Auf einen Blick
- Trumps Handelskrieg: Historische Parallelen und mögliche Konsequenzen
- Smoot-Hawley Tariff Act von 1930 verschärfte die Weltwirtschaftskrise massiv
- US-Importe sanken zwischen 1929 und 1933 um 66 Prozent
Donald Trump (78) wird nachgesagt, als Erwachsener kein einziges Buch gelesen zu haben. Aus aktuellem Anlass wäre ein Blick in die Geschichtsbücher eine gute Idee, denn: Trumps Eskalation im Handelskrieg von Anfang Woche ist ein ganz schlechter Einfall. Da sind sich nicht nur linke wie rechte Ökonomen einig. Auch die Geschichtsbücher kommen zum selben Schluss.
Das bekannteste Beispiel aus der US-Historie stammt aus den Dreissigerjahren. Während der grossen Wirtschaftskrise führten die Amerikaner 1930 den «Smoot-Hawley Tariff Act» ein. Dieser führte zu einer drastischen Erhöhung der US-Strafzölle auf über 20'000 Produkte. Hinter dem Gesetz standen der republikanische Senator Reed Smoot (1862–1941) und der republikanische Abgeordnete Willis C. Hawley (1864–1941). Sie wollten – wie Donald Trump heute – die heimische Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz schützen.
«Ökonomische Dummheit»
Doch ihr Plan schlug kolossal fehl. Als Reaktion auf den protektionistischen US-Kurs führten zahlreiche Länder Vergeltungszölle ein. Darunter Kanada, Mexiko, Frankreich, Italien, Australien und auch die Schweiz. Die Folge? Die amerikanischen Importe sanken zwischen 1929 und 1933 um 66 Prozent von 4,4 Milliarden auf 1,5 Milliarden Dollar. Und die US-Exporte fielen um 61 Prozent von 5,4 auf 2,1 Milliarden Dollar.
Die Ökonomen sind sich heute einig: Dieser Handelsrückgang – ausgelöst durch die US-Strafzölle – verschärfte die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise massiv. Wie heute wiesen auch damals zahlreiche Experten auf die Probleme hin, die ein Handelskrieg mit sich bringen kann. So unterzeichneten im Mai 1930 über 1000 Wirtschaftswissenschaftler eine Petition gegen den «Smoot-Hawley Tariff Act». Henry Ford (1863–1947), Gründer der amerikanischen Automarke Ford, bezeichnete das Gesetz als «ökonomische Dummheit».
Kommts zur Kehrtwende?
Die Fehleinschätzung der Politiker hatte damals persönliche Konsequenzen: Sowohl Reed Smoot als auch Willis C. Hawley verloren bei den Wahlen 1932 ihre Sitze im Kongress. Auch Trump könnte die Quittung für seine Eskalation im Handelskrieg – er hat am Dienstag nach Mitternacht Strafzölle gegen seine nordamerikanischen Freunde Kanada und Mexiko erlassen – in zwei Jahren erhalten. Im November 2026 stehen die Halbzeitwahlen in den USA an.
Gut möglich aber auch, dass das Thema bis dann vom Tisch ist. Denn anders als in den Dreissigerjahren hat der Kongress kein Gesetz verabschiedet. Trump hat die Strafzölle stattdessen per Dekret – also ohne Kongress – erlassen. Das gibt ihm die Flexibilität, die Zölle schnell aufzulösen oder weiter zu erhöhen.
Darum dürften die Zölle vor allem als Drohkulisse verstanden werden, um diverse Zugeständnisse von Kanada und Mexiko zu erhalten – unter anderem strengere Sicherheitskontrollen an der Grenze.
Trumps Handelsminister Howard Lutnick (63) flirtete in einem Interview mit dem Sender Fox Business am Dienstagabend bereits mit der Kehrtwende: Laut Lutnick könnte der US-Präsident «wahrscheinlich» bereits am Mittwoch einen Deal bekannt geben, der die Senkung der US-Zölle gegenüber Mexiko und Kanada zur Folge hätte.
Auch wenn es so kommt: Ein Blick in die Geschichtsbücher lohnt sich für Donald Trump allemal.