwachen US-Daten allerdings auch noch andere Gründe für die jüngsten Verkäufe. So etwa die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten. Dies liess auch die Ölpreise steigen, was die Anleger zusätzlich vorsichtig stimmte. Daher stiegen auch der Goldpreis und der Franken an. So müssen etwa für den Dollar aktuell weniger als 86 Rappen bezahlt werden, während es am Vorabend noch über 87 Rappen waren.
Das sind die grössten Verlierer
Massive Einbussen verbuchten am Freitag vor allem Technologie- und Industriewerte, die zum Teil auch eine starke Kursentwicklung im bisherigen Jahresverlauf aufwiesen: Dazu zählten bei den Blue Chips etwa VAT (-11,8%), ABB (-8,4%), Logitech (-7,7%), Sika (-6,9%) oder Holcim (-6,9%). Aber auch die Finanzwerte UBS (-9,5%), Partners Group (-6,7%) und die Versicherer Swiss Re (-4,5%), Swiss Life (-3,6%) und Zurich (-3,5%) gaben kräftig nach.
Im Plus bei den Blue Chips hielten sich einzig die beiden defensiven Nahrungsmittel-Werte Lindt PS (+3,4%) und knapp noch Nestlé (+0,3%).