Manager stapeln Koffer, Ryanair mit Anstellungsoffensive
Airline-Branche total verrückt

Die Airline-Branche erholt sich langsam von der Corona-Pandemie. Doch die Reiselust der Leute bringt neue Herausforderungen und Risiken mit sich. In Amerika müssen nun sogar die Manager Koffer stapeln. Und eine Studie schlägt Alarm punkto Sicherheit.
Publiziert: 13.07.2021 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2021 um 12:34 Uhr
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In der Airline-Branche ist vieles nicht mehr wie vor Corona.
Foto: keystone-sda.ch
Nicola Imfeld

Eigentlich gab es zuletzt gute Nachrichten für die arg gebeutelte Airline-Branche: Wegen des weltweiten Impffortschritts haben viele Länder ihre Reiserestriktionen aufgeweicht oder sogar vollständig aufgehoben. Der Flugverkehr zieht langsam wieder an.

Doch die Erholung bringt auch neue Herausforderungen und Risiken mit sich. Fluggesellschaften, die in der Krise Personal entlassen haben, sind teilweise überfordert mit der Reiselust der Menschen. Das spürten in den vergangenen Tagen etwa Passagiere von Southwest und American Airlines, die mit vielen Verspätungen zu kämpfen hatten – teilweise auch, weil noch nicht wieder genug Personal da ist, wie das Branchenmagazin «Aerotelegraph» schreibt.

Manager verladen Koffer

Auch bei Alaska Airlines kommt man ins Schwitzen. Die Fluggesellschaft mit Basis im amerikanischen Seattle hat aktuell nicht genügend Bodenpersonal, wie die «Seattle Times» berichtet. Damit man konkurrenzfähig bleibt, habe die Airline die Löhne durch Boni vorübergehend angehoben.

Das reicht aber noch nicht: Offenbar ist die Situation in Seattle so dramatisch, dass selbst die Anzug-tragenden Manager Extraschichten einlegen müssen. So kommt es derzeit vor, dass Manager und Verwaltungsangestellte beim Kofferstapeln und -verladen aushelfen.

Unter ihnen Andrea Schneider. Sie hatte am 4. Juli um 6.30 Uhr ihre erste Schicht, wie sie der Zeitung erzählt. Sie sei nicht sehr gross und kräftig. Für sie sei es eine Herausforderung gewesen, die Koffer auf die Gepäckwagen zu stapeln. «Aber es hat mir Spass gemacht», sagt Schneider. Ihr winkt nun als Belohnung ein Gratisflug.

Ein anderer Manager sieht das Ganze kritischer. Der Mann, der anonym bleiben möchte, sagt, dass sich die meisten vor den Aushilfsjobs drücken. Sein Vorwurf an die Führungsetage ist happig. Diese würde die Bezahlung des Bodenpersonals auf Kosten der Stabilität niedrig halten.

Wie sicher ist das Fliegen noch?

In der Branche wird derzeit auch die Sicherheitsfrage gross diskutiert. Wegen der Corona-Pandemie blieben mit den Flugzeugen auch Zehntausende Piloten monatelang am Boden. Viele von ihnen sitzen nun plötzlich wieder im Cockpit. Eine Studie des Versicherungskonzerns Allianz schlägt Alarm und zeigt die Risiken und Gefahren der pandemiebedingten Pause im globalen Flugverkehr auf.

Einer der Hauptpunkte der Studie sind die eingerosteten Piloten. Dutzende von ihnen haben Anfang des Jahres Fehler an das sogenannte «Aviation Safety Reporting System» der Nasa gemeldet. Unter anderem ging es um gescheiterte Landeversuche. Als Grund gaben die Piloten fehlende Flugpraxis an.

Fluggesellschaften seien sich bewusst, dass ihre Piloten durch die lange Zeit am Boden aus der Übung gekommen sind, und ergreifen Massnahmen, um mögliche Risiken zu managen und zu mindern. «Es ist beruhigend, dass Airlines auf Risikomanagement-Prozesse zurückgreifen, die Flugreisen schon vor Covid-19 sicherer gemacht haben», sagt dazu Studienautor Axel von Frowein.

2000 neue Pilotenjobs bei Ryanair

Derweil kündigt die Billigairline Ryanair eine Einstellungsoffensive an. In den kommenden drei Jahren will die irische Fluggesellschaft 2000 Piloten einstellen. Gesucht werden vor allem Nachwuchskräfte, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Freie Kapitänsposten würden vor allem intern vergeben.

Noch in diesem Jahr sollen dafür Trainingskurse beginnen. Hintergrund der Neueinstellungen ist die Anschaffung von mehr als 200 Boeing 737 der neuesten Generation. Die Erholung von der Corona-Krise will Ryanair bis 2024 abgeschlossen haben. Bis dahin will der Billigflieger die Marke von 200 Millionen Passagieren jährlich knacken.

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