Börsen-Händler in Panik
So kam es in Japan zum grössten Crash der Geschichte

Der japanische Börsenindex Nikkei brach am Montag um über 12 Prozent ein. Der Absturz wird in Japan bereits mit dem Lehman-Schock von 2008 verglichen, schreibt Blick-Reporter Gabriel Knupfer, der in Tokio das Börsen-Beben hautnah miterlebt.
Publiziert: 05.08.2024 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2024 um 19:40 Uhr
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Japans Börse erlebte am Montag, dem 5. August 2024, den grössten punktemässigen Absturz der Geschichte.
Foto: Getty Images
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Fassungslosigkeit in Japan nach dem Börsencrash vom Montag: Der Leitindex Nikkei 225 brach um über 12 Prozent ein, nachdem es bereits am Freitag um 5,8 Prozent nach unten gegangen war. Sowohl beim Nikkei als auch beim Topix, einem breiteren Index, wurden die gesamten Kurssteigerungen des Jahres auf einen Schlag ausgelöscht.

Für Japan war es der schlimmste Börsencrash seit Menschengedenken. Nach Punkten war der Absturz des Nikkei der grösste der Geschichte und sogar dramatischer als am «Schwarzen Montag» im Oktober 1987.

Notenbank löst Börsenschock aus

Die Zeitungen schreiben bereits vom «Ueda-Schock» in Anspielung auf Notenbankchef Kazuo Ueda und den Lehman-Schock in der globalen Finanzkrise 2008. Denn es war die überraschende Zinserhöhung der Notenbank Bank of Japan, am letzten Mittwoch, die den Ausverkauf auslöste.

Ueda hatte dem Druck der Regierung nachgegeben, die wegen der schwachen Landeswährung Yen extrem unbeliebt ist. Dazu muss man wissen: Zwischen 2012 und 2024 verlor der Yen zum Dollar rund die Hälfte des Werts. Dieser Absturz des Yen hatte sich seit Corona massiv verstärkt, bis die Notenbank am 19. März erstmals seit 17 Jahren den Leitzins erhöhte.

Schwache Währung oder schwache Börse

Für die Menschen im Land waren die Folgen des schwachen Yen gravierend: Immer weniger Japanerinnen und Japaner konnten sich Reisen ins Ausland leisten. Und auch im Inland hielten die Löhne nicht mit der Teuerung mit, da alle aus dem Ausland eingeführten Waren massiv teurer wurden.

Die japanischen Entscheidungsträger waren in der Zwickmühle, wie Charu Chanana, Leiterin der Währungsstrategie bei Saxo Markets, gegenüber «Bloomberg» bestätigt: «Eine lockere Geldpolitik tötet die Währung und der kleinste Hinweis auf eine Straffung lässt den Aktienmarkt zusammenbrechen.»

Massive Verluste für Nintendo und Co.

Seit dem Tief im Juli ist der Yen zum Dollar um 13 Prozent gestiegen. Das ist für die exportorientierten japanischen Unternehmen ein grosses Problem. So verloren die Titel von Nintendo und Toyota am Montag 17 respektive 14 Prozent.

Auch japanische Banken mussten massiv Federn lassen: Die Aktien der Finanzkonzerne Mitsubishi, Mizuho und Sumitomo Mitsui verloren in den vergangenen zwei Handelstagen rund 12 Billionen Yen (71 Milliarden Franken) an Marktwert.

«Nikkei sollte sich bald stabilisieren»

Auch im Ausland ist die rasche Aufwertung des Yen an den Märkten spürbar: Zahlreiche Anlagestrategien, die auf einer billigen Kreditaufnahme in Yen beruhen, geraten nun ins Wanken, was den Yen noch weiter stärken könnte. Dennoch ist eine grössere Ansteckung der globalen Aktienmärkte bisher ausgeblieben.

Obwohl der Börsencrash für viele Kleinanleger in Japan schlimm ist, könnte sich Uedas Schocktherapie am Schluss sogar auszahlen: «Der Nikkei sollte sich bald stabilisieren, aber der Yen dürfte weiter steigen», sagte Gareth Berry, Devisenstratege bei der Investmentbank Macquarie Group, zur «Japan Times». Für viele Haushalte wäre das eine grosse Erleichterung.

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