Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür. Und während die Temperaturen sinken, steigt eine andere Kurve steil nach oben: die der Heizkosten! Hausbesitzerinnen und Mieter müssen jetzt ihre Heizung aufdrehen. Wie stark sie ihre Wohnung beheizen, hängt direkt damit zusammen, wie hoch ihre Rechnung ausfallen wird.
Doch stimmt das wirklich? Hausbesitzer haben einen direkten Einfluss darauf, wie hoch ihre Heizkosten diesen Winter ausfallen. Für Mieterinnen und Mieter ist das allerdings komplizierter. Für sie hängen die Heizkosten nicht unbedingt nur von ihrem eigenen Nutzungsverhalten ab.
Kostenabrechnung pro Gebäude, Mieter zahlen solidarisch
Blick-Leser Peter M.* (49) wohnt in einem Altbau in Winterthur ZH. «Der Vermieter hat mich darüber informiert, dass die Heizkosten auf die Anzahl Wohnungen verteilt werden», sagt er. Es wird also nicht berücksichtigt, wie viel Energie der einzelne Mieter tatsächlich bezieht.
M. fragt sich: «Ist das fair?» Laut dem Vermieter ist eine andere Abrechnungsmethode in dem in die Jahre gekommenen Gebäude nicht möglich. Die Immobilie hat Baujahr 1942. Auf vier Stockwerken befinden sich acht Wohnungen.
Ist es üblich, dass Vermieter Heizkosten in Wohnüberbauungen pro Gebäude und nicht pro Wohnung abrechnen? Und heisst das, dass Mieterinnen mitbezahlen müssen, wenn der Nachbar seine Wohnung auf 25 Grad heizt? Blick hat bei grossen Immobilienverwaltungen nachgefragt.
«Das ist je nach Liegenschaft und Ausstattung individuell», heisst es bei Wincasa. Der Immobiliendienstleister bewirtschaftet schweizweit rund 234'000 Gebäude.
Altbauten fehlt die Ausstattung
Ist die Immobilie nicht mit Wärmezählern ausgestattet, wird nach Quadratmeter, Kubikmeter oder weiteren Verteilschlüsseln abgerechnet. «Dieser ist für alle Mieter gleich. Egal ob sie nun viel oder wenig Energie beziehen», so der Immobiliendienstleister.
Auch bei Mobimo gibt es einige ältere Bestandsliegenschaften, die nicht mit Wärmezählern ausgestattet sind. Etwas mehr als ein Drittel aller von Mobimo bewirtschafteten Wohngebäude könne nicht individuell abgerechnet werden. Bei Wincasa sind es etwas weniger als ein Drittel.
Die Frage, ob die Heizkosten in solchen Fällen nicht ungerecht verteilt werden, beantwortet Mobimo so: «Es ist ausgewogen, entspricht jedoch sicher nicht der effektiven Abrechnung nach Wärmebezug.»
Bei neueren Liegenschaften mit Wärmezählern ist eine individuelle Abrechnung Standard. Bei den Bewohnern von Altbauten setzen die Immobiliendienstleister auf die Eigenverantwortung der Mieter. Wincasa und Mobimo halten Energie-Spartipps bereit.
Vermieter setzen auf Eigenverantwortung
Mobimo sagt: «Wenn der Mieter in seiner Eigenverantwortung einen Beitrag zu weniger Energieverbrauch leisten will, geben wir ihm gerne Empfehlungen ab.» Kontrolliert werde der Verbrauch der einzelnen Bewohner jedoch nicht. Auch über die Zentralheizung der Immobilie wird die Temperatur in den einzelnen Wohnungen nicht reguliert.
Die Immobiliendienstleister verweisen auf Detailbelege, die bei ihnen eingesehen werden können. Gleichzeitig haben die Mietparteien bei Nebenkostenabrechnungen die Möglichkeit, Einsprache zu erheben.
Mieterverband fordert genaue Abrechnung
«Es ist nicht fair, wenn nicht der tatsächliche Verbrauch verrechnet wird», sagt Linda Rosenkranz (43), Generalsekretärin des Mieterinnen- und Mieterverbands Schweiz (MV). Für Mieter wäre es motivierender, wenn sie das eigene Sparen auch auf der Rechnung sehen – wie etwa beim Strom.
«Heute gibt es bezahlbare technische Möglichkeiten, um eine individuelle Heizkostenabrechnung zu machen», so Rosenkranz. Das Gespräch mit dem Vermieter zu suchen, kann sich also auszahlen.
* Name der Redaktion bekannt