Der Abgang von Credit-Suisse-Präsident António Horta-Osório (57) bewegt weit über die Schweiz hinaus. Sein Rücktritt war nach den Quarantäne-Verstössen unvermeidlich, sind sich internationale Medien einig. Das renommierte US-Wirtschaftsportal Bloomberg findet gar: «Die Credit Suisse stürzt nach dem Abgang von Horta-Osório ins Chaos.» Das Versprechen des portugiesisch-britischen Bankers, «eine Kultur der persönlichen Verantwortung in der Bank einzuführen», habe er nicht einhalten können.
Harte Worte zum Abgang findet auch die «New York Times». Sie spricht von einer «Reihe von Rückschlägen» für die Credit Suisse. Nach der Beschattungsaffäre, dem Greensill-Debakel und der Archegos-Pleite waren Horta-Osórios Quarantäne-Verstösse nur die jüngsten in einer Reihe von Skandalen. «Das Wichtigste, was diese Bank braucht, ist Ruhe», zitiert die «Financial Times» einen CS-Mitarbeiter. Und die Zeitung stellt klar: «Einen tödlichen Schlag habe der CS-Präsident seinem Plan versetzt, den Ruf der von Skandalen betroffenen Bank wiederherzustellen.»
Horta-Osório stand schon früher in der Kritik
Überraschter zeigt sich das deutsche «Handelsblatt»: «Horta-Osórios Rücktritt kommt unerwartet.» Die Zeitung schätzt aber, dass der CS-Präsident «nach den eigenen Verfehlungen» nicht mehr in der Lage war, die Bank zu verändern.
Während die ganze Welt im Dezember über die Quarantäne-Verstösse Horta-Osórios berichtete, schwiegen die Medien in seinem Heimatland Portugal. Das hat sich nun geändert. Die grösste portugiesische Zeitung «Público» schreibt als Aufmacher auf ihrer Website nüchtern, dass der Credit-Suisse-Präsident «zurücktreten muss, weil er gegen die Covid-Vorschriften verstossen» hat. Und «Público» erinnert an die Verfehlungen Horta-Osórios in seiner früheren Tätigkeit als Präsident der britischen Gruppe Lloyds Bank. «Für Kritik sorgte, als er für einen Auftrag der britischen Bank nach Singapur reiste – in Begleitung von Wendy Piatt, mit der er angeblich eine aussereheliche Affäre hatte.»