Milliardenverluste, Präsident weg, Absturz an der Börse
Ein Jahr des Schreckens für die Credit Suisse

Das Jahr 2021 mit dem Verlust von 1,6 Milliarden Franken vergessen und abhaken: Wenn es doch nur so einfach wäre für die Credit Suisse. Doch bis die Grossbank wieder zur alten Stärke finden könnte, dauert es sicher noch eine Weile.
Publiziert: 10.02.2022 um 18:38 Uhr
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Hatte im letzten Jahr nicht viel zu feiern: Hauptsitz der Grossbank Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich in 1.-August-Beflaggung.
Foto: imago images
Christian Kolbe

2021 ist für die Credit Suisse ein Jahr zum Vergessen. Was die Aktionäre mit dem Ausverkauf der CS-Titel schon lange angedeutet haben, zeigt das Jahresergebnis nun auch schwarz auf weiss: Die CS steckt tief in den roten Zahlen.

Dabei waren schon die Vorjahre keine einfachen. Im Herbst 2019 erschütterte die Beschattungsaffäre die Grossbank. Anfang 2020 musste deswegen der langjährige CEO Tidjane Thiam (59) seinen Hut nehmen. Dann kam Corona und liess den Aktienkurs einbrechen. Die Erholung war von kurzer Dauer, denn das Katastrophenjahr 2021 liess den Aktienkurs erneut abstürzen.

Tiefrote Zahlen und Skandale

Immerhin gab es 2019 und 2020 noch Milliardengewinne. Das schafft die CS fürs letzte Jahr nicht mehr: Unter dem Strich bleibt ein Verlust von 1,6 Milliarden Franken – und die Erinnerung an viele Skandale. Da wäre zunächst einmal das Debakel mit der Liquidation des Greensill-Fonds, der einige Investoren viel Geld gekostet hat. Geld, das sie teilweise von der Bank zurückhaben wollen. Der Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos trieb die CS bereits im ersten Quartal in die roten Zahlen. Nun besiegelt der Abschreiber auf eine Altlast aus dem Jahr 2000 – auf den Kauf der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette – die roten Zahlen für das Schreckensjahr der CS.

Damit nicht genug: Hohe Strafzahlungen in Verbindung mit Krediten an Mosambik und der allzu lockere Umgang von CS-Präsident António Horta-Osório (58) mit den Quarantänebestimmungen trugen auch nicht zur Beruhigung bei. Der Portugiese musste schliesslich seinen Posten räumen.

Jahr des Übergangs

Wer nun denkt: «Schwamm drüber und gut ist», sieht sich getäuscht. «Für die aktuellen Schwierigkeiten gibt es keine schnelle Lösung», sagt selbst CS-CEO Thomas Gottstein (58). Die Bank befindet sich im Totalumbau, weg vom risikoreichen Investmentbanking hin zum stabileren Geschäft mit der Vermögensverwaltung. Das kostet zuerst einmal Geld, bevor die Erträge wieder üppig fliessen. Deshalb wird zumindest 2022 für die Bank ein «Übergangsjahr».

Ob er noch der Richtige sei, um die CS in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, will Blick an der Medienkonferenz von Gottstein wissen. «Ich bin seit 22 Jahren bei der Credit Suisse und immer noch jeden Tag voll engagiert», so seine Antwort. Zudem verfüge die Bank nun über eine «stabile Strategie». Die sie möglicherweise nicht mit den allerbesten Leuten umsetzen kann.

Solide Schweizer Bank

Nach den Verlusten trocknet die Bank den Bonus-Pool aus, dieser ist um ein Drittel weniger gut gefüllt. Ein Dilemma, denn «um die guten Leute zu bekommen, muss man Marktpreise zahlen», so Gottstein. Und diese Saläre seien gerade im Begriff zu steigen.

Immerhin: Das Geschäft in der Schweizer Bank lief gut, hier gab es 2021 gar ein Rekordergebnis. Trotzdem: Die Durststrecke der CS ist noch lange nicht beendet. Das sehen auch die Anleger so, sie glauben noch nicht so recht an die Erholung der einst so stolzen Grossbank. Die Titel verloren am Donnerstag zeitweise fast acht Prozent an Wert.

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