Mieter-Aufstand hat Folgen
Crowdhouse gibt nach Nebenkosten-Horror das Verwaltungsgeschäft auf

Die Immobilienfirma Crowdhouse hat mit horrenden Nebenkostenabrechnungen zahlreiche Mieter im Land erzürnt. Nun zieht sich die Firma aus dem Verwaltungsgeschäft zurück. Man wolle sich auf Kernkompetenzen fokussieren. Die Mieter freut es.
Publiziert: 03.08.2024 um 13:03 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2024 um 16:09 Uhr
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Die Immobilienfirma Crowdhouse machte in den letzten Monaten mit ihrem Verwaltungsgeschäft reichlich Negativschlagzeilen.
Foto: Linda Käsbohrer
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Ein Brief von der Verwaltung, das verheisst meist nichts Gutes. Doch für einmal dürften die meisten Mieter erleichtert gewesen sein, als sie das Schreiben von Crowdhouse in ihrem Briefkasten vorfanden. «Für uns war das wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal. Der Brief hat uns sehr überrascht, aber wir sind sehr dankbar, dass jetzt etwas passiert», sagt Michelle Lanz (32).

Lanz wohnt in einem von Crowdhouse verwalteten Mehrfamilienhaus in Staufen AG. Auf Anfang September übernimmt hier eine neue Verwaltung. Denn Crowdhouse steigt komplett aus dem Geschäft in der technischen Verwaltung aus, teilt die Firma im Brief mit.

Die Immobilienfirma mit Sitz in Zürich hat seit letztem Herbst mit horrenden Nachforderungen für Nebenkosten viele Mieterinnen und Mieter quer durchs Land aufgeschreckt. In einigen Fällen belaufen sich die Beträge auf 5000, 6000 oder gar 8000 Franken für mehrere Jahre – im einen Fall in Huttwil BE sollten gar 18'000 Franken für drei Jahre nachgezahlt werden, wie Blick berichtet hat. Wegen dieser Abrechnungen laufen mehrere Schlichtungsverfahren.

Wer noch da ist, hofft auf Besserung

In den letzten Monaten hatten viele Mieter genug und sind aus ihren Crowdhouse-Wohnungen ausgezogen, wie Blick weiss. «Auf Crowdhouse hatten wir einfach keinen Bock mehr», sagt ein ehemaliger Mieter in der Gemeinde Hornussen AG. Er möchte anonym bleiben. «Wäre der Verwaltungswechsel früher gekommen, wären wir vielleicht geblieben», führt er aus.

Auch Manuela Karow (50) würde am liebsten wegziehen. «Ich habe keine Kraft mehr, mich mit dieser Verwaltung herumzuschlagen. Die ganze Situation ist einfach untragbar», führt die Crowdhouse-Mieterin aus Hornussen aus. Die Dusche sei kaputt, die Heizung defekt und das schon seit Monaten. «Es wäre schön, wenn bei der neuen Verwaltung Leute arbeiten, mit denen man reden kann», sagt sie.

Léon Dossé (75) wohnt in einer Crowdhouse-Immobilie in Huttwil BE und muss für drei Jahre über 7600 Franken Nebenkosten nachzahlen. «Das Schlichtungsverfahren mit Crowdhouse läuft weiter. Hoffentlich übernimmt nun eine Verwaltung, die sich professioneller um die Liegenschaft kümmert», sagt er resigniert.

Das sagt Crowdhouse

Hat der grosse Ärger mit den Mietern zum Ausstieg aus dem Verwaltungsgeschäft geführt? Crowdhouse verneint dies auf Anfrage. Der jetzige Ausstieg im Bereich technische Verwaltung sei «Teil einer strategischen Neuausrichtung, die schon vor längerer Zeit aufgegleist wurde», heisst es.

Seit der Firmengründung im Jahr 2015 hat sich Crowdhouse die Demokratisierung von Immobilieninvestitionen auf die Fahne geschrieben. So müssen Anleger nicht ganze Wohnungen kaufen, sondern können Anteile an einer Rendite-Liegenschaft erwerben. Wie Blick weiss, haben einige der Investoren, nachdem die exorbitanten Nebenkostennachforderungen publik geworden sind, zum Teil Post von erzürnten Mietern erhalten.

Mit der «Fokussierung auf Kernkomptenzen» lanciert Crowdhouse gleich auch ein neues Angebot. Statt in Anteile, die im Grundbuch eingetragen werden, investieren die Anleger beim Miteigentum in Aktien. Beim Erwerb einer Überbauung wird eine Aktiengesellschaft gegründet. Projektentwickler sollen so eine Finanzierungsalternative erhalten, mit der Crowdhouse «aktiv gegen die Wohnungsnot vorgehen will».

Die Mieter freuen sich nun auf die neuen Verwaltungen. Hierfür habe man mehrere unabhängige, regionale Anbieter gefunden, schreibt Crowdhouse. Welche genau, will man nicht kommunizieren. Lanz sieht auf die neue Verwaltung in Staufen viel Arbeit zukommen. «Es gibt einige technische Missstände in der Überbauung, die nie behoben worden sind. Die neue Verwaltung wird einiges zu tun haben.»

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