Eine am Montag veröffentlichte Analyse von Commslab kommt zum Schluss: Die grossen Schweizer Arbeitgeber von Bund und Privatwirtschaft dominierten die Schlagzeilen im Jahr 2019.
Geprägt wurde die Berichterstattung über die SBB laut der Studie vor allem von Pannen, Unfällen und Personaldebatten. Hauptbefund: In allen vier Quartalen vereinte die SBB die grösste Medienaufmerksamkeit auf sich.
Das Basler Beratungsunternehmen wertete in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich die reputationsrelevante Resonanz zu den 140 bedeutendsten Schweizer Unternehmen in diesem Jahr aus.
Das Problemjahr der SBB
Tatsächlich geriet die Schweizer Eisenbahngesellschaft bereits zu Beginn des Jahres mit dem doppelstöckigen SBB-Zug «FV Dosto», der als «Pannenzug» zweifelhafte Bekanntheit erlangte, in die Schlagzeilen. Bombardier-Chef Stéphane Wettstein musste seinen Pannen-Zug oftmals verteidigen (BLICK berichtete).
Im Sommer 2019 sorgte dann ein nicht funktionierender Einklemmschutz für einen tragischen Unfall.
Die daraus entstandene Debatte über die Sicherheit der «EW-IV-Wagen» rückte zunehmend auch Personaldiskussionen rund um den SBB-Chef Andreas Meyer ins Zentrum des öffentlichen Interesse: «Eine intensive Berichterstattung ist häufig die Folge negativer Ereignisse, und in solchen Fällen wird auch die Führung zur Disposition gestellt», sagt Commslab Senior Consultant Angelo Gisler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Die Rücktrittsankündigung des seit Januar 2007 amtierenden Chefs der SBB beherrschte sodann die Berichterstattung über die SBB bis zur Ernennung des neuen Chefs Vincent Ducrot im Dezember. «Zwar dürfte die Klärung der Nachfolge Meyers medial zumindest vorerst für etwas Ruhe sorgen. Allerdings geht die öffentliche Kritik an der SBB doch tiefer, weshalb es mit der angekündigten Personalrochade noch nicht ausgestanden sein dürfte», sagt Gisler angesichts der aktuellsten Daten vom Dezember.
Migros und die beiden Grossbanken im Fokus
Neben der SBB hat sich die Schweizer Medienlandschaft über das Jahr 2019 hinweg auch intensiv mit der Migros sowie den beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS beschäftigt. Alle drei Unternehmen standen überdurchschnittlich stark im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit.
Die Ereignisse rund um den Präsidenten der Migros Genossenschaft Neuenburg-Freiburg (MNF), Damien Piller, die Beschattungsaffäre um den früheren Chef der internationalen CS-Vermögensverwaltung und jetzigen UBS-Banker Iqbal Kahn sowie der Prozess der UBS in Frankreich mit der später vom Bundesgericht sanktionierten Herausgabe von Kundendaten sorgten für öffentliche Kontroversen.
«Ereignisse, bei denen die Glaubwürdigkeit der gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Verantwortung von gewichtigen Unternehmen des Schweizer Wirtschaftsstandorts in Frage gestellt werden, haben für das heutige Mediensystem hohen Nachrichtenwert», begründet Gisler das hohe Interesse der Medien an den genannten drei Fällen. (SDA/uro)