Die neue Schweizer Fluggesellschaft wollte im vergangenen Jahr so richtig durchstarten. Doch 2020 war für Chair Airlines zum Vergessen. Das Unternehmen mit Sitz in Opfikon ZH musste wegen der Corona-Pandemie die meisten Flüge streichen. Das Kabinenpersonal erhielt neue Arbeitsverträge und schuftet seither für unter 2000 Franken (Blick berichtete).
Die Corona-Impfungen lassen die Aviatik-Branche nun aber wieder hoffen. Auch Chair Airlines plant vom Flughafen Zürich aus wieder mit einem dichten Sommerprogramm. Sie will 18 Ziele anfliegen, darunter Feriendestinationen wie Ibiza, Larnaka, Kos oder Mallorca.
Doch damit dies auch wirklich klappt, ist man bei Chair auf eine positive Entwicklung der Pandemie angewiesen. Und natürlich auf genügend Flugzeuge. Doch das sollte ja eine Selbstverständlichkeit sein – oder etwa doch nicht?
Kollision mit Hangar-Tor in Neapel
Diese Woche machte «Abouttravel.ch» publik, dass Chair eines seiner drei Flugzeugen nicht mehr benutzen kann. Grund: In Italien kam es bei Wartungsarbeiten zu einer Kollision mit einem Hangar-Tor auf dem Flughafen Neapel. Dabei wurde die Maschine so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr instand gesetzt werden kann.
Die Chair Airline bestätigt den Peinlich-Unfall auf Blick-Anfrage. Dies sei im vergangenen Jahr passiert. «Wie sich der Vorfall im Detail ereignete, entzieht sich unserer Kenntnis», sagt CEO Shpend Ibrahimi. Nur so viel: «Das Heckteil wurde beschädigt.»
Kaputte Maschine wird Ersatzteillager
Vom Unfall betroffen ist ausgerechnet das Airbus-A319-Modell HB-JOH, mit dem das Unternehmen Schweizer Luftfahrt-Geschichte geschrieben hat. Der Jet mit dem rot-blauen Chair-Logo und dem Schweizer Kreuz auf der Heckflosse führte 2019 den Jungernflug von Chair Airlines durch.
Jetzt muss er für immer am Boden bleiben. Die Maschine soll laut Chair Airline in Zukunft als Ersatzteillager Verwendung finden. Immerhin: «Aufgrund des coronabedingt reduzierten Flugbetriebes kam es durch den Ausfall der Maschine zu keinen Flugausfällen», sagt CEO Ibrahimi.
Chair sucht Ersatzflugzeug
Damit die jüngste Schweizer Airline in diesem Jahr endlich durchstarten kann, soll die Flotte schon bald wieder auf drei Flugzeuge aufgestockt werden. «Wir suchen einen Airbus A320», verrät Ibrahimi Blick. Wann der Kauf abgeschlossen werden könne, hänge von der Entwicklung der Pandemie sowie den Konditionen der verfügbaren Flugzeuge ab.
Der CEO ist aber zuversichtlich: «Wir gehen davon aus, dass wir den Sommerflugplan wie geplant fliegen werden.» Man könne bereits einen positiven Buchungstrend erkennen, die Situation sei aber mit der Zeit vor der Pandemie nicht vergleichbar.
Chair entstand aus Germania
Chair Airlines wurde 2019 gegründet. Nach der Pleite der Berliner Airline Germania gelangte die Schweizer Tochter Germania Flug AG in die Hände der Schweizer Unternehmerin und Air-Prishtina-Chefin Leyla Ibrahimi-Salahi.
Kurz darauf trennte sie sich aber bereits wieder von 49,9 Prozent ihrer Anteile an der Fluggesellschaft. Die polnische Charterfluggesellschaft Enter Air übernahm diese Anteile. Die restlichen 50,1 Prozent bleiben bei der Schweizer Albex Aviation von Ibrahimi-Salahi.