Multitasker, Papi, IT-Talent
Das ist der neue SBB-Chef Vincent Ducrot

Vincent Ducrot tritt die Nachfolge von Andreas Meyer an. Er ist ein Bähnler durch und durch. Weggefährten erklären, warum er der Richtige für den Job ist.
Publiziert: 10.12.2019 um 20:17 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2019 um 21:40 Uhr
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Die Würfel sind gefallen: Vincent Ducrot (57) wird neuer SBB-Chef.
Foto: Keystone
Marc Iseli

Es ist der schwärzeste Tag in der Geschichte der SBB. Stundenlang fährt kein einziger Zug. Das Stromnetz ist zusammengebrochen. Hunderttausende Reisende stecken fest. Am Bahnhof. Auf offener Strecke. Oder noch schlimmer: in Tunnels.

Das war im Juni 2005. Nichts ging mehr. Der damalige SBB-Chef Benedikt Weibel (73) erinnert sich an die Panik und den Stress, den er seinerzeit fühlte. Er erzählt, dass er einen Tag später im Westschweizer Radio war, als erneut die Nachricht eines Blackouts die Runde machte.

Weibel war ahnungslos. Er wusste nicht, was jetzt geschehen wird. Wieder machte sich Panik breit. Dann sah er Vincent Ducrot (57) im Fernsehen. Der Romand leitete damals den Fernverkehr bei den SBB. Er stand auf dem Perron in Freiburg und verkündete: «Wir fahren wieder.» Weibel war erleichtert.

Karriere bei der SBB

Wenn der ehemalige SBB-Chef an seinen Weggefährten aus der Geschäftsleitung denkt, kommen nur positive Erinnerungen. Ducrot, der ab April die Nachfolge von CEO Andreas Meyer (58) antritt, begann seine Karriere 1993 in der Informatik-Abteilung der SBB. Er hatte eben sein Ingenieur-Studium an der ETH Lausanne abgeschlossen. Weibel hatte die Führung über den Bundesbetrieb übernommen. Er realisierte schon bald: «IT-Leute kennen eine Firma am besten.»

So machte Ducrot Karriere. Mit 35 bestellte ihn Weibel zum Delegierten für die Expo 2002. «Das war der erste Grossanlass, der sich über mehrere Monate zog», erinnert sich Weibel. Ducrots Verdienst sei es gewesen, dass ein flexibler Fahrplan eingeführt wurde. «Ich schätzte seine Arbeit immer sehr», sagt er.

Alle Weggefährten äussern sich in diese Richtung. Seit fast 30 Jahren ist Ducrot im öffentlichen Verkehr tätig – niemand erinnert sich an eine negative Episode. Er ist ein Bähnler durch und durch. «Ein innovativer Bähnler», wie der Westschweizer selbst über sich sagt. «Sicherheit, Pünktlichkeit und Sauberkeit stehen für mich an erster Stelle.»

Grosse Familie in der Westschweiz

Sechsfacher Vater ist Ducrot. Verwitwet. Ein Frühaufsteher. Aufgewachsen in Châtel-Saint-Denis FR. Ducrot ist ein unspektakulärer Mensch. Das bestätigen auch Weibel und sein ehemaliger direkter Vorgesetzter Paul Blumenthal (64). «Aber zielorientiert», so der langjährige Chef des Personenverkehrs. Er hat Ducrot von einer sehr persönlichen Seite kennengelernt.

Als sich Blumenthal 2009 mehreren Operationen unterziehen musste, um einen Hirntumor zu entfernen, war Ducrot ein wichtiger Freund. «Damals hatte ich einen persönlichen Kontakt, der weit über das berufliche Engagement hinausgeht. Ich habe das sehr geschätzt. Und auch gebraucht», sagt Blumenthal.

Ein Multitasking-Talent

Ducrot sei ein «Mensch mit vielen Fähigkeiten». Er habe eine Eigenschaft, die selten sei. Sehr selten. «Ducrot ist ein ausgesprochenes Multitasking-Talent. Und er ist ein ausgesprochener Team-Player.»

Das war letztlich auch entscheidend bei der Wahl zum obersten Bähnler, wie SBB-Präsidentin Monika Ribar (60) am Dienstag vor den Medien sagte. Sie hat ihn in den letzten Wochen zum ersten Mal getroffen, sagt sie zu BLICK. Er sei eine Person mit viel Erfahrung und einem gesunden Selbstbewusstsein.

«Das braucht es, wenn man eine solche Aufgabe annimmt», sagt Ribar. Ducrot sei sehr offen. «Das ist für mich wichtig in der Zusammenarbeit. Ich bin selbst ein extrem transparenter Mensch. Ich muss mit jemandem zusammenarbeiten, der nichts versteckt. Jemand, der die Themen auf den Tisch legt. Um sie zu lösen.»

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