Dem Schweizer ÖV laufen die treusten Kundinnen und Kunden davon! 2021 waren nur noch 401'000 GA im Umlauf – 32'339 weniger als im Vorjahr. Das zeigen die neusten Zahlen von Alliance Swisspass. Schon im Vorjahr resultierte ein Minus von 60'000 Abos.
Damit brach die Zahl der GA in nur zwei Jahren um 20 Prozent ein. Bitter: Die Corona-Krise hat den kontinuierlichen Aufbau des Kundenstamms der letzten zehn Jahren zunichte gemacht.
Pandemie kostet Milliarden
Der Trend zu mehr Homeoffice, der zweite Lockdown im Frühjahr 2021 und die Pandemie im Allgemeinen trafen den öffentlichen Verkehr hart. Die SBB transportierten in der ersten Hälfte 2021 täglich 763'000 Passagiere, 41 Prozent weniger als 2019. Aktuellere Zahlen liegen laut SBB noch nicht vor. Trends deuten aber auf eine leichte Erholung hin.
Trotzdem muss die Branche einen Verlust von 800 Millionen Franken verbuchen, wie Alliance Swisspass auf Anfrage von Blick schreibt. Das Geschäft lief aber besser als erwartet: Die Branchenorganisation von über 250 Transportunternehmen rechnete vor einem Jahr noch mit einem Verlust von 1,6 Milliarden.
2020 musste der ÖV ein Minus von 1,2 Milliarden Franken hinnehmen. Dieses Loch resultiert auch aus dem drastischen Rückgang der Einzelbillette für Geschäftsreisen: minus 60 Prozent gegenüber 2019.
Homeoffice-GA in der Testphase
Erfreulicher ist die Entwicklung bei den verkauften Halbtax-Abonnements. Ende 2021 sind fast 130'000 Abos mehr im Umlauf als im Vorjahr. «Ungefähr 50'000 Kunden wechselten seit Pandemiebeginn vom GA zum Halbtaxabo», so Alliance Swisspass zu Blick.
Demnach hätten die Hälfte der Kundinnen, die ihr GA kündigten, auf ein Halbtax gewechselt. Allerdings: Das GA für die 2. Klasse kostet 3860 Franken im Jahr, das Halbtax nur 185 Franken. Für die ÖV-Betriebe sind die neuen Halbtax-Kunden also ein schwacher Trost.
Neue flexible Angebote zur Ergänzung von GA und Halbtax sind bei Alliance Swisspass derzeit in Planung. Unter anderem testen die ÖV-Betriebe seit Dezember ein Homeoffice-GA. Die Idee: Kundinnen kaufen mit Rabatt ein bestimmtes Guthaben und setzen dieses während eines Jahres für persönliche Billette und Tageskarten ein. «Für eine Beurteilung ist es noch zu früh», schreibt Alliance Swisspass auf Anfrage. Die Tests laufen noch bis Januar 2023.