20 Kantone im roten Bereich
Wohnungsmangel breitet sich über ganze Schweiz aus – Mieter müssen noch mehr zahlen

Die Schweiz hat nicht mehr genügend Wohnraum für ihre Bevölkerung. Steigende Baukosten und abnehmende Bauaktivität verschärfen die angespannte Situation zusätzlich. Die Wohnkosten schnellen nach oben.
Publiziert: 27.10.2022 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2022 um 18:30 Uhr
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Laut Prognosen von Wüest Partner werden im nächsten Jahr 20 von 26 Schweizer Kantonen einen Mangel an Wohnraum aufweisen. Im Bild: Mietwohnungen in Spiez BE.
Foto: Zamir Loshi
Dorothea Vollenweider

Knapp ein Drittel der Schweizer Mieterinnen und Mieter möchte sofort oder bei Gelegenheit umziehen. Bei 35,6 Prozent sind die hohen Wohnkosten ausschlaggebend für den Wunsch nach einer neuen Bleibe. Doch etwas Günstigeres zu finden, dürfte für viele ein frommer Wunsch bleiben. Denn Wohnraum ist knapp und wird immer teurer.

Das zeigt die grosse jährliche Marktanalyse Immo-Monitoring 2023 von Wüest Partner. «Man kann von einem schweizweiten Wohnungsmangel sprechen», sagt Studienleiter Robert Weinert (43) zu Blick.

Wohnungsnot herrscht dann, wenn weniger als 1,3 Prozent der Wohnungen leer stehen. Für Mieter, die in einem Kanton mit Wohnungsnot wohnen, wird es schwierig, in nützlicher Zeit im selben Kanton eine neue Bleibe zu finden. Zudem geht Wüest Partner davon aus, dass in Kantonen mit Wohnungsmangel die Mieten für ausgeschriebene Wohnungen – auch Angebotsmieten genannt – steigen werden.

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20 Kantone mit Wohnungsmangel

Vor allem in den Kantonen Zug, Genf und Zürich sind freie Wohnungen ein rares Gut. Aber nicht nur dort, denn laut Prognose der Immobilienberatungsfirma wird es nächstes Jahr in 20 von 26 Schweizer Kantonen an Wohnraum mangeln.

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Dazu gehören Luzern, Waadt, Aargau, Graubünden, Bern, Schwyz und St. Gallen. «Nicht in allen Kantonen ist die Situation so prekär wie beispielsweise in Zürich», sagt Weinert. «Aber eine Mietwohnung zu finden, ist nicht mehr so einfach wie vor zwei Jahren.»

Bauaktivitäten nehmen ab

Die Zeiten von Geistersiedlungen sind vorbei. Dass sich der Wohnungsüberfluss so schnell zum Wohnungsmangel wandeln konnte, hat mehrere Gründe. Einerseits ist Bauland in der Schweiz von Natur aus knapp. Und die Nachfrage nach Wohnraum nimmt aufgrund von Zuwanderung und Bevölkerungswachstum zu.

Gleichzeitig haben Bauherren ihre Bauaktivitäten zurückgefahren, weil die Leerstände bis 2020 stetig stiegen. Danach wirkten sich die explodierenden Baupreise negativ auf die Neubautätigkeit aus.

«Die Baupreise beeinflussen die Bauaktivität in der Schweiz stark», sagt Weinert. Sowohl die Bauinvestitionen als auch die Baueingaben nehmen in den Folgemonaten ab, wenn die Baupreise steigen.

Hier steigen die Mieten stark an

Wohnungsknappheit und steigende Baukosten – das schlägt sich auf die Preise nieder! Wohnen wird teurer. Die Angebotsmieten steigen im kommenden Jahr laut Wüest Partner im Schnitt um 2 Prozent.

Am stärksten wird es Graubünden mit einer Zunahme von 3,5 Prozent treffen. Zürich liegt mit einem Plus von 2,8 Prozent ebenfalls deutlich über dem Schweizer Durchschnitt. Auch in der Innerschweiz und im Kanton Genf steigen die Mieten voraussichtlich um über 2 Prozent.

Günstige Alternative fällt weg

«Wohnraum wird aber auch teurer, weil der Ausbaustandard stetig steigt», sagt Weinert. Für Schweizer wird es deshalb immer schwieriger, günstigen Wohnraum zu finden.

Gleichzeitig nehmen die Nebenkosten für Heizen und Warmwasser zu. Das dürfte dazu führen, dass die Bruttomiete einer durchschnittlichen Mietwohnung mit Gas- oder Ölheizung nächstes Jahr sogar um über 5 Prozent zulegt. Besonders bitter: Seit die Zinsen für Hypotheken so stark gestiegen sind, fällt das Eigenheim als günstige Alternative weg.

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