«Der Zug fährt weitgehend pannenfrei»
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Bombardier-Schweiz-Chef:«Der Zug fährt weitgehend pannenfrei»

Bombardier-Chef Stéphane Wettstein verteidigt Pannen-Zug FV Dosto
«Die Kinderkrankheiten sind vorbei»

Viele Mängel des SBB-Pannenzugs FV Dosto seien inzwischen behoben, beteuert Stéphane Wettstein. Der Schweiz-Chef des Herstellers Bombardier erwartet, dass die Züge im Frühling die gewünschte Zuverlässigkeit erreichen.
Publiziert: 06.11.2019 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 13:05 Uhr
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Bombardier-Schweiz-Chef Stéphane Wettstein betont, die Zuverlässigkeit des Schüttelzuges FV Dosto habe sich deutlich verbessert.
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Claudia Gnehm

Was musste Bombardier-Schweiz-Chef Stéphane Wettstein (60) alles an Kritik einstecken. Zehn Monate nachdem der Pannenzug auf die Schiene kam, sieht er wesentliche Probleme behoben. Bis 2021 will er den SBB alle der 62 bestellten Fernverkehrszüge ausgeliefert haben. Zurücklehnen kann sich Wettstein aber noch lange nicht.

BLICK: Sie haben den SBB 25 Fernverkehrszüge FV Dosto ausgeliefert. Doch solange die Störungen häufiger als alle 8000 Kilometer auftreten, kann die Bahn sie nicht auf den gewünschten Strecken einsetzen. Wann ist es so weit?
Stéphane Wettstein:
Der Zug fährt heute weitgehend pannenfrei. Störungen registrieren wir noch alle knapp 7000 Kilometer. Das ist etwa so zuverlässig wie ein IC2000-Zug auf der Strecke Zürich-Bern. Die gewünschte Zuverlässigkeit von 8000 Kilometern werden wir im nächsten Frühling erreichen. Damit kann der Zug auf weiteren Linien eingesetzt werden.

Sie sagen, das Schüttelproblem des Zugs, das bei Passagieren zu Übelkeit führt, sei behoben. Haben die Passagiere, denen es immer noch übel wird, einfach Hirngespinste?
Ich glaube nicht, dass diese Leute Hirngespinste haben. Die Frage ist, ob sie mit dem FV Dosto gefahren sind und vor allem, ob sie mit diesen Fahrzeugen gefahren sind, wo seit September die neue Software drauf ist. Die Testresultate sind eindeutig. Wir konnten Querkräfte und das Schwingen deutlich reduzieren. Wenn jemand sehr sensibel ist, dann ein Tipp: Gehen Sie doch ins Unterdeck, dort ist der Fahrkomfort noch viel besser.

Durch die Verspätungen bei der Lieferung ist den SBB ein grosser Schaden entstanden. Haben Sie überhaupt Geld für Schadenersatz?
Wir reden nicht über Schadenersatz und schon gar nicht von Schäden. Es war nicht so, dass die SBB wegen uns nicht fahren konnten. Ich glaube ausserdem nicht, dass es bei den SBB auch nur eine Linie gab, die letztes Jahr ausfiel, weil unsere Züge nicht da waren. Wir haben heute aufgezeigt, wie wir die technischen Probleme lösen. Die kommerziellen Probleme lösen wir nicht vor den Medien, sondern am Verhandlungstisch.

Sie behaupten also, dass kein Problem der SBB mit dem Rollmaterial und Netz etwas mit den FV Dosto und Bombardier zu tun hat oder hatte?
Es gab schon Probleme wegen des FV Dosto. Aber schlussendlich ist es entscheidend, ob der Passagier davon betroffen war oder nicht. Wir konnten heute aufzeigen, dass die Pünktlichkeit auf den Linien, wo unsere Züge im September und Oktober eingesetzt wurden, bei 98 bis 99 Prozent lag. Im Gesamtsystem lag die Pünktlichkeit nur bei 96 bis 97 Prozent.

Die SBB haben eine Option auf den Kauf weiterer FV-Dosto-Zügen. Erwarten Sie weitere Aufträge?
Eine solche Option im Kaufvertrag ist üblich und sinnvoll. Nachdem wir mit dem Kunden Verbesserungen erarbeitet haben, hat dieser das optimale Produkt. Ich sehe keinen Grund, wieso man neu ausschreiben sollte.

In die Produktion in Villeneuve VD haben Sie Millionen investiert, damit sie die FV-Dosto liefern kann. Kommt es dort zu einem Abbau, falls die SBB die Kaufoption doch nicht ausübt?
Ein Produktionswerk muss sich immer der Auftragslage anpassen. Die Auslastung bestimmt, wie viele Angestellte es braucht. Derzeit sind es 530, vor ein paar Jahren waren es nur 170, aber wir hatten auch schon 900. Wir sind im Projektgeschäft und passen uns dem Geschäft an. Aber die letzten zehn Jahren haben wir unser Stammpersonal immer gehalten.

Vor einigen Wochen missbrauchten Fussball-Hooligans im FV Dosto eine Funktion, die für mehr Sicherheit sorgen sollte. Können Sie garantieren, dass sich das Türsystem inzwischen nicht mehr manipulieren lässt?
Ich kann Ihnen garantieren: Wenn Sie nicht im Lichtraumprofil stehen, dann geht die Türe zu. Daran haben wir gearbeitet. Aber wenn eine Türe drei Mal nicht zugeht, muss der Zugbegleiter nachschauen. Erst wenn der Eingang in Ordnung ist, kann man schliessen.

Heisst das, dass Hooligans den FV Dosto weiter blockieren können?
Hooligans können auch die ganze Stadt versprayen und Container anzünden. Wir bauen Züge für Passagiere, die von A nach B fahren wollen, und nicht für Menschen, die Züge kaputt machen wollen.

Der Zug ist 10 Monate im Betrieb. Wann haben die Kinderkrankheiten ein Ende?
Ich denke, wir sind mit dem FV Dosto aus dem Flegelalter. Wir kommen ins Erwachsenenalter, und die Zuverlässigkeit lässt sich mit anderen bewährten Zügen wie den IC2000 vergleichen. Wir müssen uns weiter verbessern, das ist keine Frage. Ich glaube, die Kinderkrankheiten sind vorbei. Wenn heute oder morgen ein Zug ausfällt, dann ist es meistens wegen Probleme, die wir kennen, die Lösung dafür aber noch nicht installiert ist.

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