Manche zahlen das Dreifache
Mieten in Zürich driften immer stärker auseinander

Wer in Zürich eine Mietwohnung sucht, muss beim Blick auf die Immobilienportale tief schlucken. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Mietpreise in der Stadt immer stärker auseinandergehen.
Publiziert: 05.11.2022 um 13:14 Uhr
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Die Mietpreise in Zürich gehen immer stärker auseinander.
Foto: PIUS KOLLER

Die Mietpreise in der Stadt Zürich driften immer stärker auseinander. Während Mieter für eine Dreizimmerwohnung in einem Neubau 2800 Franken netto, also ohne Nebenkosten, bezahlen, müssen langjährige Mieter monatlich zum Teil weniger als 900 Franken auf den Tisch legen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Immobilienbewertungsfirma Wüest Partner und der Stadt Zürich, die der «Tages-Anzeiger» ausgewertet hat.

Neumieter müssen gegenüber den Bestandesmieten heute viel tiefer in die Taschen greifen, als die noch im Jahr 2000 der Fall gewesen ist. So haben die Bestandesmieten seither um 42 Prozent zugelegt. Bei den Neumieten war der Anstieg mit 76 Prozent fast doppelt so stark.

Moderater Anstieg bei gemeinnützigen Wohnungen

Mieterinnen und Mieter, die von günstigen Mietzinsen profitieren, bleiben deswegen heute deutlich länger in ihren Wohnungen. «Das dämpft den Anstieg der Bestandesmieten zusätzlich», sagt Robert Weinert (43) von Wüest Partner im «Tages-Anzeiger».

Wer drei bis zehn Jahre in seiner Dreizimmerwohnung lebt, zahlt im Durchschnitt netto 1800 Franken. Wohnt eine Person bereits seit zehn bis 20 Jahren in ihrer Wohnung, sind es 1463 Franken. Läuft der Mietvertrag seit über 20 Jahren, sind monatlich im Schnitt 1259 Franken fällig. Für die Nebenkosten kommen nochmals gut 10 bis 15 Prozent hinzu.

Am geringsten fallen die Preisanstiege in Genossenschaftsbauten und Überbauungen von gemeinnützigen Stiftungen aus: Bei zwei oder drei Zimmern gingen sie seit 2000 um 22 Prozent hoch. Bei einer Vierzimmerwohnung sind es plus 35 Prozent.

Hohe Bodenpreise und Neubauten treiben Preisniveau

Eine gemeinnützige Dreizimmerwohnung kostet heute im Schnitt weniger als 1000 Franken im Monat. Wohnt eine Mieterin oder ein Mieter seit mehr als 20 Jahren in einer solchen Wohnung, sind monatlich weniger als 900 Franken fällig. Genossenschaftswohnungen sind oft etwas kleiner. Die Genossenschaften profitieren zudem von vergünstigten Bodenpreisen.

Wer auf dem freien Markt Bauland ersteht, zahlt in Zürich hingegen extrem hohe Preise, was sich in höheren Mieten niederschlägt. Gewinnorientierte Anbieter führen aber auch deutlich öfters Sanierungen durch, damit sie die Preise anschliessend erhöhen können. In Zürich werden zudem besonders oft Altbauten abgerissen und durch Neubauten mit x-fach höheren Mieten ersetzt.

Dank der niedrigen Zinsen der letzten Jahre sind viele Bestandesmieten gesunken. Doch damit ist mit den steigenden Zinsen nun Schluss: Der hypothekarische Referenzzinssatz könnte sich in den nächsten Jahren gemäss UBS-Prognose auf einem Niveau von 2,5 Prozent normalisieren. Damit könnten die Mieten bis 2025 «je nach Inflationsrate» um rund 20 Prozent angehoben werden. (smt)

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