Auf einen Blick
- SRF stellt «Gesichter und Geschichten» nach 20 Jahren ein
- Neuausrichtung des Vorabendprogramms auf SRF 1 ab Sommer 2025
- Einsparung von 2 Millionen Franken jährlich, Abbau von 20 Vollzeitstellen
Nach 20 Jahren auf Sendung wird die Produktion vom People-Format «G&G – Gesichter und Geschichten» im Sommer 2025 eingestellt. Diese Entscheidung ist Teil einer umfassenden Neuausrichtung des Vorabendprogramms auf SRF 1, schreibt der Sender in einer Medienmitteilung.
«Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) steht vor einschneidenden Veränderungen», heisst es weiter. «Aufgrund der angespannten finanziellen Lage sieht sich der öffentlich-rechtliche Sender gezwungen, bereits in den kommenden Monaten weitere Spar- und Personalmassnahmen umzusetzen.»
SRF-Direktorin Nathalie Wappler erklärt die Hintergründe: «Es ist leider unumgänglich, dass wir mit der Umsetzung der sorgfältig vorbereiteten und ursprünglich für 2026 geplanten Anpassungen im Angebot so rasch wie möglich starten. Nur so können wir für das laufende Jahr ein ausgeglichenes Budget sicherstellen und gleichzeitig die digitale Transformation von SRF weiter vorantreiben.»
Neue Ausrichtung der Primetime
Die Einstellung von «G&G» ist Teil einer Strategie, die Ressourcen stärker auf die Primetime ab 19 Uhr zu konzentrieren. Ab August 2025 werden zwischen 18 und 19 Uhr neben einem moderierten Newsflash und «Mini Chuchi, dini Chuchi» vorwiegend eingekaufte Unterhaltungsformate ausgestrahlt.
Durch diese Umstrukturierung spart SRF jährlich rund zwei Millionen Franken ein. Allerdings hat dies auch personelle Konsequenzen: In Redaktion und Produktion werden etwa 20 Vollzeitstellen abgebaut. Für die betroffenen Mitarbeitenden kommt der Sozialplan der SRG zum Einsatz.
Es war von einer langen Sommerpause, nicht von Einstellung die Rede
Für die «G&G»-Redaktion kommt das Aus überraschend. Mehrere Quellen sagen gegenüber «Blue News», man sei zwar über einen reduzierten Sendeumfang informiert worden, man habe aber lediglich von einer verlängerten Sommerpause gesprochen. «Wir mussten deswegen unter dem Jahr mehr arbeiten, um Inhalte vorproduzieren zu können», sagt ein Redaktionsmitglied gegenüber dem News-Portal.
Paola Biason, Redaktionsleiterin von «G&G», äussert sich betroffen: «Die Absetzung unserer Sendung ist ein überaus schmerzlicher Verlust – für unser engagiertes Team, für die Schweizer Kulturszene, den Gesellschaftsjournalismus und vor allem für unser Publikum. Und auch wenn wichtige People-Themen künftig in anderen SRF-Formaten vorkommen, verliert die Schweizer Prominenz mit der Einstellung von «G&G» doch eine Plattform. Dies bedauere ich aus tiefstem Herzen.»
Weitere Anpassungen geplant
Trotz der Einstellung von «G&G» versichert SRF, dass weiterhin über Gesellschaftsthemen berichtet wird. Ein Teil des bisherigen «G&G»-Teams wird entsprechende Inhalte für verschiedene Sendungen und Onlineangebote produzieren.
Die Umstrukturierungen bei SRF gehen über die Veränderungen am Vorabend hinaus. Wie SRF schreibt, plant der Sender bis 2026 weitere Anpassungen im Unternehmen. Details zu den geplanten Massnahmen werden am Donnerstag, 6. Februar 2025 in einer Medienorientierung bekanntgegeben.
Digitale Transformation soll vorangetrieben werden
Die Entscheidungen von SRF spiegeln die Herausforderungen wider, mit denen öffentlich-rechtliche Medien in der Schweiz konfrontiert sind. Rückläufige kommerzielle Einnahmen, eine Reduktion des Teuerungsausgleichs auf die Medienabgabe sowie steigende Kosten in IT und Technologie zwingen zu einschneidenden Massnahmen. Gleichzeitig versucht SRF, sich dem veränderten Nutzungsverhalten des Publikums anzupassen und die digitale Transformation voranzutreiben.
Die Einstellung von «G&G» markiert das Ende einer Ära im Schweizer Fernsehen und unterstreicht die tiefgreifenden Veränderungen in der Medienlandschaft. Es bleibt abzuwarten, wie das Publikum auf die Neuausrichtung des Vorabendprogramms reagieren wird und welche weiteren Massnahmen SRF in den kommenden Jahren umsetzen wird, um wettbewerbsfähig zu bleiben.