Fünf Tage hat der Streik gedauert. Heute Mittwoch nun haben die Mitarbeitenden der Micarna in Ecublens VD die Arbeit wieder aufgenommen. Nach der Einleitung eines Schlichtungsverfahrens durch den Kanton entschieden sie heute früh einstimmig, den Streik für die Dauer der Gespräche auszusetzen. Das soll einen reibungslosen Ablauf der Schlichtung ermöglichen.
Die gewählte Personal-Delegation freue sich, endlich zusammen mit der Gewerkschaft Unia an einem Tisch mit der Migros sitzen zu können, teilte die Unia am Mittwoch mit. Dies sei von Anfang an, schon lange vor dem Streik, die Hauptforderung der Belegschaft gewesen.
Das Verfahren vor dem Amt garantiere die kollektive Behandlung des Streits. Die Unia weist zudem darauf hin, dass dem Arbeitgeber jede Art von individueller Repression und Zwang gegenüber den Beschäftigten, die am Streik teilgenommen haben, untersagt sei.
Der erste Termin vor dem kantonalen Amt für Schlichtung und Schiedsgerichtsbarkeit bei Arbeitskonflikten ist für Montag angesetzt. Es sei derzeit unmöglich zu sagen, wie viele Sitzungen nötig sein werden, sagte Unia-Sekretär Arnaud Bouverat der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Massenentlassung stand im Fokus des Streiks
Die Belegschaft streikte seit vergangenen Donnerstag, um gegen die geplante Schliessung des Standorts Ecublens mit 84 Arbeitsplätzen zu protestieren. Die Migros-Gruppe will die Fleischverarbeitung auf weniger Standorte konzentrieren, insbesondere am Hauptsitz in Courtepin im Kanton Freiburg.
Weil sich keine Entspannung im Arbeitskonflikt abzeichnete, leitete die Kantonsregierung ein Schlichtungsverfahren ein. Die Waadtländer Wirtschaftsdirektorin Isabelle Moret (54, FDP) sagte am Dienstag im Grossen Rat, dass ihre Dienststellen seit mehreren Tagen Gespräche mit den betroffenen Akteuren führten. Da keine Einigung in Sicht sei, habe der Staatsrat beschlossen, die kantonale Schlichtungsstelle, anzurufen.
Sozialplan wird nicht goutiert
Die Gewerkschaft Unia und die von ihr vertretenen Angestellten erachten den vom Unternehmen vorgeschlagenen Sozialplan als ungenügend. Die Migros hingegen sagt, dass die Forderungen der Mitarbeiter im Rahmen des geplanten Sozialplans, der über die Standards in der Industrie hinausgehe, erfüllt werden könnten.
Zudem stellt sich die Detailhändlerin auf den Standpunkt, dass die Unia kein Sozialpartner der Migros und daher für die Verhandlungen nicht relevant sei. Die beiden langjährigen Sozialpartner der Migros, der Kaufmännische Verband Schweiz und der Metzgereipersonal-Verband der Schweiz, werfen Unia vor, sie versuche, auf dem Rücken der Angestellten politisches Kapital zu schlagen. (SDA)