Nach Aus von Wissenschaftsmagazin
SRF-Moderatoren nutzen Sendeplatz für Angriff auf Bosse

Kurz nachdem SRF-Moderator Christian von Burg das Aus des SRF-Wissenschaftsmagazins auf Linkedin kritisiert hat, verschwand sein Beitrag von der Plattform. Nun nutzte er mit seiner Moderationskollegin das Wissenschaftsmagazin am Samstag, um das SRF zu kritisieren.
Publiziert: 09.02.2025 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2025 um 18:39 Uhr
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Chaos am Leutschenbach: Diese Woche verkündete das SRF weitere Sparmassnahmen.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • SRF-Sparprogramm: Wissenschaftsredaktion betroffen
  • Moderatoren in Wissenschaftssendung kritisieren SRF-Boss
  • Wissenschaftsmagazin wird 2026 eingestellt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Diese Woche stand ganz im Zeichen des SRF-Sparprogramms unter dem Schlagwort «SRF 4.0». Bis Ende 2026 sollen 50 Vollzeitstellen gestrichen und acht Millionen Franken eingespart sein. Viele Sendungen werden gekürzt, umgebaut oder ganz eingestellt. Neben dem Aus von «Gesichter & Geschichten» ist auch die Wissenschaftsredaktion von Radio SRF betroffen. 

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Konkret: Der Personaletat soll auf etwa ein Drittel schrumpfen – von 530 auf 180 Stellenprozent. Das «Wissenschaftsmagazin» fällt 2026 komplett weg. Wissenschaftsredaktor Christian von Burg fand auf Linkedin deutliche Worte: «Damit wird der SRF-Wissenschaftsredaktion das Herz herausgerissen.» Von Burgs Kritik schlug hohe Wellen und erntete über tausend Likes, Dutzende Wissenschaftler, Journalistinnen und Kommunikationsexperten bekundeten ihre Solidarität.

Doch dann – einen Tag später – war sein Post verschwunden. Gelöscht. Auf Nachfrage sagt von Burg gegenüber dem Blick nur: «No comment.» Und das SRF wiegelt ab: Man nehme kritische Stimmen ernst, aber «Kritik am Arbeitgeber soll intern angebracht werden, nicht in der Öffentlichkeit». Am Freitag habe es Gespräche zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden gegeben – «daraufhin haben die Mitarbeitenden die Posts gelöscht».

Boss: «Hörer finden wissenschaftliche Themenfelder befremdlich»

Am Wochenende folgte nun das nächste Kapitel. Im SRF-Wissenschaftsmagazin am Samstag nutzten die Moderatoren Christian von Burg und Katharina Bochsler den eigenen Sendeplatz für harsche Kritik an den SRF-Bossen. Zu Beginn bringen die SRF-Journalisten zwei Wortmeldungen von Wissenschaftlern, die das Aus bedauern. Einer davon ist Klimaforscher Thomas Fröhlicher von der Universität Bern: «Es ist kaum zu fassen. Das Wissenschaftsmagazin gehört zu meinen Lieblingssendungen. Eine wertvolle, faktenbasierte Informationsquelle. Gerade in der Klimadebatte ist sachliche Berichterstattung entscheidend. Sonst gewinnen Fake News und Verschwörungstheorien noch mehr an Einfluss.» 

Dann wollen die Moderatoren von Christian Rajan Autze, Publizistischer Leiter der SRF-Kulturabteilung ad interim, wissen, weshalb das Wissenschaftsmagazin dran glauben müsse. Rajan Autze beruft sich auf Studien, die zeigen würden, dass die Hörerschaft einerseits eher «kürzere Wortbeiträge als lange, grosse Formate» schätzen würde. Und andererseits, dass Hörer des Kanals SRF 2 Kultur eher an Kulturthemen wie Literatur, Musik, Theater oder Film interessiert seien. «Und das die Hörer das wissenschaftliche Themenfeld eigentlich eher befremdlich finden für den Kanal SRF 2 Kultur.» 

Moderatoren nehmen Aussagen von ihrem Chef auseinander

An diesem Statement scheinen die Moderatoren gar keine Freude zu haben. Christian von Burg sagt dazu in der Sendung: «Rajan Autze bezieht sich hier bei dieser Publikumsbefragung auf eine Studie mit 24 Personen. Aus diesen qualitativen Interviews hat man abgeleitet, dass die Hörerinnen und Hörer von SRF 2 Kultur keine Wissenschaft mehr wollen.» Und seine Kollegin Katharina Bochsler doppelt nach: «Man muss aber auch sagen, aus den Daten beziehungsweise Aussagen von so wenigen Menschen lassen sich keine robusten statistischen Aussagen ableiten.» 

Von Burg gibt weiter zu bedenken, ob das Wissenschaftsmagazin am Samstag über den Mittag und in der Wiederholung am Sonntagabend auf Radio SRF 2 zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Und Bochsler sagt zum Schluss: «Bei SRF wird heute auch bei speziellen Themengebieten, also solchen, die kein grosses Publikum ansprechen, auf Quoten und Reichweiten gesetzt. Da kann das SRF-Wissenschaftsmagazin natürlich nicht vorne mithalten.» 

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