SP-Nationalrätin ärgert sich über SRF-Sparprogramm
«Das ist eine Diskriminierung unserer Künstler»

Politiker reagieren unterschiedlich auf die SRF-Sparmassnahmen: Während einige den Schritt begrüssen, warnen andere vor den gravierenden Folgen für die Schweizer Kulturszene und Medienvielfalt. Bei einer Nationalrätin ist der Ärger besonders gross.
Publiziert: 06.02.2025 um 20:16 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2025 um 20:41 Uhr
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SRF muss sparen – unter anderem beim Gesellschaftsmagazin «G&G».
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • SRF spart: Sendungen werden gestrichen, Stellen abgebaut.
  • Kritik: Sparpaket gefährdet Kulturförderung und benachteiligt Schweizer Künstler im internationalen Vergleich
  • Bis Ende 2026 sollen knapp acht Millionen Franken eingespart werden
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Es ist der nächste Sparhammer. Beim Fernsehen, dem Radio und online will SRF bis Ende 2026 knapp acht Millionen Franken sparen. Bereits bis Anfang nächsten Jahres sollen rund 50 Vollzeitstellen abgebaut werden. Bereits am Dienstag wurde bekannt, dass das Gesellschaftsmagazin «G&G» gestrichen wird

Der Entscheid kommt zu einem brisanten Zeitpunkt. Aktuell diskutiert das Parlament über einen Gegenvorschlag zur «Halbierungs-Initiative». Medienminister Albert Rösti (57) hatte als Reaktion auf die Initiative bereits eine Senkung der Radio- und Fernsehabgabe angekündigt. Die zuständige Nationalratskommission will einen dazu einen Gegenvorschlag.

«Das ist erst der Anfang»

Für Mitte-Nationalrat Martin Candinas (44) ist klar: «SRF muss sparen, unabhängig davon, ob die SRG-Initiative oder der Gegenvorschlag durchkommt.» Er sagt: «Das ist erst der Anfang. Wenn ein Gegenvorschlag oder die Initiative durchkommen, droht der Kahlschlag.» 

Dass nun Sendungen wie «G&G» gestrichen werden, sei auch eine Folge der bundesrätlichen Politik. «Die SRG muss rund 270 Millionen sparen. Der Bundesrat will, dass die SRG bei der Unterhaltung Abstriche macht, da dies auch Private übernehmen können.» Diese seien nun in der Pflicht. «Sie müssen jetzt beweisen, dass sie diese grosse Lücke, die im Bereich Kultur und Unterhaltung entsteht, schliessen können.» Dass dies passiert, glaubt Candinas aber nicht. «Für die privaten Sender lohnen sich solche Gefässe kaum. Dafür braucht es ein Medienhaus, das dem Volk gehört.» Candinas stellt sich gegen einen Gegenvorschlag. «Dadurch würde der Spardruck noch grösser als bei der Variante, die der Bundesrat durchgesetzt hat.»

«Diskriminierung unserer Künstler»

SP-Nationalrätin Estelle Revaz (36) kennt die Seite der Künstler. Sie ist auch Profi-Musikerin. «Schon jetzt unterstützen SRF und RTS die Künstler im internationalen Vergleich wenig.» So würden in den Nachbarländern Künstler stärker gefördert und sichtbar gemacht. «In der Schweiz ist das kaum der Fall. Werden die Angebote jetzt weiter gekürzt, bedeutet das eine Diskriminierung unserer Künstler gegenüber ihren internationalen Konkurrenten», so Revaz.

«Sich auf die Privatwirtschaft zu verlassen, um diese Art von Sendungen zu produzieren, ist illusorisch», sagt Revaz. Diese hätten andere Kriterien. So seien zwar Koproduktionen denkbar, doch das reiche nicht. «Die Produktion von Kultursendungen entspricht eher einem gesellschaftlichen als einem kommerziellen Bedürfnis.»

«Das hätte schon längst passieren müssen!»

SVP-Nationalrat Gregor Rutz (52) begrüsst das Sparpaket von SRF: «Das hätte schon längst passieren müssen!» Sendungen wie «G&G», die nun wegfallen, könnten auch Private übernehmen, sagt Rutz. «Schon jetzt produzieren Privatsender wie Tele Züri ähnliche Formate.» Dass nun aus der Kulturbranche Kritik an der Einstellung einzelner Sendungen komme, habe er erwartet. «Dass zuerst ausgerufen wird, war klar. Aber SRF hat nicht den Auftrag, die Kulturszene finanziell abzusichern. Bald wird man sehen, dass private Medien hier mehr Raum bekommen und in diese Lücke springen werden.»

Es sei spürbar, dass bei der SRG nun ein «Ruck» gegangen sei. «Die neue Generaldirektorin Susanne Wille bringt eine andere Sichtweise ein und nimmt das Thema ernst», lobt er. 

Im Parlament läuft nun die Diskussion, ob der SRG-Initiative ein Gegenvorschlag entgegengestellt werden soll. Rutz hat dafür gestimmt – doch etwas anderes ist ihm noch wichtiger. «Wir müssen eine Diskussion über den Service public und die Rahmenbedingungen für private Medien führen. Nur so können wir die Medienvielfalt stärken. Die SRF-Entscheidungen sind dafür ein erster Schritt, doch diese Debatte muss weitergehen.» 


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