Die CS-Übernahme ist für die UBS eine Mammutaufgabe. Dabei prallen zwei völlig unterschiedliche Kulturen aufeinander. Die beiden Banken verfügen zudem über unterschiedliche Stärken und Schwächen. Blick ordnet ein.
Konservative UBS-Banker treffen auf hohe CS-Risikobereitschaft
Die UBS hat ihre Risiken in den vergangenen 15 Jahren deutlich reduziert. So gibt die Bank beispielsweise 77 Prozent ihrer Kundeneinlagen als Kredite aus. Die CS fährt hier mit 88 Prozent eine riskantere Strategie.
Fazit: Die UBS holt sich mit der Übernahme nun wieder mehr Risiken ins Haus. «Ich erwarte jedoch, dass die Bank die Zahlen mittelfristig wieder herunterfährt, damit sie in den bisherigen Bereich zurückkommt», sagt Peter Berger (60), Analyst bei der Basler Kantonalbank (BKB).
In der Vermögensverwaltung eine Grossmacht
Die UBS ist in der Vermögensverwaltung bereits heute stark. Ende 2022 verwaltete sie Vermögen von knapp 3,7 Billionen Franken. Inklusive Credit Suisse wird die Super-Bank zum Schwergewicht mit knapp fünf Billionen Franken verwalteten Kundenvermögen. Damit steht sie weltweit auf Platz elf.
Fazit: Die beiden Banken ergänzen sich bei der Vermögensverwaltung regional gut: Die UBS ist im US-Geschäft stark. Die Credit Suisse in Lateinamerika und Asien. «Und dort vor allem bei den sehr vermögenden Kunden», sagt Peter Berger. Doch bei der CS drohen derzeit zahlreiche Kundinnen und Kunden abzuspringen.
Die Investmentbank frisst nur Gewinne weg
Das Investmentbanking (IB) der UBS ist seit längerer Zeit ein Sorgenkind. Die Abteilung fährt Verluste ein und frisst damit Gewinne aus anderen Geschäftsfeldern weg. Und das Problem wird nun noch deutlich grösser: Mit der Credit Suisse kommt eine grosse Investment-Abteilung hinzu, die seit Jahren gewaltige Verluste produziert.
Fazit: UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (65) hat bereits angekündigt, dass das IB der Credit Suisse geschrumpft wird. Gleichzeitig schreibt die UBS in einem Papier zur CS-Übernahme von einer Stärkung der IB-Abteilung in den USA. Kelleher kommt aus dem klassischen Investmentbanking und scheint in diesem prestigeträchtigen Feld weiterhin mitmischen zu wollen. «Entscheidend wird sein, auf welche Bereiche die UBS künftig setzt. Je nachdem können die Risiken trotzdem abnehmen», sagt Peter Berger.
Bei den Kosten alles andere als Spitze
Die UBS hat ihre Kostenstruktur in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Das Verhältnis von Kosten und Ertrag beläuft sich Ende 2022 auf 75,8 Prozent. Trotzdem gibt es weiterhin viel Raum für Verbesserungen. Gerade amerikanische Grossbanken stehen mit Kosten/Ertragsverhältnissen von unter 65 Prozent aber nach wie vor deutlich besser da.
Fazit: Mit Restrukturierung, Personalabbau und Integration CS werden die Kosten bei der UBS unmittelbar deutlich steigen. «Das Verhältnis dürfte wieder auf über 80 Prozent hochgehen. Mittelfristig erwarte ich aber schon, dass die UBS ihre Kostenbasis deutlich senken kann», so BKB-Analyst Berger. Die Super-Bank will die jährlichen Kosten bis 2027 um über sieben Milliarden Franken drosseln.
Ausländische Chefs und mangelhafte Kommunikation
Gemäss Peter Berger besteht bei der UBS auch in der Kommunikation Luft nach oben. Mit der CS kommt nun eine Bank hinzu, deren Führung in den letzten Monaten kommunikativ desaströs abgeschnitten hat. «Das hat Tür und Tor für Spekulationen geöffnet», sagt Berger.
Fazit: In den nächsten Monaten wird nicht nur die Kommunikation bei der UBS matchentscheidend: Denn die Super-Bank stellt für die Schweiz ein Klumpenrisiko dar. Und die UBS ist nun die einzige international tätige Schweizer Grossbank. Dies ist nicht nur für die schweizerische Volkswirtschaft problematisch, sondern stellt auch für das Land Schweiz ein gewisses Risiko dar.