Mehraufwand mit gleich viel Personal
Schweizer Einkaufstouristen droht ab 2025 ein Zoll-Chaos

Die deutsche und Schweizer Politik krempelten in den letzten Tagen den Einkaufstourismus um. Zwei angepasste Regeln werden den Aufwand für den Schweizer Zoll mit grosser Wahrscheinlichkeit erhöhen. Das könnte zu höheren Wartezeiten führen.
Publiziert: 09.12.2024 um 12:00 Uhr
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Kleinere Einkaufstouren in Deutschland werden für Schweizer bald attraktiver.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Zollfreigrenze sinkt, Deutschland senkt Bagatellgrenze. Mehraufwand für den Zoll
  • Schweizer Behörde plant trotzdem mit gleich hohem Personalbestand
  • Die Quickzoll-App ist noch nicht auf Vordermann
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Bern will den Schweizer Einkaufstouristen ans Portemonnaie: Ab Januar wird die Zollfreigrenze für Einkäufe im Ausland von 300 auf 150 Franken pro Person gesenkt. Wer im Ausland einkauft, muss Waren bereits ab diesem Wert verzollen. Für Einkaufstouristen ein heftiger Schlag.

Die Antwort der deutschen Politik lässt nicht lange auf sich warten. Die sogenannte Bagatellgrenze von 50 Euro wird fallen. Schweizer Einkaufstouristen können in Zukunft die deutsche Mehrwertsteuer bei jedem Einkauf, also auch bei unter 50 Euro pro Laden, erstatten lassen. Die Folgen dieser beiden Massnahmen: Kleine Einkäufe ennet der Grenze werden attraktiver. 

Kleinere Touren, dafür vermehrt

Gut möglich, dass Einkaufstouristen darum nicht mehr für den grossen Shoppingbummel ins Deutsche fahren, dafür aber vermehrt kleinere Einkaufstouren machen. Tabea Rüdin, Mediensprecherin Deutschschweiz des Zolls, erklärt gegenüber CH Media die Folgen für die Grenzbehörde: «Wir gehen davon aus, dass die tiefere Wertfreigrenze zu mehr Verzollungen führen wird.»

Die neuen Regeln stellen beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) aber gar nichts auf den Kopf. Die Überprüfungen werden nicht intensiviert. Rüdin meint: «Die Kontrollen werden wie bisher mit den dazu zur Verfügung stehenden Ressourcen durchgeführt.» Auch zusätzliches Personal werde man nicht einstellen. Mehr Aufwand mit gleichem Personal – da runzelt der eine oder andere die Stirn.

Quickzoll funktioniert nur mässig

Kommt hinzu, dass die Verzollungs-App des Bundes Quickzoll noch nicht wirklich Fahrt aufgenommen hat. Die App rechnet automatisch aus, ob Abgaben zu leisten sind. Diese kann man dann direkt bezahlen. Gemäss Rüdin ist die App einfach zu gebrauchen, zudem sparen Einkaufstouristen Zeit, da sie nicht am Zoll anhalten müssen.

Die Vorteile kennen aber wohl nur die wenigsten. Im Jahr 2023 stiegen die Anwendungen von 53'000 auf 69'000. Zum Vergleich: Allein der Lörracher Zoll vor Basel stempelte 2021 insgesamt 1,7 Millionen Ausfuhrzettel ab. Vor der Corona-Pandemie waren es für die ganze deutsche Grenzregion sogar 15 Millionen Bescheinigungen.

Hinzu kommt: Die App rechnet derzeit noch mit der Mehrwertsteuer von 8,1 Prozent auf alle Waren. Auch für – bei Einkaufstouristen beliebte – Waren wie Lebensmittel oder Medikamente, für die eigentlich der reduzierte Steuersatz von 2,6 Prozent gelten würde. Der Zoll bestätigt gegenüber CH Media, dass eine Weiterentwicklung von Quickzoll mit dem reduzierten Steuersatz erst ab 2026 eingeführt wird. 

Trotzdem versucht das BAZG, die Einkaufstouristen von der App zu überzeugen. «Verwenden die Reisenden diese nicht, entsteht ein Mehraufwand für das BAZG und es kann zu Wartezeiten an der Grenze führen», argumentiert Mediensprecherin Rüdin. Ein Szenario, das wohl eintreffen dürfte.

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