Es war im Mai 2014. Die Credit Suisse einigt sich im Steuerstreit mit den USA mit dem US-Justizdepartement. Die Grossbank bekennt sich schuldig, US-Amerikanern bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben und akzeptiert eine Busse von 2,6 Milliarden Dollar.
Etwas mehr als ein Jahr später im Juli 2015 tritt Brady Dougan (62) nach acht Jahren als CEO und 25 Jahren insgesamt bei der Credit Suisse zurück. Neuer Chef wird Tidjane Thiam (59), der vom britischen Versicherer Prudential kommt. Er baut die Bank um und führt zwei milliardenschwere Kapitalerhöhungen durch.
Faule Hypotheken und Beschattung
Im Dezember 2016 einigt sich die CS im Hypothekenstreit mit den USA auf einen Vergleich. Im Zusammenhang mit dem früheren Geschäft mit faulen Hypothekenpapieren verpflichtet sich die Bank zu einer Busse in Höhe von 2,48 Milliarden Dollar und Entschädigungen an Kreditnehmer über einen Zeitraum von fünf Jahren von 2,8 Milliarden.
Im Sommer 2019 erschüttert eine Beschattungsaffäre den Finanzplatz Zürich: Iqbal Khan (46), oberster Vermögensverwalter der Credit Suisse, zofft sich in Herrliberg ZH mit seinem Nachbarn und CS-CEO Thiam. Khan kündigt und heuert bei Erzrivalin UBS an. Die CS will verhindern, dass er Kunden und Mitarbeiter abwirbt, und lässt ihn überwachen.
Doch die Detektive fliegen auf, die Grossbank macht sich zur Lachnummer. Thiam nimmt im Februar 2020 den Hut.
Greensill und Archegos
Im Corona-Jahr 2021 glänzt die CS als Kreditgeberin für KMU. Doch der Lack ist schnell wieder ab. Erst fliegen der Bank im März die Lieferkettenfonds von Greensill Capital um die Ohren, dann kollabiert der Hedgefonds Archegos. Die CS hat das Risikomanagement nicht im Griff, verliert wegen des Archegos-Debakels 5 Milliarden Franken. Auch für eine CS ein Haufen Geld. Die Risikochefin und der Chef der Investmentbank müssen gehen, weitere Topmanager verlieren ihren Job.
Horta-Osório tritt an
Die Skandale der CS brachten den designierten CS-Präsidenten António Horta-Osório (57) zuerst einmal offenbar nicht aus der Ruhe. Er lenkte bereits die schlingernde britische Lloyds Bank wieder in ruhigere Bahnen und zurück ins Geschäft.
«Die CS ist sehr gut aufgestellt, im Gegensatz zu Lloyds vor zehn Jahren. Auch die Wirtschaftsaussichten sind positiv», sagt er der «Financial Times». Das sei eine andere Ausgangslage als bei Lloyds, die vor der Euro-Krise im Sterben lag.
CS-Präsident stolpert
Er war der erste CS-Präsident ohne Schweizer Pass, im Frühjahr 2021 trat er sein Amt an. Kaum ein halbes Jahr später deckte Blick Anfang Dezember seinen Verstoss gegen Quarantäne-Auflagen auf: Ende November kehrte Horta-Osório aus London nach Zürich zurück. Statt sich zehn Tage in Quarantäne zu begeben, reiste der Portugiese deutlich vor Ablauf der Frist auf die iberische Halbinsel.
Ende Dezember 2021 machte die Nachrichtenagentur Reuters bekannt, dass der CS-Verwaltungsrat zwei Verstösse von Horta-Osório gegen Corona-Quarantäne-Auflagen in der Schweiz und in Grossbritannien untersucht.
«Diese Verhalten ihres Präsidenten kann sich die CS nicht leisten. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Topmanagements», sagte dazu Monika Roth (70), Compliance-Expertin und Juristin zu Blick. Für sie war damals schon klar, die Tage sind für den CS-Präsidenten gezählt. Sie sollte recht behalten: Acht Monate nach seinem Antritt ist António Horta-Osório bereits CS-Geschichte.
«Zur Ruhe kommen sieht anders aus», kommentieren die Bank-Analysten der ZKB den jüngsten Fall.