In Ecublens VD ist es am Donnerstagmorgen zum Eklat gekommen: Die Beschäftigten von Fleischverarbeiter Micarna haben um 9.15 Uhr die Arbeit niedergelegt. «Nachdem die Geschäftsleitung ein viertes Gesprächsangebot ignoriert hat, haben die Beschäftigten beschlossen, in den Streik zu treten», schreibt die Gewerkschaft Unia in einer Medienmitteilung.
Hintergrund: Die Migros-Gruppe hat Anfang Februar den Abbau von 1500 Stellen bekannt gegeben. Ein Teil davon betrifft die Migros-Tochter Micarna, wie vor 14 Tagen publik wurde. Der Standort in Ecublens VD soll im Frühjahr 2025 geschlossen werden – 84 Arbeitsstellen gehen verloren. Die Migros-Gruppe will die Fleischverarbeitung auf weniger Standorte konzentrieren, insbesondere am Hauptsitz in Courtepin FR.
«Blockhade-Haltung» der Geschäftsleitung
Gegen die Massenentlassung wehren sich die Angestellten der Micarna in Ecublens zusammen mit der Gewerkschaft Unia. «Die Micarna-Geschäftsleitung in Ecublens hat heute Morgen um 9 Uhr einen weiteren Termin zur Aufnahme von Verhandlungen über die geplanten Massenentlassungen ungenutzt verstreichen lassen», so die Unia. «Die bereits seit am frühen Morgen tagende Betriebsversammlung der Beschäftigten hat darauf um 9.15 Uhr einstimmig beschlossen, in den Streik zu treten.»
Die Angestellten fordern die Unternehmensleitung auf, ihre «Blockade-Haltung endlich zu überdenken» und mit den «dringend nötigen Verhandlungen» zu beginnen. Die Micarna-Gruppe beschäftigt an 23 Standorten in der Schweiz 3050 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Migros: Unia gar nicht Sozialpartnerin
Die Migros weist auf Blick-Anfrage daraufhin: «Die Unia ist nicht Sozialpartnerin der Migros und somit nicht relevant für unsere Verhandlungen.» Der Kaufmännische Verband Schweiz, der Metzgereipersonal-Verband und die Landeskommission der Migros-Gruppe seien die Sozialpartnerinnen. «Für den Fall Ecublens haben wir einen Sozialplan mit unseren Sozialpartnern verhandelt, der angewendet wird», so die Migros-Sprecherin.
Die offiziellen Sozialpartner sind über den Streik gar nicht erfreut und warnen die Streikenden vor möglichen Konsequenzen: «Die Sozialpartner empfehlen den Arbeitnehmenden, die dem GAV unterstellt sind, sich an die absolute Friedenspflicht zu halten und nicht an Arbeitsstreiks teilzunehmen. Zu den Massnahmen, die Arbeitgeber ergreifen könnten, gehören Verwarnungen bis hin zur fristlosen Entlassung. Bei einer fristlosen Entlassung müssen die Betroffenen damit rechnen, auch die im Sozialplan vereinbarten Leistungen zu verlieren, welche die Folgen einer Entlassung abzufedern sollten», schreiben Kaufmännische Verband Schweiz und der Metzgereipersonal-Verband der Schweiz in einer Medienmitteilung.
Die Mitarbeitenden sind offenbar mit den Leistungen der Sozialpartner nicht zufrieden – und haben sich bei der Gewerkschaft Unia Hilfe geholt. Wie lange der Streik dauern wird, ist offen.