Wirtschafts-Briefing von Nicola Imfeld über den CS-Niedergang wegen eines Tweets
Lehmanns Aussage ist lächerlich – aber nicht falsch

Die Gefahren von Social Media für eine Bank sind real. Doch die Credit Suisse ist nicht wegen eines Tweets Geschichte. Der Mensch glaubt nicht blind jedes Gerücht – man muss ihm schon einen Grund dazu geben, sagt Blick-Wirtschaftsredaktor Nicola Imfeld.
Publiziert: 24.03.2023 um 07:18 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2023 um 09:54 Uhr
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Hat nicht mehr gut lachen: Credit-Suisse-Präsident Axel Lehmann.
Foto: STEFAN BOHRER
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Ein Tweet hat die Credit Suisse zu Fall gebracht. Das implizieren die Aussagen von Finma-Direktorin Marlene Amstad und CS-Chef Axel Lehmann vom Sonntag.

Das ist lächerlich – aber nicht grundlegend falsch.

Dass eine Grossbank wie die CS, die «too big to fail» ist, von einem Tweet eines australischen TV-Journalisten dermassen aus der Bahn geworfen werden kann, ist ein Armutszeugnis. Es zeigt: Bei der CS ist vorhin schon sehr vieles falsch gelaufen.

Wenn Axel Lehmann also auf die Frage eines Journalisten nach der Verantwortlichkeit für dieses Desaster den Social-Media-Shitstorm ins Spiel bringt, ist das schwach. Es wäre die Möglichkeit für Selbstkritik gewesen. Und für eine Entschuldigung.

Trotzdem ist das Thema relevant. Ich habe mich in dieser Woche in der Branche umgehört; die Angst vor Social Media ist bei den Banken real. Heutzutage sind Gerüchte wegen Twitter und Co. mit einem Knopfdruck in die Welt gesetzt. Und sie verbreiten sich dank der Kraft von Social Media rasend schnell.

Wie man darauf reagieren soll als Bank? Schwierig. Wer jedes Gerücht kommentiert, macht sich angreifbar. Wer eisern schweigt – wie die CS – der verliert das Vertrauen.

Und Vertrauen ist die wichtigste Währung einer jeden Bank. Wenn das Vertrauen einmal weg ist, ist es bereits zu spät. Das zeigt das Beispiel Credit Suisse. Eine Bank, die wegen Finanzkennzahlen wie der Kernkapitalquote eigentlich gesund ist. Und trotzdem plötzlich vor einem Scherbenhaufen steht.

Die CS hätte einen «Bank Run» nicht mehr aufhalten können. Die Kunden hätten Milliarden Franken von der Bank abgezogen, wenn die UBS am Sonntag nicht übernommen hätte. Ein Teufelskreis. Harte Finanzkennzahlen spielen plötzlich keine Rolle mehr. Es ist der Kopf, der entscheidet. Psycho-Game brutal!

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, ist nicht auf den Tweet zurückzuführen. Der Mensch glaubt nicht blind jedes Gerücht. Aber nach Jahren des Missmanagaments erscheinen Konkurs-Gerüchte plötzlich glaubwürdig.

Das ist nicht die Schuld des australischen TV-Journalisten, sondern der Herren Rohner, Thiam, Gottstein oder Körner (Liste unvollständig).

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